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Erschütterung bis schroffe Ablehnung – die Reaktionen

Die Reaktionen auf den Flüchtlingsbericht sind von Erschütterung bis zu schroffer Ablehnung gefächert. Für die bürgerlichen Bundesratsparteien enthält der Bericht Wertungen, die nicht akzeptiert werden können. Positiv reagierten jüdische Organisationen.

Die Reaktionen auf den Flüchtlingsbericht sind von Erschütterung bis hin zu schroffer Ablehnung gefächert. Für die bürgerlichen Bundesratsparteien enthält der Bericht Wertungen, die nicht akzeptabel sind. Jüdische Organisationen würdigten die Arbeit. Sie wollen wie die Flüchtlingshilfe, dass daraus Lehren gezogen werden.

Am schärfsten kritisierte die von SVP-Nationalrat Christoph Blocher präsidierte Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns) die Arbeit der Bergier-Kommission. In einem «einseitigen, parteiischen und selbstgerechten» Bericht massten sich linke Historiker und Experten an, aus heutiger Sicht über die damalige Schweiz zu Gericht zu sitzen,schreibt die Auns. Auch für SVP-Parteipräsident Ueli Maurerenthält der Bericht unhaltbare Verzerrungen und werde der damaligen Situation nicht gerecht. Die SVP forderte, dass der Bundesrat einseitige politische Färbungen des Berichts zurückweist.

Wie die SVP ist auch die CVP der Ansicht, dass der Bergier-Bericht keine allein gültige Betrachtung dieser Zeit darstellen kann. Die Bergier-Kommission dürfe nicht als Tribunal anerkannt werden für das Verhalten der Schweiz im Zweiten Weltkrieg, sagte CVP-Parteipräsident Adalbert Durrer. Die schwierigen Umstände, in denen sich die Schweiz damals befunden habe, würden zu wenig gewürdigt.

Auch die FDP kritisierte, dass wichtige Komponenten ausgeblendet worden seien. So sei etwa die Situation der nicht-jüdischen Flüchtlinge oder der positiven Rolle kirchlicher und humanitär ausgerichteter Kreise zu wenig gewichtet worden und es fehle ein umfassender Vergleich mit der Flüchtlingspolitik anderer Staaten. Die FDP und die CVP räumten aber ein, dass aus heutiger Sicht teilweise ein anderes Verhalten am Platz gewesen wäre..

Als «sehr eindrückliches und erschütterndes Dokument» bezeichnete die SP-Präsidentin Ursula Koch den Bericht. Er zeige klar, dass es Alternativen für ein menschlicheres Handeln in der Flüchtlingspolitik gegeben hätte, sagte sie. Die SP forderte eine breite und sachliche Diskussion über den Flüchtlingsbericht. Für die Grünen und die Schweizerische Flüchtlingshilfe müssen aus der Vergangenheit Lehren gezogen würden. Die Flüchtlingshilfe versicherte, dass sie sich gegen jeden Substanzverlust der Instrumente zum Schutz der Flüchtlinge wehren werde.

Den jüdischen Organisationen gibt der Bericht Anlass zum Nachdenken und zur Vorsorge. Der Bundesrat müsse dafür sorgen, dass sich das Geschehene nicht wiederhole, sagte der Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, Rolf Bloch. Der Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen betonte, dass die Bergier-Kommission keineswegs im Sinn eines Tribunals geurteilt, sondern lediglich die Voraussetzungen für ein genaues Hinschauen auf die damalige Haltung der Schweiz geschaffen habe. Der Ehrenpräsident der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, Sigi Feigel, drückte die Hoffung aus, dass der Flüchtlingsbericht Einzug in die Geschichtsstunden finde. Er appellierte, unabhängig von der Schuldfrage vermehrt an die Leute zu denken, die durch die damalige Politik in den Tod geschickt worden seien.

SRI und Agenturen

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