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Tödlicher Unfall mit Fesselballon im Verkehrshaus

Ein Grossaufgebot der Rettungskräfte am Unfallort. Keystone

Bei einem Unfall mit dem Hiflyer-Ballon des Verkehrshauses Luzern ist am Freitag eine 49-jährige indische Touristin ums Leben gekommen.

Sie fiel durch ein Loch in der Bodenplatte aus dem Korb, nachdem der Ballon von einer Windböe erfasst und gegen Gebäude geschmettert worden war.

Der Unfall ereignete sich um 14.30 Uhr. 23 Personen einer indischen Reisegruppe sowie der Pilot befanden sich mit dem Hiflyer auf dem Abstieg, als dieser von einer heftigen Windböe erfasst wurde.

Bodenplatte gelöst

Der Ballon wurde gegen Wände und Dächer des Museums geschleudert. Dabei löste sich eine Bodenplatte des Korbes. Eine 49-jährige Frau aus Bombay fiel durch das Loch auf das Hallendach, wo sie ihren Verletzungen noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte erlag.

Sechs Personen, darunter der Pilot, wurden bei dem Unglück leicht bis mittelschwer verletzt. Sie wurden zusammen mit weiteren sechs Leuten, die unter Schock standen, ins Kantonsspital Luzern eingeliefert.

Ein Care-Team betreute die 44-köpfige indische Reisegruppe und die übrigen unter Schock stehenden Museumsbesucher.

Wetterlage möglicherweise falsch beurteilt

Weshalb der Ballon trotz aufziehenden dunkeln Wolken in Betrieb war, ist noch nicht geklärt. Möglich ist eine falsche Beurteilung der Wetterlage. Das Unglück wird vom Büro für Flugunfalluntersuchung untersucht.

Fahrten sind laut der Betreiber auch im Winter und bis zu einer Windgeschwindigkeit von 20 Knoten (37 Stundenkilometer) möglich. Eine Stunde vor dem Unfall wurde am Vierwaldstättersee allerdings vor Starkwind gewarnt.

Der stellvertretende Verkehrshaus-Direktor Henry Wydler schloss denn auch nicht aus, dass der Unfall auf eine Fehlbeurteilung zurückzuführen sei. Allerdings sei der «Hiflyer» auch schon bei Böen aufgestiegen, ohne das etwas passiert sei, sagte er im Schweizer Radio DRS.

Grossaufgebot der Rettungsdienste

Bereits kurz nach dem Unfall waren Polizei, Feuerwehr, Ambulanzen und Rega mit einem Grossaufgebot vor Ort. Probleme sprachlicher Art gab es bei der Betreuung der indischen Touristen. Das Museum wurde nach dem Unfall geschlossen.

Der 1,7 Mio. Franken teure Fesselballon, der am Glasdach des Museumsrestaurants hängen blieb, musste befreit und auf den Boden gezogen werden. Er ist in einem stark havarierten Zustand.

Seit 2000 unfallfrei in Betrieb

Der Fesselballon war im Oktober 2000 als neue Attraktion des Verkehrshauses erstmals in die Lüfte gestiegen. Der mit Helium gefüllte und am Boden verankerte Ballon ist 36 Meter hoch. Er hat einen Durchmesser von 22 Metern und wird durch ein 2,2 cm dickes Stahlseil gehalten und gesteuert.

Der Fesselballon transportiert jeweils 25 bis 30 Personen. Er steigt in wenigen Minuten auf eine Höhe von 120 bis 140 Metern und eröffnet einen Rundblick auf Luzern. Bis heute verlief der Hiflyer-Betrieb unfallfrei. Im vergangenen Jahr waren rund 30’000 Personen mit dem Fesselballon geflogen.

Das Unglück bedeutet auch einen Schlag für das Verkehrshaus, das mit Finanzproblemen und schwindenden Besucherzahlen kämpft.

swissinfo und Agenturen

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