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Swiss beantragt Kapitalschnitt

Der Pleitegeier kreist noch nicht über der angeschlagenen Swiss. Keystone

Die Fluggesellschaft Swiss will ein Absinken des Eigenkapitals unter die 50-Prozent-Grenze verhindern. Sie schlägt den Aktionären vor, den Nennwert der Aktie von 50 auf 32 Franken zu reduzieren.

Die Swiss könne im jetzigen Umfeld nicht profitabel operieren.

Wie die Swiss am Dienstag mitteilte, kann die Differenz zwischen dem Nominalwert und dem Marktwert durch eine Reduktion des Nennwerts der Aktien verringert werden. Das Vorgehen habe ausserdem steuerliche Vorteile.

“Das Jahr 2003 dürfte das historisch schwierigste Jahr für unsere Branche werden”, sagte Swiss-Chef André Dosé am Dienstag in Basel.

Verständnis und Kritik

Bund und Kantone haben Verständnis für den geplanten Swiss-Kapitalschnitt. Der Bund ist mit rund 20 Prozent am Aktienkapital von 2,625 Mia. Franken beteiligt, die Kantone mit 14 Prozent.

Bei den Regierungsparteien löste der geplante Kapitalschnitt gemischte Reaktionen aus.

Fast 1 Milliarde Verlust

Die mit einer Milliardenspritze von Staat und Wirtschaft aus der Taufe gehobene Fluggesellschaft weist in ihrem Startjahr einen Verlust von 980 Mio. Fr. aus.

Der konsolidierte Umsatz belief sich auf 4,278 Mia. Franken. Die Swiss sei klar auf den Flugbetrieb als Kerngeschäft fokussiert: 98,8% werde durch die Bereiche Linienverkehr, Charter und Cargo generiert.

Den grössten Anteil steuerten mit 3,630 Mia. Franken die Passagiere des Linienverkehrs bei. Die Auslastung habe ab April deutlich zugenommen und in den Sommermonaten erfreuliche Werte erreicht.

Harter Wettbewerb und Preiskampf

Sorgen bereiteten die rückläufige Entwicklung des Durchschnittertrages pro verkauften Sitzkilometer. Als Gründe nennt die Swiss die Überkapazitäten im Markt und den harten Preiswettbewerb unter den Fluggesellschaften. Auch der Anteil der Business-Class-Passagiere sei rückläufig. Zudem sei auch ein zurückhaltenderes Kundenverhalten im Reiseverkehr zu beobachten.

Laut der Swiss-Geschäftsleitung ist der Abschluss 2002 durch einmalige Sonderaufwendungen von 322 Mio. Franken negativ beeinflusst worden, schreibt die Swiss. Der Verlust ohne Einmaleffekte belief sich demnach auf 658 Mio. Franken.

Der Betriebsverlust (EBIT) betrug 909 Mio. Franken. Auf Grund der unsicheren Ertragslage sei eine Prognose für das Ergebnis dieses Jahres im Moment noch nicht möglich.

Analysten beunruhigt

Die Zürcher Kantonalbank empfiehlt weiterhin den Verkauf der Swiss-Titel. Sie begründet dies mit den grossen Unsicherheiten wie dem hohen Schätzrisiko, dem zunehmenden finanziellen Risiko und dem tiefen Free float, also den Anteilen, die frei im Markt zirkulieren. Der Rest des Aktienkapitals befindet sich bei Grossaktionären oder staatlichen Stellen, die einen langfristigen Anlagehorizont verfolgen.

Neue Geschäftsleitung komplett

Der 42-jährige Schwede Ulrik Svensson wird per kommenden 12. Mai neuer Swiss-Finanzchef. Er habe sich als Turnaround-Manager bewährt, teilte die Swiss mit.

Der 50-jährige frühere Swissair-Kapitän und Chef der Swissair Training Center AG, Manfred Brennwald, löst am kommenden 1. April Karel Ledeboer als Chief Operating Officer ab.

Reduzierte Flotten-Erneuerung

Angesichts der ungünstigen wirtschaftlichen Prognosen für das Jahr 2003 passt Swiss ihre Pläne für die Erneuerung der Flotte an. Die Anzahl der festen Bestellungen für den Embraer 170 und Embraer 195 wird von 60 auf 30 Flugzeuge reduziert. Die Ablieferung erfolgt erst ab dem Jahr 2004. Die Optionen werden von 100 auf neu 20 Maschinen festgesetzt. Damit kürzt die Swiss ihre Investitionen um 1 Mia. Franken.

Auch mit Airbus ist Swiss in Verhandlung. Die ersten sieben A340 werden planmässig übernommen. Über die Staffelung der letzten fünf A340 wird gegenwärtig mit Airbus verhandelt.

swissinfo und Agenturen

Der Nennwert der Swiss-Aktie soll von 50 auf 32 Franken reduziert werden.
Der Verlust 2002 beläuft sich auf 980 Mio. Franken.
Der Schwede Ulrik Svensson wird neuer Finanzchef.

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