Türkische Hochschulbehörde weicht Kopftuchverbot auf
(Keystone-SDA) Istanbul – Die türkische Hochschulbehörde hat das immer wieder heftig umstrittene Kopftuchverbot in Universitäten indirekt aufgeweicht. Sie teilte den Universitäten mit, dass Studentinnen grundsätzlich nicht mehr aus dem Unterricht geschickt werden dürften.
Verstösse sollten gemeldet werden, hiess es in dem Brief der Behörde an die Hochschulen. So wurde die bisherige Praxis – ohne das Kopftuch direkt zu benennen – entschärft. Bereits an mehreren Universitäten seien Frauen wieder mit Kopftüchern erschienen und geduldet worden, berichteten türkische Medien am Mittwoch.
Die Kopftuchdebatte sorgt in der muslimisch-dominierten, aber offiziell säkularen Türkei, für heftige Diskussionen. Säkularisten sehen im Kopftuch ein Symbol des politischen Islams und betrachten jeden Versuch, es in Schulen zuzulassen, als Angriff auf die säkularen Gesetze der Türkei.
Gespräche gescheitert
Die Opposition hatte angekündigt, sie sei bereit, über eine Aufhebung des Kopftuchverbots an Universitäten zu diskutieren, solange die islamische Kopfbedeckung in der Primar- und Sekundarstufe sowie in Regierungseinrichtungen verboten bleibe.
In gemeinsamen Gespräche konnten sich Regierung und Opposition am Mittwoch allerdings nicht auf Pläne zur Aufhebung des Kopftuchverbots an Hochschulen einigen.
Die islamisch-konservative Partei von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) habe nicht garantiert, dass die Aufhebung auf Universitäten beschränkt bleibe, sagte Kemal Anadol von der Republikanischen Volkspartei (CHP).
Nach Putsch eingeführt
Das strikte Kopftuchverbot war nach dem Militärputsch von 1980 in der Türkei eingeführt worden. Vor zwei Jahren hatte die AKP schon einmal versucht, die Regeln für das Tragen von Kopftüchern an Universitäten zu reformieren.
Das Vorhaben scheiterte jedoch vor dem türkischen Verfassungsgericht, das in der umstrittenen Reform einen Widerspruch zur säkularen Verfassung des Landes sah.