
Schweiz erfreut über UNO-Nothilfefonds

Die Schweiz zeigt sich erfreut über den Fortschritt beim UNO-Nothilfefonds über 637 Mio. Franken, der letzten Monat angenommen wurde.
Das UNO-Büro für die Koordination der humanitären Angelegenheiten hofft, dass der Fonds im Februar in Kraft treten kann.
Bis heute haben die UNO-Mitgliedstaaten rund 200 Millionen US-Dollar für den Nothilfefonds versprochen, darunter 4 Millionen Dollar aus der Schweiz.
Der zentrale Nothilfefonds (CERF) wurde geschaffen, damit die UNO schneller auf humanitäre Katastrophen wie den Tsunami oder das jüngste Erdbeben in Pakistan reagieren kann. Das Geld für die Soforthilfe soll innerhalb von 72 Stunden bereitgestellt werden.
Toni Frisch, Chef des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH), betonte gegenüber swissinfo, dass noch einiges getan werden müsse, bis der Fonds bereit sei, doch die Reaktion der internationalen Gemeinschaft sei gut.
«Bis jetzt sind 200 Millionen Dollar zugesagt, und der Betrag wird ohne Zweifel noch wachsen; es braucht einfach noch etwas Zeit», sagte er. «Es ist ein guter Beginn und ein wichtiger Schritt, der zu einer besseren Reaktion auf zukünftige Katastrophen führen wird.»
Leben retten
Laut der UNO sterben die meisten Menschen in den Tagen nach einem Erdbeben, einer Flut oder anderen Naturkatastrophe. Um Leben zu retten, sind humanitäre Hilfskräfte auf sofortige Geld- und Material-Lieferungen angewiesen.
Die Vereinten Nationen betonen auch, dass eine schnellere Reaktion Kosten sparender sei, weil damit grössere humanitäre Tragödien verhindert werden könnten.
Laut dem UNO-Nothilfekoordinator Jan Egeland hatte 2005 eine viermonatige Verspätung in Darfur den Effekt, dass eine Million vertriebene Menschen ohne Hilfe blieben.
Humanitärer Appell
Die Verantwortlichen für humanitäre Hilfe der UNO und der Schweiz lancierten an der Medienkonferenz in Genf auch einen Appell zugunsten «vergessener» Krisen.
Sie wollten das Augenmerk der Öffentlichkeit vermehrt auf Konfliktherde wie Tschad oder die Côte d’Ivoire richten. Ein solch ausserordentliches internationales Engagement wie für die Opfer des Tsunami sei beispielsweise nach dem Erdbeben in Pakistan nicht mehr zu Stande gekommen.
Noch weniger Aufmerksamkeit habe die Hungersnot in Niger erfahren, hielt Toni Frisch weiter fest. Die gewährte Finanzhilfe müsse den Bedürfnissen entsprechen.
Deshalb habe es die Schweiz im letzten Jahr vorgezogen, vernachlässigte afrikanische Länder zu unterstützen. Den vom Tsunami betroffenen Staaten sei bereits sehr viel öffentliche und private Hilfe zugekommen.
Nicht verleiten lassen
UNO-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres seinerseits warnte davor, sich bei Hilfsleistungen von strategischen Überlegungen oder öffentlichkeitswirksamen Aktionen verleiten zu lassen.
Guterres führte die Krise in der Zentralafrikanischen Republik als Beispiel an. Rund 40’000 Menschen seien nach Tschad geflüchtet. Die unstabile Lage könne sich auf die gesamte Region ausdehnen und zu einer Katastrophe führen.
Es sei sehr schwierig, die Öffentlichkeit auf diesen Notstand aufmerksam zu machen. Laut Guterres soll ein Drittel der rund 500 Mio. Dollar (637 Mio. Franken) diesen «vergessenen» Krisen zugute kommen.
swissinfo und Agenturen
Im November 2005 hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan einen Rekord-Aufruf für humanitäre Hilfe im Jahr 2006 im Umfang von 4,7 Mrd. Dollar gemacht.
1,5 Mrd. Dollar werden allein für Sudan benötigt.
Weitere afrikanische Länder, die Hilfe erhalten werden, sind Simbabwe, die Demokratische Republik Kongo, Liberia, Tschad und die Côte d’Ivoire.
Ebenfalls auf der Liste sind Nepal, Kolumbien und die palästinensischen Gebiete.
Der zentrale Nothilfefonds (CERF) ersetzt den bisherigen Fonds über 50 Mio. Dollar, der 1991 von der UNO geschaffen wurde.
Die Gründung des CERF ist Teil eines Reform-Pakets von Generalsekretär Kofi Annan.
Der Fonds wird vom UNO-Nothilfekoordinator geleitet und durch eine jährliche Geber-Konferenz gespiesen.
Eine Gruppe von zwölf Beratern wird den Fonds überwachen. Sie besteht aus acht Vertretern der Geberländer und vier vom UNO-Generalsekretär bestimmten Experten.

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