TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Donnerstag, 3.Juni
BESSERE FÜHRUNGSKULTUR: Die Corporate Governance in den börsenkotierten Unternehmen der Schweiz ist mehrheitlich zufriedenstellend. Eine Studie des unabhängigen Vermögensverwalters ZCapital zeigt sogar auf, dass die Firmen im Vergleich zum Vorjahr etwas besser geführt werden. Bei den Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) am besten abgeschnitten haben Lonza, Holcim und Julius Bär. Bewertet wurden die Unternehmen nach diversen Kriterien in den Bereichen Aktionärszusammensetzung und Kapitalstruktur, Zusammensetzung von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat, Entschädigungs- und Beteiligungsmodelle sowie Mitwirkungsrechte der Aktionäre.
LEUTHARD FORDERT REFORMEN: Bundespräsidentin Doris Leuthard hat zum Auftakt des diesjährigen Swiss Economic Forums in Interlaken Reformen im Sozialbereich gefordert. Ohne Reformen litten Wirtschaft und Erwebstätige. «Wenn es erneut gelingt, mit dem Stichwort des Sozialabbaus die Emotionen zu schüren», sagte Leuthard in Anspielung auf die bevorstehende Volksabstimmung über die Revision der Arbeitslosenversicherung, «sind die Folgen bereits ab 2011 spürbar». Die Schweiz habe ganz allgemein im Bereich der Sozialversicherungen einen Reformstau. Auch bei der Krankenversicherung «werkle» man seit Jahren herum.
SDA MIT WENIGER GEWINN: Die SDA-Gruppe hat im letzten Jahr die Krise in der Medienbranche mit voller Wucht zu spüren bekommen. Das Verschwinden zahlreicher Gratiszeitungen liess den Konzerngewinn stark schrumpfen. Im laufenden Geschäftsjahr zeichnen sich rote Zahlen ab. Der Gesamtertrag der SDA-Gruppe nahm im letzten Jahr um 3,9 Prozent auf 38,26 Mio. Fr. ab, wie dem Geschäftsbericht 2009 der Gruppe zu entnehmen ist. Der Betriebsgewinn (EBIT) belief sich auf 0,35 (Vorjahr: 4,39) Mio. Franken. Unter dem Strich ging der Konzerngewinn nach Steuern markant auf 0,86 (3,10) Mio. Fr. zurück. Der Ertragsrückgang ist laut Verwaltungsratspräsident Hans Heinrich Coninx vor allem eine Folge des massiven Einbruchs bei den Gratiszeitungen.
SANIERUNG AUF KURS: Die Sanierung des angeschlagenen Technologiekonzerns OC Oerlikon verläuft nach Plan. Die Publikumsaktionäre habe ihre Bezugsrechte für die neuen Aktien fast vollständig ausgeübt. Noch einmal fast gleichviele neue Aktien zeichnete Grossaktionärin Renova. Damit fliessen der hochverschuldeten OC Oerlikon in der ersten Kapitalerhöhung bis zu 859,3 Mio. Fr. in die Schatullen. Das Geld soll dazu beitragen, den Schuldenberg von 1,7 Mrd. Fr. zu verkleinern. Alles in allem will OC Oerlikon das Eigenkapital um bis zu 1,3 Mrd. Fr. erhöhen und die Schulden um bis zu drei Viertel abbauen.
TOURISTEN DER ZUKUNFT: Welche Art von Touristen wird die Stadt Zürich in zwanzig Jahren anlocken? Zürich Tourismus hat in Zusammenarbeit mit dem Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) einen Blick in die Zukunft gewagt und sieht vier mögliche Szenarien. Erstes Szenario wäre die Entwicklung der Region Zürich zu einem so genannten «Bleisure Hub», also der Kombination von Arbeit (Business) und Freizeit (Leisure). Dies bedeutet, dass Zürich sich darauf konzentrieren könnte, zur «angenehmsten Business-Destination Europas» werden könnte, wie Zürich Tourismus in einer Studie schreibt. Ein neues Kongresszentrum oder das geplante Grossprojekt «Circle at Zurich Airport» könnten zu wichtigen Standorten für diese Art des Reisens werden.
BETEILIGUNG VERKAUFT: Der Zürcher Industrielle Dieter Bührle hat seine 50-prozentige Beteiligung am Ostschweizer Regionalflugplatz Altenrhein verkauft. Alleiniger Besitzer ist jetzt der Vorarlberger Unternehmer Markus Kopf. Kopf übernahm von Bührle dessen Beteiligung an der Altenrhein Realco AG und deren Tochter Airport Altenrhein AG, wie das Flugplatz-Unternehmen mitteilte. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Der neue Alleineigentümer Markus Kopf will den Flugplatz, basierend auf der bisherigen Strategie, massvoll weiterentwickeln, wie es im Communiqué heisst. Dies soll im Rahmen des Staatsvertrags zwischen der Schweiz und Österreich und im Einklang mit der Bevölkerung geschehen.
NEUE CS-TOCHTER: Die Credit Suisse (CS) will stärker KMU und Firmen-Neugründungen fördern. Zusammen mit der unternehmerisch orientierten Interessensgemeinschaft Swiss Venture Club (SVC) gründet die Grossbank eine neue Tochter und legt dazu bis zu 100 Mio. Fr. Risikokapital in den Topf. Die neu gegründete «SVC-AG für KMU Risikokapital» will Innovation unterstützen: Das Angebot richtet sich an kleine Firmen mit knappen Eigenmitteln, Jungunternehmer und Start-Ups, landesweit und in allen Branchen.
SCHNELLERE ERHOLUNG: Die internationale Luftfahrt spürt nach herben Einbussen im Krisenjahr 2009 eine deutliche Belebung. Die Branche dürfte sich schneller als erwartet in zwei Jahren wieder erholen, sagte Giovanni Bisignani, Generaldirektor des Weltluftfahrtverbands IATA. In Asien und Nordamerika sei ein kräftiger Aufwind zu spüren, da dort die Konjunktur stärker anziehe. Europa hänge dagegen hinterher. Neben den Behinderungen wegen der Vulkanaschewolke aus Island trage dazu auch mangelnde politische Koordination bei. Die IATA, Vereinigung von 230 Fluggesellschaften, trifft sich an diesem Montag zu ihrer Jahresversammlung in Berlin.
STRAFE FÜR JP MORGAN: Die britische Finanzaufsicht hat der Investmentbank JP Morgan eine Rekordstrafe aufgebrummt, weil sie das Geld von Kunden jahrelang nicht klar genug von ihrem eigenen getrennt hat. Die US-Bank muss 33,3 Mio. Pfund (56.5 Mio. Franken) an die Behörde zahlen. Dies teilte die Financial Services Authority (FSA) mit. Das sei die höchste Strafe, die die FSA jemals verhängt hat. Eine britische Sparte der Bank, JP Morgan Securities, hatte laut FSA sieben Jahre lang das Geld von Klienten nicht ausreichend auf einzelnen Konten von ihrem eigenen getrennt. Wäre sie in dieser Zeit in die Insolvenz geraten, hätten «beträchtliche Mengen» der Kunden-Milliarden verloren gehen können.
KAMPF GEGEN STEUERN: Die Giganten der Bergbau-Branche kämpfen in Australien mit einem Investitionsstopp gegen die von der Regierung geplante Gewinnsteuer. Das britisch-australische Minenunternehmen Xstrata mit Sitz in Zug schloss sich dem Protest an. Xstrata drohte, geplante Kohle- und Kupferprojekte im Volumen von umgerechnet 4,4 Mrd. Euro zu streichen. Damit setzen die Rohstoffkonzerne die Regierung mittlerweile mit einem auf Eis gelegten Investitionsvolumen von insgesamt 16 Mrd. Euro unter Druck und liefern auch der konservativen Opposition neue Munition. Xstrata trifft mit seiner Drohung ausgerechnet Queensland, den Heimatstaat von Ministerpräsident Kevin Rudd. Die dort geplanten Kohle- und Kupferprojekte würden sich nicht lohnen, wenn die geplante Steuer von 40 Prozent tatsächlich wie geplant 2012 eingeführt würde, erläuterte Xstrata.