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Schweizer Weisswein verliert an Gunst

Immer mehr Weisswein kommt aus Italien und Frankreich. Keystone

In der Schweiz wurde im letzten Jahr deutlich weniger Wein getrunken, über einen halben Liter weniger als im Vorjahr.

Der Wein-Konsum ausländischer Weine ist dagegen wieder gestiegen – vor allem auf Kosten von einheimischem Weisswein.

In der Schweiz wurden zwischen Juli 2002 und Juli 2003 weniger Wein konsumiert als im Vorjahr: 285,7 Mio. Liter; 3,8 Mio. Liter weniger.

Pro Kopf wurden damit 5,4 Deziliter weniger in die Gläser gefüllt; insgesamt noch 39 Liter. Das geht aus dem Bericht des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Kulturwandel in der Arbeitswelt

Dass weniger Wein konsumiert wird, führt Philippe Herminjard vom BLW gegenüber swissinfo auf veränderte Arbeits-Gewohnheiten zurück: “Immer mehr Leute arbeiten den ganzen Tag im Büro. Das ist nicht wirklich mit Weintrinken vereinbar.“

Auch Claude Alain Chollet, Sekretär der Schweizer Winzer-Gesellschaft ASVE, pflichtet bei: “Es wird wohl mehr Wasser getrunken, weil viele Menschen Auto fahren müssen.“

Dramatisch ist für ihn der Konsumrückgang aber nicht. “Seit ein paar Jahren ist die Tendenz langsam sinkend. Wir hoffen natürlich, dass der Konsum sich stabilisiert”, erklärte er gegenüber swissinfo.

Italiener verdrängen Franzosen vom 1. Platz

Nicht mehr so beliebt war in den letzten Monaten vor allem Schweizer Weisswein: Der Konsum sank um 5,3 Mio. Liter auf noch 57,2 Mio. Liter – sie wurden mit ausländischem Weisswein ersetzt.

Der Konsum von Rotwein sank um zwei Mio. Liter auf 57,7 Mio. Liter. Insgesamt wurden 7,3 Mio. Liter weniger einheimischer Rebensaft konsumiert.

Der Konsum ausländischer Weine nahm insgesamt um 3,5 Mio. Liter zu: Es wurden total 184,3 Mio. Liter Wein importiert. Davon waren 19,1 Mio. Liter Weisswein und 142,8 Mio. Rotwein.

Italienische Weine belegen neu den ersten Platz und haben die französischen auf die zweite Position verdrängt.

“Seit ungefähr fünf Jahren wird mehr italienischer Wein verlangt – auf Kosten des französischen Weines”, beobachtet Herminjard.

Neue (Wein-)Welt als Bedrohung

Winzer Chollet macht diese Entwicklung keine Sorgen. Immer noch werde die Schweizer Weinernte problemlos in der Schweiz verkauft, betont er.

“Wir sind eher beunruhigt über die Importe aus Australien, Südafrika oder Chile”, meint Chollet. “Diese Weine sind sehr billig und können Zusätze beinhalten, die bei uns nicht zugelassen sind.”

Sein Rezept: “Der Schweizer Winzer muss wirklich auf Qualität achten. So können wir trotzdem stabile Preise erzielen.”

Kein Wein-See

Dass vermehrt auf Qualität statt Quantität gesetzt wird, zeigt auch die freiwillige Ertragsbeschränkung der Rebbauern: Die inländische Weinproduktion 2002 war niedriger als der Konsum.

Im Gegensatz zum vorigen Jahr war der Lagerbestand im 2003 mit 115,1 Mio. Liter 7,3 Mio. Liter tiefer. So decken die Weissweine und Rotweine die Nachfrage für 13,2 respektive 10,8 Monate ab.

swissinfo und Agenturen

Weinjahr 2002/2003:

Konsum Wein insgesamt: 285,7 Mio. Liter (-3,8 Mio)
Verluste: -5,3 Mio. Liter Weisswein, -7,3 Mio. Liter Rotwein
Import: 184,3 Mio. Liter

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