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Lichterlöschen im Mystery Park

Mystery Park: Ein Park steht zum Verkauf. Keystone

Der bankrotte Mystery Park in Interlaken hat am Sonntag seine Tore geschlossen - möglicherweise für immer.

Was aus dem Rätselpark nach einer Idee des Schweizer Bestsellerautors Erich von Däniken wird, steht mehr in den Sternen denn je.

Obwohl die Besucherzahlen jüngst wieder angezogen hatten, befindet sich der Rätselpark infolge Überschuldung gegenwärtig in Nachlassstundung.

Nach wie vor werden Käufer gesucht. Findet sich niemand, fällt im Januar der Hammer zur konkursamtlichen Versteigerung.

Die Forderungen der Gläubiger gegenüber dem Mystery Park betragen laut der Sachwalterin Transliq 36,1 Mio. Franken. Insgesamt liegen 624 Forderungen vor.

Noch im August hatte sich der Schweizer Unternehmer Jakob Dietiker bereit erklärt, den Park für 16 Mio. Franken zu kaufen und weiterzuführen. Doch nachdem sich der Grossobligationär Franz Gyger gegen die Übernahme gestellt hatte, zog Dietiker sein Kaufangebot Anfang September überraschend zurück.

Nachdem die Gemeinde Interlaken einen weiteren Sanierungsvorschlag Gygers ablehnte, wurde die Schliessung unabwendbar.

Phantastische Idee

Dabei begann vor rund zehn Jahren eigentlich alles vielversprechend. Die Gemeinden im Raum Interlaken im Berner Oberland wälzten Ideen zur Umnutzung des ehemaligen Militärflugplatzes. Von Däniken, der die Region für sich entdeckt hatte, schwebte der Bau eines auf seinen Ideen gründenden Parks über ungelöste irdische Rätsel vor.

In der Tourismusregion fand man an von Dänikens mit viel Herzblut und Überzeugung vorgetragenen, phantastischen Park-Ideen Gefallen. Nicht zuletzt versprach man sich vom Park eine attraktive Schlechtwetteroption für Touristen.

Probleme von Beginn an

Bereits in der Bauphase geriet das ambitiöse Projekt ein erstes Mal finanziell unter Druck. Durch eine Investorengruppe um den Solothurner Financier Franz Gyger flossen dem Park schliesslich 43 Mio. Franken zu. Im Mai 2003 öffnete der Park dann mit mehrmonatiger Verspätung seine Tore.

Schnell einmal riss der erste Besucherstrom ab, und Experten kritisierten ein “zu statisches” Angebot im Rätsel-Park. Die anvisierten jährlichen Besucherzahlen rückten mit Lichtgeschwindigkeit in immer weitere Ferne.

Rätsel-Hotel oder Hotel-Rätsel?

Wie am Samstag bekannt wurde, streckt jetzt auch die Accor Schweiz – das Mutterhaus ist die grösste Hotelbetreiberin Europas – ihre Fühler nach Interlaken aus.

“Wir sind im Gespräch mit den Mystery-Park-Verwantwortlichen, wo ein Hotel mit insgesamt 1000 Zimmern entstehen soll”, bestätigte Georges Schneider, Generaldirektor von Accor Schweiz, in Zeitungsinterviews.

Ob sich aber die Hotelpläne von Accor als realistisch oder aber ebenso phantastisch erweisen wie die Ideen Erich von Dänikens, steht in den Sternen.

swissinfo und Agenturen

21. Mai 1997: Erich von Däniken macht seine Pläne zum Mystery Park publik.

4. Juli 2002: Über die Investorengruppe “Special Situation” fliessen dem Park 43 Mio. Fr. zu.

24. Mai 2003: Eröffnung. Später Auszeichnung mit dem “Milestone”-Tourismuspreis und dem “Goldenen Ideen-Oscar”.

Mai 2004: Die Gewinnschwelle wird erreicht.

Sommer 2005: August-Hochwasser führen zu Besucherrückgang und Stellenabbau.

April/Mai 2006: Konkursaufschub und Nachlassstundung.

September 2006: Eine aktienrechtliche Sanierung scheitert.

Dezember 2006: Findet voraussichtlich die Gläubiger-Versammlung statt.

Der Business Plan sah zu Beginn eine halbe Million Besucher vor (immer pro Jahr).
Im besten Jahr 2004 wurden 444’000 Besucher erreicht.
Ende November 2005 waren es noch knapp über 200’000.
Ende Oktober 2006 begrüsste der Park den millionsten Besucher.

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