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«Warum ist es in Australien dunkel?»

Lernen am Bildschirm bereitet den meisten Kindern Spass. Keystone

Die moderne Gesellschaft scheint ohne Informatik nicht mehr zu funktionieren. Die Schule muss das Wissen dazu vermitteln.

Trotz Engagement von Bund, Kantonen, Gemeinden und der Privatwirtschaft ist man noch lange nicht am Ziel.

Staunen im Schulhaus Blumenfeld im solothurnischen Zuchwil: «Hier ist es Mittag und dort ist dunkel,» konstatiert eine Schülerin beim Betrachten einer Webcam in Australien. Sofort kommt die Frage: «Warum ist das so?»

«Ich habe letztes Jahr mit meiner Klasse an einem Wetter-Projekt gearbeitet», erklärt Dieter Fischlin, Lehrer an der Mittelstufe. Ein ideale Gelegenheit, im Unterricht Computer und Internet, also Informations- und Kommunikations-Technologien (ICT), einzusetzen.

«Der ICT-Einsatz bestand im Beobachten von Wetterstationen auf der ganzen Welt via Internet», erklärt Fischlin weiter. Gewissenhaft notierten die Kinder ihre Beobachtungs-Ergebnisse und werteten sie aus.

Grosse Veränderungen

Die Informations- und Kommunikations-Technologien sind verantwortlich für Veränderungen bei unserer Arbeit, bei der Art und Weise unserer Kommunikation und auch dafür, wie wir uns organisieren.

Von diesem Wandel, der sich nicht zuletzt in den neuen Medien manifestiert, ist auch die Schule betroffen.

Die Schülerinnen und Schüler, die Erwachsenen von morgen, müssen lernen, Computer und Internet in ihrem jetzigen wie auch zukünftigen Leben sinnvoll anzuwenden.

So sind Lehrerinnen und Lehrer verstärkt gefordert, ICT im Unterricht zu integrieren.

Schwierige Realisierung

Der Bedarf für den Einsatz von Computer und Internet in der Schule ist klar ausgewiesen. Aber wie werden diese Bedürfnisse in der arg zerklüfteten schweizerischen Bildungslandschaft umgesetzt?

Dieter Fischlin: «Jeder Kanton macht seine eigene ICT-Politik. Und im Kanton Solothurn ist es noch schlimmer, da kocht jede Gemeinde ihr eigenes ICT-Süppchen, weil sich der Kanton raus hält, da er nicht zur Kasse gebeten werden möchte.»

Und so wurstelt jede Gemeinde mehr oder weniger allein vor sich hin. Immerhin profitiert man ab und zu von den Erfahrungen anderer Städte und Dörfer.

Engagement des Bundes

Aber es gibt noch Initiativen des Bundes und der Kantone. Zum Beispiel «Public Private Partnership – Schule im Netz (PPP-SiN)». PPP-SiN ist ein Gemeinschaftsprojekt von Bund, Kantonen und Privatwirtschaft.

PPP-SiN möchte die verschiedenen ICT-Bedürfnisse der Kantone, Schulen, Lehrpersonen oder Schülerinnen und Schüler erkennen und innovative Lösungen anbieten.

So subventioniert der Bund im Rahmen von PPP-SiN 42 kantonale Projekte zur Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen im ICT-Bereich. 2003 jedoch kürzte das Parlament den Rahmenkredit von 100 Mio. auf 41 Mio. Franken.

Die Partner aus der Privatwirtschaft unterstützen PPP-SiN im Bereich der Infrastruktur durch verbilligte Hard- und Software und mittels Gratiszugang zum Internet.

Diskussions-Plattform

Mit der Kürzung der Bundesmittel wurde dem Projekt Wind aus den Segeln genommen. «Das gesamte Projekt ist jedoch nicht gefährdet, da ein grosser Teil der Mittel nicht vom Bund kommen», sagt Paolo Barblan vom Forum Helveticum (FH).

Das FH bietet den verschiedenen Partnern von PPP-SiN eine Plattform, ihre unterschiedlichen Ideen und Standpunkte zu diskutieren und einen Konsens zu finden.

Mängel bei Lehrmitteln und Ausbildung

«Auf der strukturellen Ebenen ist die Sache schon sehr weit fortgeschritten. Die Schulen werden vernetzt, die Computer stehen in den Schulen», sagt Barblan.

«Es wurde jedoch bis jetzt noch sehr wenig gemacht auf Ebene des pädagogischen Materials und – sehr wichtig – bei der Ausbildung der Lehrkräfte,» beschreibt Barblan die Probleme.

«So ist man im Moment dabei, Lehrkräfte auszubilden und Ausbildner von Ausbildnern, damit langfristig der Unterricht unter dem Einbezug von ICT möglich wird.»

Mittel zum Zweck

«ICT ist nicht im Mittelpunkt – ICT ist ein Mittel. Punkt.» So bringt Barblan die Bedeutung von ICT auf den Punkt.

Die Lehrer müssen sich überlegen, wie sie ICT im Unterricht einsetzen, damit der Unterricht anders, interessanter, effizienter gestaltet werden kann.

Genauso wichtig ist jedoch der zweite Aspekt: Jugendliche sollen selbst ICT-Kompetenz erringen, damit sie diese auch im späteren Leben einsetzen können.

Und so konnte wohl auch das Internet helfen, eine Antwort auf die Frage «Warum ist es in Australien dunkel?» zu finden.

swissinfo, Etienne Strebel

Mit dem Ziel, die Nutzung von Informatikmitteln, Multimedia und Internet im Unterricht zu fördern, hat das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT im Dezember 2000 die Initiative «Public Private Partnership – Schule im Netz» (PPP-SiN) lanciert.

PPP-SiN wird von Bund, Kantonen und der Wirtschaft getragen. Die öffentliche Hand setzt den Schwerpunkt auf die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen in ICT, die Wirtschaft engagiert sich im Bereich Infrastruktur.

Mit dem Projekt «Schulen ans Internet» beteiligt sich Swisscom an der Initiative «Schule im Netz» – PPP-SiN.
Ziel von Swisscom: bis Ende 2005 alle ca. 5000 Schweizer Schulen kostenlos mit Breitband ans Internet anzuschliessen.

Weitere Firmen bei PPP-SiN:
Apple
Cisco
IBM
Dell
Microsoft
Sun

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