The Swiss voice in the world since 1935

«Solaris» und «Cabernet Jura»

Im Rebberg "Chorb" in Rheinau stehen diverse neue Rebsorten, die keine nicht abbaubaren Spritzmittel erfordern. Gut Rheinau

In rund zehn Jahren könnten gegen Rebkrankheiten weitgehend resistente Rebsorten in Schweizer Weinbergen stehen.

Seit vielen Jahren wird in der Schweiz nach Methoden geforscht, um die Verwendung von Spritzmittel zu reduzieren.

In der Schweiz werden jährlich rund 450 Tonnen Spritzmittel auf die Rebflächen gespritzt. Rund 80% der Wirkstoffe verdampfen in die Luft und belasten die Atmosphäre und fallen wieder auf die Erde zurück.

Was im Rebberg bleibt, belastet Boden, Grundwasser, Tiere, Nahrung und letztlich den Menschen.

Heute können hohe Werte an Pestiziden in Trauben, Traubensaft und auch im Wein nachgewiesen werden. Problematisch sind die Spritzmittel, welche schädliche Kupferverbindungen enthalten.

Der Kampf gilt den klassischen Rebkrankheiten wie Falscher und Echter Mehltau, Schwarzfleckenkrankheit, Reblaus und anderen mehr.

Resistente Sorten als mögliche Lösung

Im Projekt der Stiftung Fintan zur Praxiseinführung von neuen Rebsorten im zürcherischen Rheinau, welche nicht oder kaum gespritzt werden müssen, wird der Rebberg «Chorb» mit neuen Rebsorten bepflanzt, die praktisch keine nicht abbaubaren Spritzmittel mehr erfordern.

Durch Kreuzung der europäischen Edelsorten mit amerikanischen und asiatischen Wildreben konnte deren Resistenz gegen Mehltaupilze in die neuen Sorten integriert werden.

Diese Resistenz ist allerdings abhängig vom Mikroklima. Deshalb sei es notwendig, schreibt die Stiftung, an verschiedenen Orten sogenannte Sortengärten anzulegen.

Zahlreiche Sorten im Test

In Rheinau, im Zürcher Unterland, ist ein solcher entstanden. Wie Rebmeister Thomas Striby gegenüber swissinfo sagte, werden im Moment 29 Sorten getestet.

Zum Teil seien es neue Züchtungen, zum Teil alte Sorten, die «wiederbelebt» würden, sagt Striby.

Die Ergebnisse werden auf Ertrag und Qualität der Weine geprüft. «Wir ziehen Weinkenner bei, die die Qualität der Vinifikation bewerten».

Ziel sei es, in einigen Jahren eine Sorte zu haben, die wenig oder kaum gespritzt werden müsse und die heute herkömmlichen Trauben ablöse.

Striby ist überzeugt, dass die weisse Traube «Solaris» oder die rote «Cabernet Jura» das Potential zum Star der Zukunft haben.

Hohe Resistenz möglich

Doch er sagt auch, dass noch ein Stück Weges gegangen werden muss. So zeige sich erst, wenn eine Rebe etliche Jahre im Rebberg stehe, ob sie auch resistent gegen Schädlinge bleibe.

Zahlreiche Kreuzungen würden sich nicht bewähren. «So zum Beispiel die Nummer 3309 von Changins, die musste ich ausreissen», sagt Striby.

Changins, damit meint Thomas Striby die Eidgenössische Forschungsanstalt für Pflanzenbau, Agroscope, in Changins im Kanton Waadt. Auch hier forscht man seit Jahren an resistenten Rebsorten.

Die Forschungsanstalt testet bereits seit 15 Jahren interspezifische (pilzresistente) Rebsorten. Wie in Rheinau, kreuzen die Forscher in Changins europäische und amerikanische oder asiatische Reben, die resistente Gene besitzen.

Mehr als hundert solcher Reben wurden bereits auf ihre Resistenz gegenüber Krankheiten, ihr agronomisches Verhalten (Ertrag) und ihre Qualität geprüft.

Durchaus mit Erfolg, wie neuere Züchtungen zeigen.

In rund 10 Jahren im Weinberg

Changins hat in Zusammenarbeit mit den Universitäten von Neuenburg, Lausanne und Freiburg sowie der ETH in Zürich und Partnern aus dem Ausland 1996 ein Programm zur Züchtung neuer krankheitsresistenter Rebsorten lanciert. Das Projekt ist ein nationales Forschungsprogramm.

Bisher wurden in diesem Forschungsprogramm 27 Linien mit einem hohen Resistenzniveau gegenüber Krankheiten selektioniert. Die Auslese erfolgte unter Zehntausenden von Samen.

Die Sorten werden derzeit nach ihrem Ertrag und der Qualität der Weine, die daraus hergestellt werden, bewertet.

Sollten einige der neuen Sorten ihr Versprechen punkto Ertrag und Qualität halten, könnten auch sie in rund zehn Jahren in den Schweizer Weinbergen anzutreffen sein.

swissinfo, Urs Maurer

In der Schweiz wurden 2001 gut 2,9 Mio. Hektoliter Wein verbraucht
In der Schweiz hergestellt wurden rund 1,2 Mio Hektoliter (ca. 40%)
Pro Kopf der Bevölkerung wurden 2001 rund 41 Liter verbraucht.

In der Schweiz werden zahlreiche neue Rebsorten getestet.

Ziel: Züchtungen schädlingsresistenter Sorten.

In zehn Jahren sollen solche neue Sorten in den Rebbergen stehen.

«Solaris (weiss) und «Cabernet Jura» (rot) wird eine grosse Zukunft voraus gesagt.

Mit der Schweiz verbunden

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft