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Trikots, Fahnen & Bildchen – für Fans ein Muss

Das Geschäft mit Fanartikeln lässt im Vorfeld der Euro 2004 die Kassen klingeln. swissinfo.ch

Das Geschäft EM 2004 in Portugal besteht vor allem aus dem Verkauf von TV-Rechten und Tickets. Drittes wichtiges Standbein ist das Merchandising.

Fussballfans, die etwas auf sich halten, decken sich rechtzeitig mit Fahnen, Trikots, Kappen und anderen Artikel ihrer Lieblingsmannschaft ein.

Vom klassischen Fussballerbildchen zum Einkleben bis zur Übertragung in Schweizer Stadien auf Grossleinwand: Das EM-Fussballfieber verspricht der Grossbank ebenso wie der Quartierbeiz zusätzliche Gewinne.

Denn die Wirtschaft, ob global oder lokal, hat längst entdeckt, dass Sportereignisse ein lukratives Geschäft sind: Den Global Players bieten Grossveranstaltungen wie die EM dank riesiger TV-Präsenz ideale Plattformen für internationale Image-Werbung. Die «kleinen Fische» um die Ecke versuchen, mit einem Fernseher sowie Bratwurst und Bier Kasse zu machen.

Dazwischen liegt der reich gefüllte Euro-2004-Warenkorb, in dem die offiziellen Merchandising-Artikel den Löwenanteil ausmachen: Insgesamt sind es 3000 Produkte, zu 70% Kleidungsstücke, für deren Verkauf der Unterhaltungsriese Warner Bros. Consumer Products bei der UEFA eine Lizenz eingeholt hat.

Sammelfieber um Fussballerbildchen

Zu den klassischen Produkten im Vorfeld grosser Fussball-Veranstaltungen gehören auch die Alben mit den Fussballer-Konterfeis von Panini. Seit die Stickers, die Bilder zum Einkleben, Mitte April in den Geschäften erhältlich sind, wird auf den Pausenplätzen der Schweiz emsig gehandelt und getauscht.

«Ich sammle zusammen mit einem Klassenkameraden. Wir teilen uns ein Album, das macht mehr Spass», erzählt der 10-jährige Nicolas. «Doppelbilder tauschen wir in der Schule gegen neue. Das klappt prima, denn jeder in der Schule hat ein Album – auch die Mädchen.»

In Panini-Album, das naturgemäss international angelegt ist, sind die Ländernamen der Fussballmannschaften in der jeweiligen Landessprache angegeben.

Und was steht für die viersprachige Schweiz? Helvetia. Eine komplette Sammlung zählt 334 Bildchen. Dafür plündern die Kinder ihr Sparschwein, belagern ihre Eltern und üben sich im Tauschhandel.

Bis das Album vollgeklebt ist, müssen rund 70 bis 80 Franken aufgeworfen werden. Solch vollständige Alben können mit den Jahren einen gewissen Sammlerwert erreichen.

Nationalstolz und Sympathieträger

Die Spielerbildchen sind eine Liebeserklärung an den Fussball allgemein. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, seine Vorliebe für die bevorzugte Mannschaft – hier natürlich die Schweizer Nationalmannschaft – unter Beweis zu stellen. Sie reichen vom Song «I setze alls» der Deutschschweizer Gruppe Plüsch, der die Schweizer Fussballer nach Portugal begleitet, bis zu den 504 Carrera-Uhren nach dem Entwurf des Spielers Murat Yakin.

Die Grossbank Credit Suisse, der potente Hauptsponsor der Nationalmannschaft, will mit einer grossangelegten Werbekampagne die Fussball-Begeisterung der Schweizer Bevölkerung auf Hochtouren bringen: Diese umfasst Poster mit den Spielern am Flughafen Zürich und in den Bankfilialen, Inserate in der Presse sowie ein Werbespot zur Förderung des Teamgeistes.

Die EM sei für das Unternehmen eine ausserordentliche Gelegenheit, bestätigt Adrian Schüpbach, Direktor Sponsorship & Event Services der Credit Suisse gegenüber swissinfo. Als Sponsor der Nationalmannschaft sei die Bank in der einmaligen Lage, für ihr Image und um neue Kunden zu werben und gleichzeitig etwas für die Equipe, die Fangemeinde und den Nationalstolz tun zu können.

Riesen-T-Shirt als Motivationsspritze

Credit Suisse hat ausserdem ein Mini-Fussball-Turnier für Kinder, die Übertragung der Schweizer Spiele in verschiedenen Stadien und die Abgabe von T-Shirts, Kappen und anderen Gegenstände vorgesehen, welche die Fans als Zeichen der Unterstützung der Schweizer Kicker tragen können.

Und sollte jemand den Text der Schweizer Nationalhymne vergessen haben, ist auch für diesen Fall ist vorgesorgt. Auf dem Werbe-T-Shirt der Bank prangt in leuchtend roten Lettern die erste Strophe in allen vier Landessprachen.

Eine anderes T-Shirt – mit gewaltigen Ausmassen – dient als riesige Glückwunschkarte.»Wir tragen dieses T-Shirt quer durch die Schweiz, damit die Bevölkerung ihre Glückwünsche an die Mannschaft darauf verewigen kann», so Adrian Schüpbach.

«Während der Spiele wird es in der Eingangshalle ihres Hotels aufgehängt, damit die Spieler das Bild ständig vor Augen haben. Der Beweis, dass die ganze Bevölkerung hinter ihnen steht, wird sie anspornen.»

Fahnen im Wind

Doch das ultimative Symbol uneingeschränkter Unterstützung und Identifikation ist eine Fahne in den Nationalfarben. «Von Vatikanstadt einmal abgesehen – die ja nicht eine eigentliche Nation darstellt – ist die Schweiz das einzige Land mit einer viereckigen statt einer rechteckigen Fahne», erzählt Pierre Karlen, Besitzer der Fahnenfabrik in Bern, der ältesten ihrer Art.

Doch nicht nur das: Die Eidgenossenschaft hat zwar die Grössenverhältnisse zwischen Fahne und Kreuz genau festgelegt, doch was den roten Farbton betrifft, herrscht eine gewisse Freiheit.

Rot und röter

«Blutrot soll sie sein – das bedeutet für jeden etwas anderes», erklärt Pierre Karlen. «Wir haben ein ziemlich dunkles Rot gewählt. Die einen kritisieren uns, die anderen machen es uns nach, vielleicht, weil wir auch den Bund beliefern.»

Zu Karlens Kunden gehören unter anderen die UEFA, die FIFA und die Segelcrew der Alinghi. Zwar deckt sich der Durchschnittsbürger nicht bei ihm ein – auf dem Markt ist importierte Ware zu wesentlich günstigeren Preisen zu haben – doch treiben internationale Fussball-Events wie die EM in Portugal die Verkaufszahlen um gut 10% in die Höhe. «Käufer sind vor allem Restaurants und Hotels, die ihre Säle während der Spiele damit dekorieren wollen».

swissinfo, Doris Lucini
(Übersetzung aus dem Italienischen: Maya Im Hof)

Das Sponsoring für die Schweizer Fussball-Nati beträgt 3,3 Mio. Franken pro Jahr.
Davon trägt die Credit Suisse die Hälfte.
Im Vorfeld der Euro 2004 hat die UEFA Lizenzen für 3000 Merchandising-Produkte verkauft.
In der Schweiz sind rund 20 Millionen Kuverts mit 350’000 Spielerbildchen für die Panini-Alben im Umlauf.

Die Werbetrommel rund um die EM 2004 wird auf Hochtouren gerührt: Die Haupt-Sponsoren der Euro 2004 und Reiseagenturen veranstalten Wettbewerbe, in denen Tickets für die Spiele zu gewinnen sind.

Wer zu Hause bleiben muss und die Schweizer Nationalmannschaft von daheim aus unterstützen will, tut dies mit einem «Hopp Schwiiz»-Trikot.

Credit Suisse, Hauptsponsor der Schweizer Nati, hat ein Sympathie-T-Shirt lanciert. Auch ein Waschmittel-Fabrikant hat dem Produkt ein T-Shirt beigelegt.

Hartgesottene Fans sind nur mit einem originalen Spieler-Trikot des Ausrüsters glücklich. Das Stück, in dem die Nationalmannschaft in Portugal antreten wird, kostet stolze 110 Franken.

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