TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Donnerstag, 6. Oktober 2011
RÜCKGANG DER HOTELÜBERNACHTUNGEN: Die Übernachtungen in der Schweizer Hotellerie sind im August gegenüber dem Vorjahr um 6,3 Prozent auf insgesamt 3,9 Mio. Logiernächte gesunken. Der starke Franken dürfte für den Rückgang bei den ausländischen Gästen verantwortlich sein: Mit 2,2 Mio. Logiernächten resultiert in diesem Segment im Vorjahresvergleich ein Minus von 9,4 Prozent. Bei den inländischen Gästen sanken die Übernachtungen um 1,9 Prozent auf 1,6 Millionen.
FRANKEN WEITERHIN ZU STARK: Die Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, hält den Euro-Kurs auch nach der Festlegung der Untergrenze durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) für zu tief. Besser wäre ihrer Ansicht nach ein Kurs von 1,30 oder 1,40. Das Eingreifen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) habe Stabilität gebracht, sagte Ineichen-Fleisch in einem Interview mit «Tages-Anzeiger» und «Der Bund». Der Mindestkurs von 1,20 entspreche aber nicht dem Verhältnis der Kaufkraft.
FORDERUNG AN DIE UBS: Nach dem Handelsskandal bei der UBS und dem Rücktritt von Konzernchef Oswald Grübel haben Aktionäre auch Investmentbank-Chef Carsten Kengeter zum Rücktritt aufgefordert. Im Top-Management der UBS müsse der Generationswechsel weitergehen, erklärte die einflussreiche Anlagestiftung Ethos. Die UBS hatte am Mittwochabend mitgeteilt, die beiden Co-Chefs des Aktienhandels François Gouws und Yassine Bouhara seien zurückgetreten, «da sie die Gesamtverantwortung für die effektive Führung des Equity-Geschäfts tragen».
WÜRDIGUNG VON STEVE JOBS: Weltweit trauern Menschen um Apple-Gründer Steve Jobs. Apple richtete unterdessen ein elektronisches Kondolenzbuch ein. Auf die Email-Adresse RememberingSteve@Apple.com können Fans Beileidsnachrichten schicken. Vor seinem Haus im kalifornischen Palo Alto versammelten sich trauernde Nachbarn und Fans. US-Präsident Barack Obama und seine Ehefrau Michelle zeigten sich «betrübt» über Jobs Tod. Er habe zu den grössten amerikanischen Erfindern gezählt. Mit dem Aufbau eines der erfolgreichsten Unternehmen des Planeten aus seiner Garage heraus, habe er beispielhaft den Geist der amerikanischen Erfindungsgabe gezeigt. «Die Welt hat einen Visionär verloren», hiess es in der Erklärung des Präsidenten.
UNVERÄNDERTER LEITZINS: Der Leitzins für den Euroraum bleibt unverändert bei 1,5 Prozent. Wegen der akuten Vertrauenskrise am Geldmarkt greift die EZB aber den Banken mit langfristigen Liquiditätslinien unter die Arme. Sie stellt den Banken Geld mit besonders langer Laufzeit von einem Jahr zur Verfügung und will wieder sogenannte gedeckte Anleihen wie Pfandbriefe kaufen. Das Volumen der Ankäufe bezifferte Trichet auf 40 Mrd. Euro. Damit reaktiviert die EZB Instrumente aus der Zeit der Finanzkrise. Mit den Massnahmen sollen Liquiditätsengpässe im Finanzsektor vermieden werden.
BOOM FÜR EASYJET: Der Boom in der Luftfahrt hat dem britischen Billigflieger Easyjet im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende September) einen kräftigen Passagierzuwachs beschert. Die Zahl der Fluggäste kletterte dank eines ausgeweiteten Flugangebots um fast 12 Prozent auf 54,5 Millionen. Die Auslastung verbesserte sich um 0,3 Prozentpunkte auf 87,3 Prozent. Angesichts der gut laufenden Geschäfte hat die Unternehmensführung bereits das Gewinnziel angehoben und eine Sonderdividende in Aussicht gestellt.
IN UNGARN DROHT BANKENKRISE: Das Mitte September vom ungarischen Parlament verabschiedete Gesetz über Fremdwährungskredite droht die Banken in eine neue Krise zu stürzen. Die Ratingagentur Moody’s hat sieben ungarische Banken in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuft. In den vergangenen Jahren haben in Ungarn rund 1,3 Millionen Bürger Baukredite vor allem in Schweizer Franken abgeschlossen. Nach den dramatischen Kursverlusten des ungarischen Forint gegenüber dem Franken sind sie nun von Privatinsolvenz bedroht. Die Regierung des rechtspopulistischen Premierministers Viktor Orban erarbeitete daraufhin ein Gesetz, das die Rückumwandlung der Kredite zu einem künstlich fixierten, deutlich günstigeren Kurs ermöglicht. Den Verlust müssen die Banken tragen. Die EU-Kommission prüft, ob das Gesetz mit Gemeinschaftsrecht vereinbar ist.
SICHERHEIT FÜR DEXIA-EINLAGEN: In der Krise um die Dexia-Bank hat Belgiens amtierender Ministerpräsident Yves Leterme die Einlagen der Kunden als sicher bezeichnet. Der Staat garantiere den Fortbestand des belgischen Teils von Dexia. Dessen Scheitern stehe nicht zur Debatte. Damit gehe die Garantie über die bestehende Sicherung von Einlagen bis zu 100’000 Euro hinaus, betonte Leterme. Mit Frankreich werde derzeit über eine gerechte Aufteilung der Rettungskosten verhandelt. Es gebe keinen Grund zur Annahme, dass Frankreichs «AAA»-Rating wegen der Dexia-Krise gefährdet sein könnte. Dexia droht als erste grosse europäische Bank zum Opfer der Schuldenkrise zu werden. Die Haupteigner Frankreich und Belgien sowie die Notenbanken beider Länder hatten das Geldhaus am Dienstag mit einer Garantie für die Sparer gestützt. Die mit 4,8 Mrd. Euro in Griechenland engagierte Bank bangt vor weiteren Abschreibungen und steht vor der Zerschlagung.