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Der Erfinder des «Superenalotto» ist Schweizer

Lottofieber in Italien: Jeder erhofft sich das fast Unmögliche, nämlich den Jackpot zu knacken. Keystone

Das Lottospiel, das in den letzten Wochen nicht nur Italien in Atem hielt, weil es um die höchste je ausgeschüttete Gewinnsumme ging, stammt ursprünglich aus dem Tessin.

Italiens meistgespieltes Spiel, Superenalotto, lancierte der Tessiner Rodolfo Molo, Sisal-Präsident und Sohn des Erfinders des Fussballlottos «Totocalcio», Geo Molo.

Der sechzigjährige Rodolfo Molo, ehemalige Boxer und heute grosser Sammler von antiken Büchern, gilt als Vater der Superenalottos. Das «meist gespielte Spiel» Italiens hat bisher Dutzende von Spielern und ganze Dörfer beglückt.

So zum Beispiel 1998 in Peschici, einem Dörfchen in der Provinz Foggia. Der Gewinn aus dem kollektiven Lottozettel überschüttete die Dorfbewohner mit 30 Millionen Euro.

Seit Superenalotto 1997 begann, wurden rund 1, 7 Mrd. Euro an Gewinnen ausbezahlt – ohne die Steuer-Einnahmen, die an den Fiskus gehen.

Das Lotto wird super

Rodolfo Molo, Präsident der Sisal (Società italiana sport a responsabilità limitata), gewann 1996 den Wettbewerb zur Durchführung des Enalotto und schlug seine Konkurrenten Coni und Lottomatica.

Molo, der aus Bellinzona stammt, beschäftigte zur Konzeption von Enalotto eine Gruppe von Lottospezialisten, Informatikern und Kommunikationsspezialisten. Das Volk wolle ein einfaches Lottospiel, das simpel zu handhaben sei und leicht Gewinne abwerfe. Es muss auch viel zu gewinnen geben.

Und so entdeckte Italien im Dezember 1997 ein neues Spiel: nicht ein einfaches Lotto, sondern ein Superlotto: Das Superenalotto.

Geschick in der Familie

Rodolfo Moto ist familiär nicht unbelastet, was Glücksspiele betrifft. Sein Vater Geo erfand 1945 zusammen mit seinem Radiokollegen Fabio Jegher von Monte Ceneri und dem aus Italien ausgewanderten Massimo della Pergola das Totocalcio. Dieses brachte er nach Italien.

Keine einfache Herausforderung, denn damals waren in Italien vor allem Velorennen und Fechten populär. Doch der Erfolg fiel enorm aus.

Die Italiener begannen, sich für den Spielzettel zu begeistern. Dieser sah damals 12 Einschätzungen (Tipps) und nicht 13 wie heute vor. Gleichzeitig stieg auch das Interesse am Fussball. Die Regierung vergab der Sisal, die von Molo und seinen zwei Partnern gegründet worden war, die Spiel-Konzession, aber nur für zwei Jahre.

Gewinne, die den Verstand stilllegen

Der erste Gewinner hiess Emilio Biasetti und war Mailänder. Mit einer «Zwölf» gewann der 463’000 Lire – eine enorme Summe damals.

Die Auszahlungssumme wuchs, und 1946/47 während der zweiten Saison der italienischen Meisterschaft begann die Gewinnsumme bei umgerechnet beinahe 4 Millionen Euro.

Aus Enalotto wird Superenalotto

Auf diese Weise auf den Geschmack gekommen, verstaatlichte die italienische Regierung 1948 das Totocalcio. Doch die Sisal liess sich nicht entmutigen, wechselte ins Geschäft mit den Pferderennen und erfand den «Totip».

Die grosse Wiedergeburt des Unternehmens fand jedoch im Jahr 1996 statt, als die Sisal als Wettbewerbsgewinnerin den Zuschlag erhielt, Enalotto neu zu organisieren. Aus Enalotto machte Rodolfo Molo dann Superenalotto.

Konsumentenschutz-Organisationen besorgt

Das Spielfieber rund um das Superenalotto gefällt jedoch den Konsumentenschutz-Organisationen keineswegs. Aus ihrer Sicht ruiniert die Aussicht auf Supergewinne viele Familien, die sich verschulden, nur um mitspielen zu können.

In Süditalien soll sich die Mafia dadurch bereichern, dass sie hochverzinste Darlehen an Spieler und Spielerinnen vergibt.

Auch aus der katholischen Kirche wurde Kritik laut.

swissinfo, Paolo Bertossa, Rom
(Übertragung aus dem Italienischen: Alexander P. Künzle)

Rodolfo Molo, der Erfinder von Superenalotto, erhielt das Lotto-Knowhow in die Wiege gelegt. Sein Vater Geo hatte das «Totocalcio» in Italien eingeführt. Die erste Totocalcio-Runde fand am 5. Mai 1946 statt.

Die Ziehung der Zahlen erfolgte öffentlich, jeden Sonntag nachmittag, im Wartsaal zweiter Klasse des Hauptbahnhofs in Mailand.

Heute ist Molo Hauptaktionär der Sisal (Società italiana sport a responsabilità limitata). In den 90er Jahren war er in einen Skandal um mögliche in der Schweiz angelegte Schwarzgelder verwickelt.

2001 beendete ein Gericht die Angelegenheit mit einer vorgerichtlichen Regelung.

Bei der Ziehung vom 13. August 2003 wurde der Jackpot geknackt, der auf 66 Mio. Euro (99 Mio. Franken) angewachsen war.
Das Superenalotto-Fieber hatte zuletzt auch die Nachbarländer erfasst.
Die Schweizer Einsätze verdoppelten sich in den letzten Wochen.

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