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Novartis kurz vor Sperrminorität bei Roche

Novartis hat sein Beteiliung an Roche weiter erhöht. swissinfo.ch

Der Basler Pharmakonzern Novartis hat 2002 ein Rekordergebnis erzielt. Der Reingewinn erhöhte sich um 4% auf 7,3 Mrd. Franken.

Der Pharmariese erhöhte zudem die Beteiligung am Konkurrenten Roche auf 32,7%, was praktisch einer Sperrminorität entspricht.

Die magische Grenze liege bei 33,3%, sagte Konzernchef und Verwaltungsrats-Präsident Daniel Vasella am Donnerstag an der Bilanz-Medienkonferenz in Zürich.

Damit wäre Novartis zu einem öffentlichen Übernahmeangebot für die restlichen Roche-Anteile verpflichtet, könnte Entscheide vom Roche-Verwaltungsrat blockieren und Einfluss auf die Kapitalstruktur nehmen.

Die Beteiligung sei eine langfristige Finanzanlage mit strategischem Charakter, beschwichtigte Vasella. Ein Sitz im Verwaltungsrat von Roche beanspruche Novartis nicht, sagte Finanzchef Raymund Breu.

Roche will unabhängig bleiben

In der Vergangenheit hatte sich Vasella jedoch schon mehrmals für eine Zusammenarbeit der beiden Konzerne ausgesprochen. Er wolle eine Fusion mit Roche aber nicht erzwingen, betonte der Novartis-Chef.

Gegenüber swissinfo wies Vasella auf die Synergien hin, die durch ein Zusammengehen entstünden: “Das neue Unternehmen wäre weltweit die Nummer 2 im Pharma-Bereich, die Nummer 1 in Diagnostics, sowie der Marktführer bei den rezeptfreien Arzneimitteln. Es wäre ein unglaublich solides Unternehmen, ein Schweizer Champion in der Champions League”

Konkurrent Roche wollte indes bisher nichts von einer Heirat wissen und pochte auf seine Unabhängigkeit. Auch am Donnerstag betonte der Konzern in einer ersten Reaktion seine Unabhängigkeit. Roche wird zu 50,1% von den Nachfolgern der Gründerfamilien kontrolliert.

Die Aufstockung des Novartis-Anteils am Roche-Konzern wird von den meisten Analysten als Vorstufe zur Fusion gesehen. “Die von Novartis verfolgte Strategie gegenüber dem Konkurrenten Roche ist kohärent. Kurzfristig handelt es sich um eine interessante Finanzanlage und langfristig um eine Kaufoption”, meinte Nicolas Bürki, Analyst bei der Waadtländer Kantonalbank.

Über den Erwartungen

Novartis konnte am Donnerstag zum sechsten Mal in Folge seit seiner Entstehung aus der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz Rekord-Jahresergebnisse bekannt geben. Der Pharma-Konzern ist laut Vasella in praktisch allen Geschäftsbereichen über dem Marktdurchschnitt gewachsen.

Der Umsatz der wichtigsten Division Pharma erhöhte sich um 4% auf 21 Mrd. Franken. Consumer Health stagnierte bei 11,5 Mrd. Franken. Der Bereich Generics legte um 15% auf 2,8 Mrd. Franken zu. Der Umsatz mit rezeptfreien Medikamenten sank um 7% auf 2,4 Mrd. Franken.

Mit dem Reingewinn von 7,3 Mrd. Franken lag Novartis am oberen Rand der Erwartungen von Analysten. Für das laufende Jahr 2003 rechnet der Konzern mit einer anhaltenden Wachstumsdynamik und einem Reingewinn über dem Niveau von 2002.

Schlüsselfaktor Forschung

Novartis gab zudem bekannt, den Forschungsaufwand um 20% zu steigern. “Das langfristige Wachstum ist abhängig von der Entwicklung neuer, innovativer Medikamente”, betonte Novartis-Finanzchef Raymond Breu gegenüber swissinfo. Novartis müsse deshalb weiter in Forschung und Entwicklung investieren.

Bis 2007 will Novartis über sieben so genannte Blockbuster-Medikamente mit einem Umsatzvolumen von jeweils mindestens einer Milliarde Dollar verfügen. Das Wachstum 2003-2005 wird von den bereits im Markt liegenden Produkten getragen.

Die Schweizer Börse reagierte positiv: Novartis und Roche verzeichneten deutliche Kursgewinne.

swissinfo und Agenturen

Novartis in Zahlen (Veränderung zu 2001)

Konzernumsatz: 32,4 Mrd. Fr. (+2%)
Operatives Ergebnis: 7,9 Mrd. Fr. (+8%)
Reingewinn: 7,3 Mrd. Fr. (+4%)

Aufwand für Forschung und Entwicklung: 4,3 Mrd. Fr. (+4%)
Aufwand für Marketing und Vertrieb: 11 Mrd. Fr. (+3%)
Anzahl Beschäftigte: 72’877 (+2%)

Ende 2002 verfügte Novartis über flüssige Mittel von netto 9,8 Mrd. Franken.

Novartis war aus der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz entstanden.

Das Wachstum 2003-2005 wird von den bereits im Markt liegenden Produkten getragen.

Bis 2007 will Novartis über sieben so genannte Blockbuster-Medikamente mit einem Umsatzvolumen von jeweils mindestens einer Milliarde Dollar verfügen.

Der Forschungsaufwand soll 2003 um 20% steigen.

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