Vossloh zieht eigene Aktien ein und startet neues Rückkaufprogramm (AF)
WERDOHL (awp international) – Der zuletzt unter einer schwachen Auslandsnachfrage leidende Verkehrstechnikkonzern Vossloh will weitere Aktien zurückkaufen. Der Aufsichtsrat beschloss die Einziehung eigener, bereits im Besitz befindlicher Anteile und den Beginn eines neuen Aktienrückkaufprogramms, wie die im MDax notierte Gesellschaft am Dienstag im sauerländischen Werdohl mitteilte. Die Aktie sprang nach der Mitteilung ins Plus und legte zuletzt 0,58 Prozent auf 88,60 Euro zu.
Knapp 1,5 Millionen Aktien, das sind fast 10 Prozent des Grundkapitals, sollen eingezogen werden. Dadurch steigt der Anteil der einzelnen Aktionäre am Unternehmensgewinn. Danach will das Unternehmen bis zu 10 Prozent der eigenen Aktien an der Börse kaufen. Das Rückkaufprogramm soll am Mittwoch starten und spätestens am 30. Juni 2012 abgeschlossen sein.
Laut Vorstandschef Werner Andree, soll der Rückkauf auch ein Zeichen der Zuversicht für das weitere Wachstumspotenzial des Unternehmens sein. Vor dem Hintergrund eines immer grösseren Engagements des Vossloh-Grossaktionärs Heinz Hermann Thiele, ist aber auch eine andere Lesart denkbar. Der Milliardär und Knorr-Bremse-Eigner hält mittlerweile 15,29 Prozent an den Sauerländern und teilte erst kürzlich mit, dass er diesen Anteil in den nächsten zwölf Monaten weiter ausbauen will.
Mit dem Einziehen der eigenen Aktien und dem Rückkaufprogramm könnte Vossloh weitere Aktienkäufe von Thiele zumindest teurer machen, falls der Aktienkurs infolge der Ankündigung steigen wird. Ein richtiges Abwehrprogramm würde aber wohl anders aussehen – zumal der Anteil Thieles durch den Einzug von Aktien erst einmal automatisch steigt.
Laut Branchenbeobachtern ist aber noch eine weitere Erklärung denkbar und wahrscheinlich. Spätestens nach einem Interview mit dem Vorstandschef Werner Andree zu Anfang diesen Jahres war klar, dass sich Vossloh nach strategisch passenden Übernahmezielen umschaut. Die Suche war den Experten zufolge aber bislang nicht von Erfolg gekrönt. Darum habe sich das Management wohl dafür entschieden, einen Teil des Geldes von der hohen Kante den Aktionären zukommen zu lassen.
Vossloh legt an diesem Mittwoch seine Zahlen für das zweite Quartal vor. Analysten rechnen mit einem deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang. Anfang des Monats hatten die Sauerländer wegen Verzögerungen im Geschäft mit China und Russland bereits ihre Prognosen gesenkt und die Märkte auf ein eher schwaches Abschneiden für die Zeit zwischen April und Juni eingestimmt./stb/enl/dct/zb