
DJ Bobo und höhlengereifter Emmentaler

Emmi steht seit Jahren stellvertretend für einen Innovations-Kurs in der Schweizer Milchwirtschaft. Die Strategie zahlt sich aus: Emmi kann wie kein anderer Milchkonzern investieren und kaufen, was dem Management beliebt. Die Innovations-Freude und der diesjährige Rekordgewinn waren für swissinfo Grund genug, sich bei Emmi umzusehen.
Zwei Düsenjets der Schweizer Armee donnern dem weitläufigen Firmengelände der Emmi entlang ; der Militärflugplatz Emmen liegt gegenüber dem Produktionsbetrieb. Aber auch in der Fabrik ist es laut: Die Anlagen produzieren in drei Schichten während 24 Stunden. «Früher lief nur die Kaffeerahm-Produktion den ganzen Tag, jetzt sind fast alle Linien ausgelastet», sagt Bruno Brücker, Produktionsleiter der Emmi.
Trends made in Emmen
Mit dem «Energy Milk»-Getränk im prismenförmigen Tetra-Pak hat Emmi vor drei Jahren einen Trend ausgelöst und konnte ihre Produkte erfolgreich bei Jugendlichen platzieren. «Mit Werbeträgern wie DJ Bobo oder Patty Schnyder haben wir uns ein jugendliches Image gegeben», sagt Fritz Wyss, Delegierter des Verwaltungsrats. Der Umsatz der Emmi mit diesem Produkt allein betrug im letzten Geschäftsjahr knapp 30 Mio. Franken. «Seit der Einführung dominiert Emmi diesen Markt und setzt doppelt soviel ab wie die Konkurrenz», ergänzt Ingrid Schmid, Pressesprecherin der Emmi.
Functional Food und Slow Food
Die Energie-Milch gehört zum Functional Food; also zu den Nahrungsmitteln die durch Zugabe bestimmter natürlicher Substanzen wie Vitaminen, Ballaststoffen oder Bakterien gesünder gemacht werden sollen. «Functional Food ist unsere Hauptrichtung um die jungen Konsumierenden zu erreichen. Ausserhalb unseres Heimmarktes bearbeiten wir damit vorwiegend Deutschland und Österreich», erklärt Wyss.
Doch Emmi will nicht nur das junge, trendy Marktsegment erreichen, sagte der Emmi-Chef: «Unsere zweite Ausrichtung ist Genuss. Wir verkaufen hier edle Spezialitätenkäse wie den höhlengereiften Emmentaler für Geniessende.» Edle Verpackung inbegriffen. Dass Emmi damit die Verkaufs-Trends trifft, ist auch Produktionschef Brücker bewusst: «Damit ein Produkt ankommt, darf es entweder gar kein Fett haben, oder es muss edler Rahm ohne Rücksicht auf Kalorien sein.»
Internationale Ausrichtung und starker Binnenmark
Emmi exportiert nicht nur Joghurts nach Hongkong und Functional Food in unsere Nachbarländer, sondern auch die meisten andern Produkte nach Europa und Nordamerika. «Abgelehnte Bilaterale Verhandlungen, das wäre eine Katastrophe gewesen, aber da müssen wir uns zum Glück nicht mehr sorgen», freut sich Wyss. Es brauche offene Märkte, meint er weiter. «International sind wir stark. Wir haben Lizenznehmer in Israel und Japan, arbeiten aber ebenso für grosse ausländische Marken.»
Der Schweiz bleibt Emmi aber verbunden, versichert Wyss: «Wir streben eine starke Stellung im Binnenmarkt an. So arbeiten wir beispielsweise für alle Grossverteiler.» Und weiter: «Die Schweizer Milchwirtschaft hat eine Tradition mit Käseprodukten, auf diese werden wir als Emmi stark setzen.»
Philippe Kropf, Emmen

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