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Eishockey-Wunder: Schweiz besiegt Russland

Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft hat an der A-WM in St. Petersburg das scheinbar Unmögliche geschafft. Mit einem 3:2-Sieg über Russland am Mittwoch (03.05.) zog sie trotz der Niederlage gegen Frankreich noch in die Zwischenrunde ein.

Gewiss war es ein glückhafter Sieg. Der Druck, den die Russen phasenweise ausübten, war immens. Unverdient war die Sensation aber nicht. Die Schweizer kämpften mit riesigen Herzen. Sie taten alles, was in ihrer Macht stand.

Das Team von Ralph Krueger profitierte vielleicht auch vom kanadischen Schiedsrichter Acheson, der sehr tolerant war und vieles durchgehen liess. Aber in erster Linie glaubte es an seine Chance und gab von der ersten bis zur letzten Sekunden keinen Zentimeter Eis kampflos auf.

Ralph Krueger sprach nachher von der besten Leistung einer Schweizer Nationalmannschaft aller Zeiten. «Charakter, Mut, Kampf, Wille – wir haben alles gezeigt, was es zu einer perfekten Teamleistung braucht», so der Nationalcoach.

Die Helden waren am Ende Torhüter Reto Pavoni, der eines seiner besten Länderspiele zeigte, Verteidiger Patrick Sutter, der nicht erst gegen die Russen der beste Akteur in der SEHV-Auswahl war, und die Jungen. Der 20-jährige Flavien Conne mit einem Kunstschuss und 118 Sekunden später der 21-jährige Thomas Ziegler erzielten die Tore vom 1:2 zum 3:2.

Connes Ausgleich fiel bloss 56 Sekunden, nachdem die Russen durch Viktor Koslow zum zweiten Mal in der Partie in Führung gegangen waren. Sowohl Conne wie Thomas Ziegler hatten sich erst im letzten Monat ihr WM-Ticket gesichert.

Dass dies vor 12 300 Zuschauern im ausverkauften neuen «Ice Palace» in St. Petersburg kein gewöhnlicher Abend würde, deutete sich spätestens in der 20. Minute an, als Patrick Sutter direkt von der Strafbank aus kommend alleine auf den russischen Goalie Brytsgalow zulaufen konnte und diesen im Stil eines NHL-Topstürmers ausspielte.

Sutters Ausgleich zum 1:1 brachte den Schweizern die Hoffnung zurück. Diese drohte im ersten Drittel zu schwinden, als die Russen ihren Gegner schwindlig spielten. Alexej Jaschin erzielte in der 13. Minute das 1:0, zuvor hatten die Gastgeber bereits sechs hochkarätige Chancen vergeben.

Dass die Schweizer trotz dem Druck der Russen stets im Spiel blieben, verdankten sie Reto Pavoni. Der 32-jährige Klotener, für den die letzten beiden Weltmeisterschaften unglücklich gelaufen waren (beide Male verlor er die Nummer 1 an David Aebischer), wurde zum eigentlichen Schweizer Helden. Er «hexte» die Schweizer zum Sieg und blieb auch im grössten russischen «Schusshagel» die Ruhe selbst.

Für die Schweiz war es im 39. Länderspiel gegen Russland oder die ehemalige Sowjetunion erst der dritte Sieg – und zum zweiten Mal (nach dem 3:0 im Februar 1992 in Fribourg) stand Pavoni im Tor. Nur beim 4:2 vor zwei Jahren an der Heim-WM in Basel stand David Aebischer im Tor.

Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem «Wunder von Zürich und Basel», wo ein 5:1 gegen Frankreich zum auch damals nicht mehr erwarteten Erreichen der Finalrunde ausreichte und danach Russland 4:2 besiegt wurde, passierte also das «Wunder von St. Petersburg».

Und wiederum sind die Franzosen die tragischen Figuren. Trotz des Sieges über die Schweiz und der beherzten Leistung gegen die USA (2:3) müssen sie nun gegen den Abstieg kämpfen.

Für das Krueger-Team dagegen hat sich die Ausgangslage nun innerhalb zweier Tage zweimal um 180 Grad gewandelt. Nach dem 2:4 gegen Frankreich drohte sogar der Abstieg, nun ist das Erreichen der Viertelfinals bereits in Griffnähe. Weil in die Zwischenrunde die Punkte aus den Direktbegegnungen mitgenommen werden, startet die Schweiz mit drei Punkten aus zwei Spielen in die zweite WM-Phase.

Swissinfo und Agenturen

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