ADtranz-Chef Eckrodt beharrt auf Schliessung von zwei Produktionsstätten in der Schweiz
Ein Goodwill-Tour von ADtranz-Topmanager Rolf Eckrodt (Bild) hat am Freitag (19.11.) keinen sichtbaren Erfolg gebracht. Eckrodt räumte zwar Informationsfehler ein, hielt aber weiter am Schliessungsentscheid für zwei Schweizer Produktionsstätten fest.
Eine Goodwill-Tour des ADtranz-Topmanagers Rolf Eckrodt (Bild) hat am Freitag (19.11.) keinen sichtbaren Erfolg gebracht. Bei Treffen mit hochrangigen Behördevertretern, Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Abordnungen sowie dem eigenen Personal rückte er nicht vom Schliessungsentscheid für zwei Schweizer Produktionsstätten ab.
ADtranz-Konzernchef Eckrodt beschloss seine Gesprächsserie über die bevorstehende Schliessung der ADtranz-Werke in Pratteln (BL) und in Zürich-Oerlikon mit zusammen 710 Arbeitsplätzen gegen Abend in Basel. Dort war er mit dem Schweizer Wirtschaftsminister, Bundesrat Pascal Couchepin, dem Baselbieter Regierungsrat Hans Fünfschilling und Jean-Luc Nordmann, Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zusammengetroffen.
Wie Fünfschilling danach vor den Medien sagte, räumte Eckrodt einen Monat Zeit ein zur Ausarbeitung von Alternativvorschlägen. Er zeigte sich vom Gespräch mit Eckrodt nur teilweise befriedigt; realistischerweise sei aber nicht zu erwarten, dass Eckrodt den Schliessungsentscheid sofort zurücknehme.
Volkswirtschaftsminister Couchepin, der die Informationspolitik von ADtranz am Freitag erneut als unfair bezeichnet hatte, sagte vor den Medien, ADtranz habe eingeräumt, die Kommunikation des Entscheids sei katastrophal gewesen. Er habe verlangt, dass ADtranz die schweizerischen Gepflogenheiten sowie die Sozialpartnerschaft respektiere, sagte Couchepin weiter.
Zuvor hatte Eckrodt seine Sicht der Dinge bereits “in aller Härte” den Zürcher Behörden dargelegt, wie Regierungsrat Ruedi Jeker sagte. Zürichs Stadtpräsident Josef Estermann sah insofern einen Erfolg, als ADtranz bereit ist, in einer Arbeitsgruppe nach Lösungen zum Erhalt der Arbeitsplätze zu suchen. Im ADtranz-Werk Zürich-Oerlikon war Eckrodt am Morgen mit Delegationen von Personal und Gewerkschaften sowie des Branchenverbandes der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie zusammengetroffen.
Von Gewerkschaftsseite wurde das Gespräch als unergiebig bezeichnet. Vor mehreren hundert Angestellten bedauerte Eckrodt den bisherigen Informationsstil und sagte, er sei offen für jede Idee zur Rettung der ADtranz.
Die Wogen des Protestes gegen die vor Wochenfrist angekündigte Schliessung der Schweizer ADtranz-Werke sowie den Informationsstil gingen weiterhin hoch. So pochte etwa die Aargauer Kantonsregierung, die den Task-Forces von Basel-Landschaft und Zürich Unterstützung zusagte, auf die Einhaltung “der Regeln von Gesetz und Fairness”.
Die geplante Restrukturierung mit dem Abbau von rund 3’000 der bisher 24’000 ADtranz-Stellen wurde unterdessen auch vom Europäischen ADtranz-Mitarbeiterrat mit Delegierten aus 13 Staaten kritisiert. Der Rat rief zum Widerstand gegen das “Kahlschlagprogramm” auf.
SRI und Agenturen
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