
Ärztliche Hausbesuche als Alternative zur Notaufnahme im Aufwind
In den Kantonen Genf, Waadt und Freiburg gibt es Dienste für ärztliche Hausbesuche. In welchen Fällen kann man sich an diese wenden und was kosten die Besuche? Mit diesem wachsenden Markt hat sich die Sendung «On en parle» des Westschweizer Fernsehens RTS befasst.
Wenn die eigene Ärztin oder der eigene Arzt nicht verfügbar ist oder man sich nicht in eine Praxis begeben kann, ist es in den Kantonen Genf, Waadt und Freiburg möglich, zuhause auf einen Besuch zu warten.
Diese Dienste arbeiten teilweise sieben Tage die Woche rund um die Uhr oder haben erweiterte Öffnungszeiten, beispielsweise von 7 bis 23 Uhr. Die Kosten liegen zwischen denen eines Arzttermins und denen eines Notfalls.
Teurer als ein Arzttermin, billiger als die Notaufnahme
Mithilfe des Tarmed-Systems kann die Beratung zu Hause als «Besuch» abgerechnet werden. Die erste 5-minütige Periode kostet mehr Punkte als eine Konsultation in der Praxis, die folgenden Perioden jedoch gleich viel.
Ausserdem kann die Ärztin oder der Arzt die Fahrtzeit zum gleichen Preis wie die Konsultation berechnen. Ein Hausbesuch kommt also teurer. Die Kosten werden von der Grundversicherung erstattet, wobei sich die Patientinnen und Patienten je nach gewählter Franchise und Selbstbehalt beteiligen.
«On en parle» kontaktierte verschiedene Unternehmen. Dabei unterscheiden sich die Kriterien, nach denen ein Hausbesuch beantragt werden kann.
Der Versicherungsverband «prio.swiss» erklärt, dass «die Unmöglichkeit, sich zu bewegen», oder «ein gewisser Grad an Dringlichkeit» diese Art der Kostenübernahme rechtfertigen können.

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Und was ist mit der Notfallgebühr? «Der Tarmed-Tarif erlaubt uns, die Notfallgebühr zu berechnen, wenn der Arzt seinen Zeitplan ändern muss, um sofort handeln zu können», sagt Álvaro Nieto, Direktor von Medhome, einem Freiburger Hausarztdienst, in der Sendung.
«Unsere mobile Einheit fährt von Haus zu Haus. Bei einem herkömmlichen Besuch kann man den Hin- und Rückweg nach Tarmed berechnen. In unserem Fall ist das nicht nötig, weil der Arzt von einem Hausbesuch zum nächsten reist.»
Nieto fügt hinzu: «Wir kommen in Situationen, in denen die einzige andere Lösung darin besteht, in die Notaufnahme zu gehen. Dann kommt ein Hausbesuch billiger. Unser Ziel ist es, die Notaufnahme zu entlasten und alles, was möglich ist, ambulant zu behandeln. Lebensbedrohliche Notfälle werden an das Spital verwiesen.»
Ergänzendes Angebot für Bereitschaftsärztinnen und -ärzte
Laut der Ärztin Séverine Oppliger-Pasquali, Präsidentin der Waadtländer Ärztegesellschaft, stellen diese Unternehmen keine Konkurrenz dar, sondern vielmehr eine Ressource und eine Hilfe.
In einigen Regionen arbeiten sie bereits mit den diensthabenden Ärztinnen und Ärzten zusammen und entlasten diese.
Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner sehen die Unterstützung durch Hausbesuchsdienste in der Regel positiv, da sie sich so auf ihre Patientinnen und Patienten konzentrieren können. Denn wenn sie Bereitschaftsdienst haben, sind sie nicht in ihrer Praxis.
Nicht wegen jeder Kleinigkeit anrufen
«Alle können uns anrufen, aber nicht wegen jeder Kleinigkeit. Wir sind durch Tarmed einem Wirtschaftlichkeitsgebot unterworfen”, sagt Nieto.
«Wir haben einen telefonischen Triagedienst, bei dem Sie von einem Pfleger oder einer Pflegerin empfangen werden. Diese Person wird den Grad der Dringlichkeit feststellen. Dann wird er oder sie beurteilen, ob ein Hausbesuch die beste Lösung ist», so der Medhome-Direktor.
«Wenn Sie Schwierigkeiten haben, sich zu bewegen, ist es besser, einen Arzt zu schicken. Wenn es sich um einen Notfall handelt und Ihr Hausarzt Sie nicht innerhalb von zwei oder drei Tagen untersuchen kann, kümmern wir uns um die akute Situation, erstellen einen Bericht und leiten ihn an Ihren Hausarzt weiter, der die Behandlung dann fortsetzt.»
Werden auch Kinder behandelt? «Ab acht Jahren, aber unsere Ärzte sind auf die Behandlung von Erwachsenen spezialisiert», sagt Nieto.
Übertragung aus dem Französischen mithilfe von Deepl: Christian Raaflaub

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