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Alcan streicht 180 Stellen im Wallis

Auch nach dem Abbau beschäftigt Alcan weiterhin 900 Personen im Wallis. Keystone

Die Aluminiumhütte des kanadischen Alcan-Konzerns in Steg im Kanton Wallis muss ihre Türen wegen höherer Energiekosten definitiv schliessen.

140 Arbeitsplätze im Betrieb und ungefähr 40 weitere im Dienstleistungsbereich gehen verloren, nach 110 im letzten Juni in Siders.

Die Produktion des Rohstoffes Aluminium könne im Oberwallis nicht rentabel betrieben werden, erklärte der Konzern am Donnerstag. 180 Stellen sind von der Schliessung des Werks betroffen.

Für die Betroffenen seien verschiedene Massnahmen getroffen worden, wie interne Umschulung, Frühpensionierung oder aktive Unterstützung bei der Jobsuche.

Unverständnis

Die Gewerkschaft Unia bezeichnete den Entscheid als Affront für die Arbeitnehmenden, das Wallis und den Industriestandort Schweiz. Dies umso mehr, als sich die Hoffnungszeichen für Steg in jüngster Zeit zu mehren begonnen hätten.

Der Walliser Staatsrat (Kantonsregierung) hat mit Enttäuschung und Überraschung auf den Entscheid zur Schliessung des Alcan-Werks reagiert. Er fordert Alcan auf, den Entscheid bis zum Vorliegen der Schlussforderungen des Preisüberwachers zu vertagen.

Der Schweizer Preisüberwacher Rudolf Strahm hat die angekündigte Schliessung der Aluminiumhütte der Alcan in Steg auch bezüglich seiner eigenen Untersuchungen bedauert. Der Entscheid komme so schnell, dass seine Abklärungen überrollt und ein formelles Verfahren bezüglich der Strompreise wohl durchkreuzt werde, sagte er am Donnerstag.

Streit um Energiekosten

Das Ende der Elektrolyse in Steg hatte sich bereits vor Weihnachten abgezeichnet. Mitte Dezember hatte Alcan bekanntgegeben, dass Übernahmeverhandlungen mit einer Walliser Investorengruppe wegen zu hohen Elektrizitätskosten gescheitert seien.

Die Herstellung von Aluminium ist sehr energieintensiv und der Elektrizitäts-Liefervertrag für die Aluminiumhütte in Steg ist Ende 2005 ausgelaufen. Alcan und den Investoren war es nicht gelungen, einen Elektrizitätspreis auszuhandeln, der ähnlich tief war wie bis anhin.

Die Walliser Regierung hatte Mitte Dezember das Scheitern der Verhandlungen nicht nur dem Elektrizitätspreis angelastet. Aus Sicht des Staatsrats lagen auch die Vorstellungen über den Übernahmepreis zwischen Alcan und der Investorengruppe zu weit auseinander.

«Im heutigen Energiemarkt würde die Weiterführung des Schmelzofens trotz der angebotenen Unterstützung der Walliser Regierung nur noch Verluste einfahren», sagte Wolfgang Stiller, Präsident der Alcan Gruppe Nordeuropa.

Bereits 110 Stellen abgebaut

Die Schliessung des Werks in Steg ist nicht der erste Abbau von Stellen im Wallis. Bereits letzten Juni hat der kanadische Aluminiumkonzern in seinen Werken im Wallis und in Deutschland massiv abgebaut. In Siders wurden 110 Stellen eingespart.

Alcan begründete den damaligen Abbau mit einem starken Rückgang der Nachfrage im Eisenbahn-Sektor. Die Gewerkschaften hatten heftig reagiert.

Diese zwei Abbauwellen reihen sich ein in einen seit der Übernahme der schweizerischen Algroup durch Alcan im Jahre 2000 andauernden Schrumpfungsprozess der Aluindustrie im Wallis. Die Algroup hatte noch 1600 Angestellte. Trotz des kontinuierlichen Abbaus war die Alu-Industrie bislang weiterhin die zweitgrösste Arbeitgeberin des Kantons.

swissinfo und Agenturen

Alcan beschäftigt 70’000 Angestellte in 55 Ländern.
Im Juni 2005 hat Alcan bereits 110 Personen im Werk Siders entlassen.
Im Wallis wird Alcan in Zukunft noch rund 900 Personen beschäftigen.

Im Oktober 2000 schloss sich die kanadische Alcan mit der schweizerischen Algroup bzw. Alusuisse zusammen. Formal handelte es sich um eine Übernahme.

Der grösste Aluminiumkonzern bleibt weiterhin der US-Konzern Alcoa.

Durch die Fusion entstand der weltweit zweitgrösste Aluminium- und Verpackungskonzern.

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