
Ferien bei Kühen und Eseln immer attraktiver

Sommerzeit – Ferienzeit: In der Schweiz sind die alternativen Beherbergungen hoch im Kurs.
Immer beliebter sind die günstigen Ferienangebote vor allem bei Familien mit Kindern.
Ferien auf dem Bauernhof, Schlafen im Stroh oder Bed and Breakfast: Alternative Beherbergungen werden im Ferienland Schweiz immer beliebter, vor allem bei den Familien. Die Hauptgründe für den Boom sind die persönliche Atmosphäre und die moderaten Preise.
Die Ferien auf dem Bauernhof, von der Schweizer Reisekasse (Reka) vor elf Jahren für Familien lanciert, haben sich inzwischen im Tourismusmarkt etabliert. Im Jahr 2002 habe Reka rund 100’000 Übernachtungen in den 250 beteiligten Bauernhöfen verkauft, sagte Marketingchef Stefan Lack.
Verdoppelung in fünf Jahren
Immer mehr Familien aus städtischen Gebieten würden in ihren Ferien den Kontakt zur Natur suchen, erklärt Lack den Erfolg des Projekts. Einen Beitrag leisten aber sicher auch die Preise, die konkurrenzlos sind: Eine Familie mit vier Kindern kann auf dem Bauernhof für 350 Franken eine Woche Ferien machen.
Auch das Angebot «Schlaf im Stroh!», das es seit zehn Jahren gibt, ist eine Erfolgsgeschichte, wie Präsident Christian Stähli sagt. «Vor fünf Jahren hatten wir 20’000 Übernachtungen, letztes Jahr waren es 35’000, und dieses Jahr rechnen wir mit 35’000 bis 40’000.»
20 Franken pro Nacht
«Schlaf im Stroh!» funktioniert so: Man packt seinen Schlafsack, reist zu einem der rund 220 beteiligten Bauernhöfe, bezahlt 20 Franken pro Nacht inklusive Frühstück und schläft in einem Bett aus Stroh. Besonders Familien, Gruppen und Schulen würden dieses Angebot schätzen, sagte Stähli.
Rund 80% der Übernachtungs-Möglichkeiten befinden sich in der Schweiz, 8% sind Bauernhöfe in Deutschland. Der Rest verteilt sich auf die anderen europäischen Länder und solche ausserhalb Europas. «Schlaf im Stroh!» eignet sich laut Stähli vor allem für Aktivferien, zum Beispiel zu Fuss oder mit dem Velo.
Allerdings ersetze es die klassischen Ferien nicht, vielmehr sei es eine Ergänzung. Nur selten würden Personen eine ganze Woche Ferien im Stroh verbringen. Für die Hotels sei deshalb das Angebot nur bedingt eine Konkurrenz.
Privatzimmer gefragt
Viel eher gilt dies für Privatzimmer, auch wenn sich diese Alternative erst langsam entwickelt, wie Michel Beuret, verantwortlich für den Führer «Privatzimmer. Landesführer 2002-2003» sagt. Vorbilder sind Frankreich, Österreich oder Italien, wo man mit dieser Beherbergungsart 40 bis 50 Jahre Erfahrung hat.
In der Schweiz ist die Bewegung aber auf dem aufsteigenden Ast. Und das, obwohl der Schweizer eigentlich seine Haustür nicht gerne zu weit öffnet, so Beuret.
Die Preise sind sehr unterschiedlich. Aber der Preis sei nicht immer das erste Kriterium für die Wahl eines Bed and Breakfast, sagt Beuret. Die Touristen suchten häufig etwas Originelles und Kontakt zu den Bewohnern.
Ausgebucht in Hochsaison
Laut Schätzungen beträgt die Zahl der Übernachtungen bei Privaten pro Jahr zwei bis drei Millionen. Insgesamt verbucht der Tourismus rund 66 Mio. Übernachtungen pro Jahr.
In der Hochsaison ist das Angebot an Bed and Breakfast rasch ausgebucht. Während der Ferien könnten doppelt so grosse Kapazitäten ausgelastet werden, sagt Beuret. In der übrigen Zeit genüge das vorhandene Angebot jedoch.
Ein bisschen zu wünschen übrig lässt die Vermarktung: Zwar existieren Broschüren, Internetseiten, Führer oder Informationszentralen. Aber leider seien die Angebote nirgendwo zusammengetragen, bedauert Jean-Pierre Schulé, Direktor des Verbands für Tourismus auf dem Land in der Romandie. Das mache die Vermarktung schwieriger.
swissinfo und Agenturen
Im ersten Halbjahr 2003 verzeichneten die Schweizer Hotelbetriebe 3% weniger Gäste.
Der Grund: Es kamen weniger ausländischer Gäste.
Dafür stieg die Inland-Nachfrage um 1,2%.

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