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Brabeck mit Doppelmandat bei Nestlé

Peter Brabeck (links) übernimmt das Zepter von Rainer E. Gut (rechts). Keystone

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé übergibt dem bisherigen operativen Chef Peter Brabeck neu auch die strategische Führung.

Brabeck soll nach der Generalversammlung vom 14. April den bisherigen Präsidenten des Verwaltungsrats Rainer E. Gut ablösen.

Um die strategische Kontinuität zu gewährleisten habe der Verwaltungsrat beschlossen, Brabeck das Doppelmandat anzuvertrauen, teilt Nestlé mit. Als weiteres Argument für den ungewöhnlichen Schritt führt der Konzern die gegenwärtige Zusammensetzung des Verwaltungsrats und der Generaldirektion an. Der bisherige Verwaltungsrats-Präsident Gut tritt altershalber zurück.

Aussergewöhnliches Doppelmandat

“Das überrascht mich nicht. Ich halte es für einen logischen Schritt”, sagt James Amoroso, Analyst bei Pictet & Cie, gegenüber swissinfo. Als operativer Chef habe Brabeck die Strategie des Konzerns bisher schon massgeblich geprägt. “Die Rolle des Verwaltungsrats-Präsidenten erachte ich daher eher als ein Label”, so Amoroso weiter.

Über ein Doppelmandat Brabecks war spekuliert worden, es galt jedoch zuletzt als weniger wahrscheinlich, da die Zwischenergebnisse des Konzerns am Markt ein wenig positives Echo fanden. Brabeck hatte bereits den Posten als Vize-Verwaltungsratspräsident inne.

Für die Investoren, die sich meist an strategischen Kriterien orientieren, hat dieser Wechsel laut Amoroso keine Konsequenzen: “Die heutige Strategie ist sowieso Brabecks Strategie. Ich kenne niemanden in der Nahrungsmittel-Industrie, der besser qualifiziert wäre für die strategische Führung.”

Zwei Vize-Präsidenten

“Um eine angemessene Kontrollausübung zu sichern, werden zwei Vize-Präsidenten gewählt”, teilt Nestlé weiter mit.

Bobst-Chef Andreas Koopmann werde die wichtigste Verbindungsperson zwischen dem Verwaltungsrat und dem Präsidenten/CEO sein. Der zweite Vize-Präsident solle der Finanzspezialist Rolf Hänggi werden, heisst es weiter.

Die Berufung von zwei Vize-Präsidenten halte er zwar für ungewöhnlich, erklärt Analyst Amoroso, aber für ein gutes Sicherheitsnetz. “Selbst wenn es nur Investoren besänftigt, die gegen Doppelmandate sind.”

swissinfo und Agenturen

Die 1866 gegründete Nestlé ist der weltweit grösste Nahrungsmittelkonzern und das grösste Industrieunternehmen der Schweiz.
Der internationale Firmensitz liegt in Vevey.
Nestlé betreibt 511 Fabriken und beschäftigt 253’000 Mitarbeitende.
2003 erwirtschaftete die Gruppe einen Reingewinn von 6,2 Mrd. Fr. bei einem Umsatz von rund 88 Mio. Fr.

Dieses Jahr wurde der Konzern von einigen NGO für einen negativen Wirtschaftspreis nominiert, der anlässlich des Weltwirtschaftsforums (WEF) vergeben wird.

Wegen aggressiver Vermarktung von Babynahrung in Entwicklungsländern soll Nestlé den Public Eye Award 2005 in der Kategorie Menschenrechte erhalten.

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