Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

USA: Endlich grünes Licht für Roche Insulinpumpen

Millionen von Diabetes-Patienten benutzen Insulinpumpen. RDB

Nach einem drei Jahre dauernden Streit hat die US-Gesundheitsbehörde den Importstopp für die Insulinpumpen der Roche-Tochter Disetronic aufgehoben.

Der Schweizer Pharmariese hatte im Jahr 2003 für 1,6 Mrd. Franken die Schweizer Firma Disetronic und damit die Rechte auf den Insulinpumpen übernommen.

“Damit ist für unseren Geschäftsbereich Diabetes Care eine wichtige Etappe erreicht”, teilte Roche am Montag mit. Das grüne Licht der US-Gesundheitsbehörde (FDA) ebne den Weg für die sofortige Lancierung der Chek Spirit Insulinpumpe in den USA. Das Produkt ist derzeit in gut 30 Ländern erhältlich.

“Die Aufhebung des Import-Stopps ist für Roche sehr bedeutend, denn die Insulinpumpe war der Hautgrund für die Übernahme von Disetronic”, urteilt Karl-Heinz Koch, Analyst bei der Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch, im Gespräch mit swissinfo.

Eigentlich hätten die Pumpen bereits 2005 ein Prestige-Projekt für das eher bescheidene Diagnostika-Geschäft werden sollen. Doch eine Inspektion im Jahr 2003 bei Disetronic in Burgdorf verlief alles andere als positiv.

Die US-Inspektoren kritisierten “ernste Probleme” bei der Herstellung im Disetronic-Werk. Bei der Inspektion des Werkes seien eine ganze Reihe von Verstössen festgestellt worden, hatte es damals geheissen.

Kündigungen in Burgdorf

Ein weiterer Besuch der FDA-Experten im Sommer 2005 sei jedoch erfolgreich gewesen, hatte das Roche-Management Ende 2005 betont. Trotzdem liess die Genehmigung aus den Staaten weiter auf sich warten, was letztlich auch zu Kündigungen in der Produktionsstätte Burgdorf führte.

Noch Ende 2005 war auf der FDA-Homepage zu lesen: “Die von Disetronic angewandten Qualitätskontrollen und Methoden in Herstellung, Verpackung und im Lagerwesen entsprechen nicht den Anforderungen der US-Behörde.”

Per Ende 2005 gab denn auch Heino von Prondzynski die Leitung der Division Diagnostics überraschend ab. Noch zwei Jahre zuvor hatte Prondzynski bei der Disetronic-Übernahme erklärt, dass sich Roche vor allem in den USA ein hohes Wachstum erhoffe.

Börse reagiert verhalten

Die Aufhebung des Importstopps bestätige nun das grosse Engagement für die weltweite Qualitätssicherung und die Einhaltung behördlicher Vorschriften, so Roche in der Mitteilung.

An der Börse wurde die Nachricht verhalten aufgenommen. Obwohl Analysten von einer guten und wichtigen Nachricht für Roche sprachen, bewegte sich die Aktie kaum.

Die Bank Vontobel wies allerdings darauf hin, dass es nicht ganz leicht sein dürfte, das Vertrauen im Markt sehr schnell wieder herzustellen.

swissinfo und Agenturen

Diabetes ist eine chronische Krankheit, die entsteht, weil die Bauchspeicheldrüse kein oder zuwenig Insulin produziert.

Gemäss Schätzungen der Weltgesundheits-Organisation werden im Jahr 2025 rund 300 Millionen Menschen an Diabetes leiden.

Diabetes kann zu verschiedenen Komplikationen führen wie Bluthochdruck, Stoffwechsel-Störungen, Blindheit, Nierenerkrankungen, Herzinfarkte und Kreislauferkrankungen.

Roche rechnet im Diabettes-Markt mit einem Jahresumsatz von 3 Mrd. Franken.
Im Diagnose-Markt erreicht das Unternehmen einen Umsatz von 8,7 Mrd. Fr.
In den USA benutzen rund 20% der Diabetes-Patienten Insulinpumpen.
Der Diabetes-Markt in den USA wird auf 0,5 Mrd. US-Dollar geschätzt.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft