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Swiss: 700 Stellen weg, 20 Flugzeuge weg

Die Swiss-Flotte wird um 20 Flugzeuge verkleinert. Keystone

Die Airline Swiss wird 700 Stellen streichen und 20 Flugzeuge still legen. 25 unrentable Strecken werden eingestellt. Fürs laufende Jahr könne trotzdem kein Gewinn erwartet werden.

Der Bund signalisierte Verständnis, will aber keinesfalls Geld nachschiessen.

Erst drei Monate liegt das letzte Sparprogramm zurück, dem 200 Stellen und acht Flugzeuge zum Opfer fielen. Am Dienstagabend hat Swiss-Präsident Pieter Bouw vor den Medien den nächsten Abbau bekannt gegeben: Je 200 Angestellte in Cockpit und Kabine und 300 beim Bodenpersonal und im Management; insgesamt 700 Stellen.

“Es tut uns sehr leid diese Massnahmen treffen zu müssen, doch wir mussten reagieren, um die Zukunft zu sichern”, sagte er. Mit den Gewerkschaften solle nach sozialpartnerschaftlichen Lösungen gesucht werden.

Kleinere Flotte, weniger Flüge

Die Flottenreduktion betrifft 17 Regionalflugzeuge, zwei Boeing MD-83 und einen Airbus A321. Insgesamt 25 Destinationen ab Zürich, Basel, Genf, Bern und Lugano werden aus dem Flugplan gestrichen, auf weiteren Flügen werden die Kapazitäten reduziert. Die Änderungen werden ab Ende März dieses Jahres wirksam.

Das Langstrecken-Netz werde nicht angetastet, denn es liefere einen Gewinn, sagte Konzernchef André Dosé. “Wir sind nicht überdimensioniert”, betonte er.

Gewinnwarnung trotz Aderlass

Die Erwartungen von einem ausgeglichenen Ergebnis per Ende Jahr werde trotz dem erneuten Kahlschlag nicht erreicht werden können, warnte Dosé. Verantwortlich machte er dafür die schlechte Wirtschaftslage und die tiefgreifende Krise in der Branche.

Bund will keinesfalls Geld einschiessen

Der Bund als grösster Aktionär der Swiss signalisierte Verständnis für den Abbau. Die von der Swiss getroffenen Massnahmen seien tief einschneidend, aber nötig, um das unternehmerische Mark der Fluggesellschaft zu bewahren, sagte Daniel Eckmann, Sprecher des Finanzdepartementes (EFD).

Gleichzeitig stellte er klar, dass die Swiss vom Bund keine zusätzlichen Mittel erhalte. Auch an allfälligen Sozialplänen für die betroffenen Angestellten werde sich der Bund nicht beteiligen.

Gewerkschaften protestieren schockiert

Swiss Pilots, der Verband der Ex-Crossair-Piloten, bezeichnete es als tragisch, dass die Swiss nach so kurzer Zeit einen so grossen Stellenabbau ankündige. Entlassungen seiner Mitglieder wolle der Verband vor Gericht anfechten, drohte Swiss Pilots-Sprecher Martin Gutknecht.

Für die Vereinigung des Cockpitpersonals der ehemaligen Swissair, Aeropers, geschieht der Abbau dagegen im Interesse des gesamten Unternehmens. “Nun muss in einem schmerzlichen Prozess nachgeholt werden, was damals verpasst wurde”, kommentierte Geschäftsführer Christoph Ulrich.

Der Verband des Swiss-Bodenpersonals (GATA) sprach von Massenentlassungen. Entsprechende Bestimmungen müssten nun von der Swiss eingehalten werden, forderte GATA-Vizepräsident Philipp Hadorn.

Daniel Vischer, Präsident der Sektion Luftfahrt der Service Public-Gewerkschaft VPOD, forderte, dass keine Entlassungen ausgesprochen würden und ein Sozialplan ausgearbeitet werde, der diesen Namen verdiene. “Der Steuerzahler erwartet eine rentable Swiss, aber auch eine Swiss, die ihre soziale Verantwortung wahrnimmt.”

swissinfo mit Agenturen

Die Swiss wird 700 Stellen abbauen: 200 im Cockpit, 200 in der Kabine und 300 am Boden und im Management.

Die Gewerkschaften sprechen von Massenentlassungen. Schon im November hatte die Swiss 200 Stellen gestrichen.

20 Flugzeuge sollen still gelegt werden: ein Airbus A321, zwei Boeing MD-83 und 17 Regionalflugzeuge.

25 Strecken ab allen Schweizer Flughäfen werden gestrichen, andere Destinationen weniger oft angeflogen. Dies ab 30. März.

Das Swiss-Management warnt, das gesteckte Ziel eines ausgeglichenen Ergebnisses sei nicht fürs Jahr 2003 zu realisieren.

Der Bund zeigte Verständnis fürs Sparprogramm, machte aber klar, dass er kein Geld mehr einschiessen wolle – auch nicht für Sozialpläne.

Die grossen Parteien bedauern den massiven Stellenabbau. Sie sind sich aber einig, dass die Massnahmen unumgänglich sind.

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