
Martin Ebner: Verblasster Glanz

Die BZ-Gruppe des Schwyzer Privatbankiers Martin Ebner spürt die Börsenbaisse. Der Halbjahresgewinn der BZ-Bank brach im Vorjahres-Vergleich um 54% ein.
Der Glanz des Börsengurus Martin Ebner ist verblasst. Seine Beteiligungs-Gesellschaften sind im Minus und ihre Performance liegt sogar unter den Marktindizes. Derartige Kurseinbrüche wie im zweiten Quartal 2002 habe er nicht erwartet, sagte Ebner an der Halbjahres-Medienkonferenz vom Donnerstagabend.
Visionen mit Klumpenrisiken
«Aktien verändern ihr Leben!», lautete der Werbeslogan, mit dem der Privatbankier Ebner in den neunziger Jahren durchs Land zog, um Kleinsparer zu Aktienanlagen zu bewegen. Wer Ebners Rat befolgte, profitierte von saftigen Kursgewinnen, wie alle, die damals ihr Vermögen in Aktien investierten. Vorab riet Ebner zu Investitionen in seine Beteiligungs-Gesellschaften, den «BK-Visionen».
Beteiligungs-Gesellschaften sind Firmen, die Aktien kaufen, um von deren Wertzuwachs zu profitieren. Anders als Fonds-Gesellschaften sind sie aber kaum reglementiert und können grosse Einzelpositionen aufbauen. Diese Klumpenrisiken lassen den Wert von Ebners Visionen nun stetig sinken.
Im Portefeuille der BK-Vision mit Beteiligungen an Banken und Versicherungen dominieren Papiere von Credit Suisse Group (CSG) und Bâloise-Versicherungen. Dies sei der Grund, warum der Kurswert der BK-Vision-Aktien um 29,8% zurückging, sagte Ebner an der Medienkonferenz.
Aber auch um die anderen Visionen steht es nicht viel besser. Der Kurswert der Pharma-Vision-Aktien schmolz um 27,6%, jener der Spezialitäten-Vision-Aktien um 33,8%. Bei den Stillhalter-Vision-Aktien betrug das Minus 15,4%.
Die Aktien der Pharma-Vision sind heute gleich viel wert wie 1997, diejenigen der Spezialitäten sind auf den Stand von Mitte 1995 gesunken. Zu lange setzte Ebner auf die falschen Pferde, gab Kaufempfehlungen zur Unzeit und empfahl noch vor gut einem Jahr ahnungslosen Kleinanlegern, ihr Geld in «sichere» Blue Chips wie Credit Suisse oder ABB zu stecken.
Ebner pessimistisch
Obwohl Ebner immer behauptete, der bessere Geldanleger zu sein, konnte der «Vorreiter der helvetischen Aktionärskultur» (Bilanz) die Kleinanleger nicht vor Verlusten bewahren. «Auch ein Martin Ebner kocht nur mit Wasser», kommentierte Marco Curti, Analyst bei der ZKB, gegenüber dem Schweizer Fernsehen die jüngsten Zahlen der BZ-Gruppe.
Die Fehleinschätzungen der Vergangenheit haben Ebner zur Zurückhaltung gemahnt. An der Medienkonferenz äusserte sich der Ebner pessimistisch zur künftigen Börsenentwicklung. Die realwirtschaftliche und die monetäre Seite ergäben zwar ein günstiges Bild. Das «Platzen der Blase» habe aber viel Verunsicherndes wie die Bilanzmanipulationen in den USA zu Tage gebracht. Zudem berücksichtigten die Märkte die «Kriegserklärung» von US-Präsident George W. Bush, die auch die Gefahr von Angriffen auf ganze Staaten bedeuten könne. «Was fehlt, ist das Gefühl, dass man irgendwo Boden findet», sagte der Banker.
swissinfo

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