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Proteste gegen Kinderschändung

Weisse Luftballons am Marche blanche, als Zeichen der Solidarität. Keystone

In der Schweiz sind am Samstag mehrere tausend Personen gegen die Pädokriminalität auf die Strasse gegangen. Sie warfen den Behörden Passivität vor und forderten schärfere Massnahmen gegen die Ausbeutung von Kindern.

Die Schweigemärsche wurden von der Vereinigung Marche blanche bereits zum dritten Mal organisiert.

Ziel der Märsche in 13 Schweizer Städten war es, der Öffentlichkeit die Qualen ins Bewusstsein zu rufen, die viele jugendlichen Opfer erleiden müssen. Gemäss Marche blanche werden täglich haufenweise neue Bilder von missbrauchten Kindern via Internet in Umlauf gebracht. Kinderhandel und die Ausbeutung von Kindern seien lukrative Geschäfte, die der internationalen Mafia Millionen einbringe.

Affront gegen die Kinder



Laut Christine Bussat, der Gründerin und Präsidentin von Marche blanche, sind die auf Bundesebene verfügbaren Mittel für den Kampf gegen das Phänomen völlig ungenügend.

«58’000 Franken pro Jahr gegen Pädokriminalität auf dem Internet sind nichts!», kritisiert Bussat. Man könne da fast von einem Affront gegen die Kinder sprechen. Die Behörden, so Bussat, sollten den Kindern höchste Priorität einräumen, und die Repression gegen Pädokriminelle müsse rigoros verschärft werden.

Dieses Jahr erhielt die Vereinigung Marche blanche auch von Justiz- und Polizeiministerin Ruth Metzler Schützenhilfe. Die Bundesrätin unterstützte deren Anliegen in einer Rede am Schweigemarsch in St. Gallen und rief dazu auf, bei Verbrechen gegen Kinder nicht wegzuschauen.

Metzlers kantonale Amtskollegin Karin Keller versprach, die Pädokriminalität «mit aller Härte» zu bekämpfen. Die letztes Jahr ausgelöste Aktion «Genesis» gegen Kinderpornografie im Internet sei erfolgreich gewesen. Im Kanton St. Gallen hätten seither die entsprechenden Anzeigen zugenommen.

Engagierte Politiker



Die Vereinigung Marche blanche will nicht nur die Bevölkerung mobilisieren. Sie ist auch auf politischer Ebene mit Erfolg aktiv. 56 eidgenössische Parlamentsabgeordnete haben sich die Anliegen von Marche blanche zu eigen gemacht und leisten via Motionen und Interpellationen ihren Beitrag.

«Dank Marche blanche, aber auch weil wir jahrein jahraus hinter den Politikern her sind, ist die Anzahl der Interpellationen zum Thema um 80% gestiegen», freut sich Christine Bussat.

Ein anderes Problem bereitet der Vereinigung jedoch Sorgen: Die Deutschschweiz mobilisiert sich mehr schlecht als recht in diesem Kampf. Alles ist dort schwieriger: Sponsoren finden, sich Unterstützung seitens der Politiker sichern und die Bevölkerung auf die Strasse bringen.

Jedes fünfte Mädchen und jeder zehnte Knabe

Dieses Jahr fanden die Schweigemärsche in folgenden Städten statt: In Appenzell, Basel, Bellinzona, Delsberg, Freiburg, Genf, Glarus, Lausanne, Luzern, Sitten, Solothrun, Stans und St. Gallen. An verschiedenen Orten eröffneten Mororradfahrer die Kundgebung.

Im vergangenen Jahr hatten noch Menschen in sämtlichen Kantonen im Kampf gegen die Pädokriminalität demonstriert.

Nach Schätzungen des UNO-Kinderhilfswerks Unicef wird in der Schweiz mindestens jedes fünfte Mädchen und jeder zehnte Knabe sexuell missbraucht. Weltweit würden mit Kinderpornografie und Kinderhandel jährlich rund 375 Milliarden Franken umgesetzt.

swissinfo und Agenturen

Die Schweigemärsche begannen 2001 auf Anstoss von Eltern, die sich gegen die Kommerzialisierung von Kinderausbeutung wehrten. Den Anfang bildete der nach der Pädophilie-Affäre Marc Dutroux organisierte Marche blanche in Belgien.

Der dritte Schweigemarsch fand am Samstag in 13 Schweizer Städten statt: Appenzell, Basel, Bellinzona, Delsberg, Freiburg, Genf, Glarus, Lausanne, Luzern, Sitten, Solothurn, Stans und St. Gallen.

Die Vereinigung Marche blanche wirft den Behörden Passivität vor und fordert die Bevölkerung auf, bei den bevorstehenden Wahlen diejenigen Kandidaten zu berücksichtigen, die sich zum Wohl der Kinder einsetzen.

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