Busunglück: Ursache bleibt unbekannt

Die Ermittler beim Carunglück am Grossen St. Bernhard haben am Montag mit der Befragung der Überlebenden begonnen.
Am Sonntag waren 12 Reisende tödlich verunglückt, 15 wurden verletzt. Die Ursache der Unfalls bleibt vorerst offen. Es handelt es um das schlimmste Busunglück in der Schweiz seit 1982.
Untersuchungsrichter Dominique Lovay sagte am Montag-Morgen gegenüber Radio Suisse Romande, dass er in drei Richtungen ermitteln wolle. Erstens habe er eine technische Untersuchung des Fahrzeugs angeordnet. Zweitens werde er eine Autopsie des verstorbenen Fahrers einleiten. Und drittens werde nach externen Einflussfaktoren gesucht.
Unter den Todesopfern befinden sich sechs Frauen, fünf Männer – darunter einer der beiden Chauffeure – und ein 15-Jähriger. Bis Montag-Mittag konnten sieben der Opfer durch Angehörige identifiziert werden. Die restlichen fünf Leichen müssen mittels DNA-Analyse identifiziert werden; dazu wurden sie nach Lausanne überführt.
Insgesamt 15 Menschen waren bei dem Unfall am Sonntag verletzt worden. Vier von ihnen schwer, sie schwebten jedoch nicht in Lebensgefahr, wie die Walliser Kantonspolizei am Sonntag-Abend mitgeteilt hatte.
Die Reisenden waren unterwegs ins italienische Savona, von wo aus sie eine Kreuzfahrt antreten wollten. Neben den Passagieren befanden sich die beiden Chauffeure und eine Hostess an Bord des Fahrzeuges.
Auf dem Weg in die Ferien
Der Reisecar aus der Region Bern war am Sonntag-Morgen auf der Nordseite des Grossen St. Bernhards bei Orsières, rund 25 Kilometer vor dem Tunnel, der die Schweiz mit Italien verbindet, von der Strasse abgekommen.
Das Fahrzeug stürzte rund 150 Meter in die Tiefe und blieb in einem Flussbett liegen. Beim Überschlagen des Busses wurden 14 Insassen hinausgeschleudert, die alle überlebten, wie der Unterwalliser Untersuchungsrichter Dominique Lovey an der Pressekonferenz erklärte. Die anderen 13 Insassen stürzten mit dem Bus in die Schlucht, nur einer überlebte diesen Sturz.
Schwierige Rettungsarbeiten
Schneefall und dichter Nebel behinderten die Bergung der Insassen über viele Stunden. Die Retter, unter ihnen Bergführer und Grenzwächter, mussten sich zum Fahrzeug abseilen. Helikopter mussten wegen der schlechten Sicht abdrehen. Bis zu 200 Rettungsleute waren im Einsatz.
Die Rettungs- und Bergungsarbeiten konnten am späteren Nachmittag beendet werden, die Strasse wurde für den Verkehr wieder frei gegeben. Die Verletzten wurden in die Spitäler von Martigny und Sitten gebracht. Die Toten wurden in einer Halle in Orsières aufgebahrt.
Warum der Bus von der Strasse abkam, muss die laufende Untersuchung zeigen. Laut der Polizei war die Fahrbahn zur Zeit des Unglücks von Schnee geräumt gewesen. In der Schweiz kehrte der Winter am Wochenende bis in tiefe Lagen zurück, in der Region von Lausanne am Genfersee fielen bis zu 25 Zentimeter Schnee.
Hotline für Angehörige, Beileid des Bundespräsidenten
Der Reisecar gehört der Ernst Marti AG aus Kallnach im Kanton Bern. Heinrich Marti, der Geschäftsleiter der Firma sagte, die beiden Chauffeure des Reisecars seien erfahrene Leute gewesen, die regelmässig solche Einsätze geleistet hätten. Laut Marti wurde der verunfallte Bus erst im Juli 2004 neu gekauft.
Der Veranstalter hat eine telefonische Hotline eingerichtet für Angehörige. Auch die Polizei betreibt eine Hotline.
Bundespräsident Samuel Schmid, zur Zeit in Japan, nahm vom Unglück im Wallis mit Trauer Kenntnis. Er sprach den Angehörigen der Todesopfer sein Beileid aus und wünschte den Verletzten vollständige Genesung, wie sein Sprecher mitteilte. Gleichzeitig dankte Schmid den Rettungskräften für ihren schwierigen Einsatz.
Schwerstes Unglück seit 1982
Das Unglück am Grossen St. Bernhard ist der schwerste Carunfall in der Schweiz seit über 20 Jahren. Das bisher schlimmste Unglück hatte sich am 12. September 1982 im zürcherischen Pfäffikon ereignet: Auf einem Bahnübergang, dessen Barriere nicht heruntergelassen war, rammte damals ein Zug einen Reisecar. 39 Menschen kamen ums Leben, nur zwei der Insassen überlebten.
swissinfo und Agenturen
Telefon-Hotline des Reiseveranstalters: +41 (0)44 655 12 12
Telefon-Hotline der Polizei: +41 (0)800 112 117
Der Car der Firma Ernst Marti war am Sonntagmorgen von Kallnach im Kanton Bern nach Savona in Italien unterwegs.
In der Region Bern, Lausanne und Martigny nahm der Bus weitere Passagiere auf.
Auf der Strasse zum Grossen St. Bernhard stürzte der Car von der Strasse.
Zwölf Personen kamen ums Leben.
15 Personen wurden verletzt, vier davon schwer.
Für Angehörige haben der Reiseveranstalter und die Polizei je eine Hotline aufgeschaltet.
Der Bundespräsident sprach den Angehörigen sein Beileid aus.
Es handelt sich um das schwerste Carunglück in der Schweiz seit 1982.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch