
Reisemacher hoffen auf «Zuhausesitz-Frust»

Im Januar beginnt in ganz Europa und so auch in der Schweiz die Saison der Ferienmessen. Den Konsumenten wird Mut gemacht, früh zu buchen.
Noch tief im Winter finden überall in Europa Ferienmessen statt. In der Schweiz macht die Berner Ferienmesse den Auftakt. Es folgen die Fespo in Zürich und weitere. Die Tourismusbranche gehört zu den wichtigsten des Kontinents; hunderttausende von Messebesuchern werden auf Sonne und Strand eingestimmt. Dass selbst Kleriker von Palmen träumen, zeigt der «Cartoon der Woche» von swissinfo.
Nah- oder Fernziele
Noch zeichnet sich für die Branchenkenner nicht genau ab, wie die Kunden dieses Jahr die Ferien verbringen wollen: Wellness im Schwarzwald statt Strandliegen in der Karibik? Sitzt der Septemberschock noch in den Knochen oder ist er längst vergessen?
«Eine bequeme Wellness-Woche im Schwarzwald bringt uns ungefähr so viel Umsatz wie ein Karibik-Arrangement», meint Hotelplan-Direktor Walter Güntensperger an einem Podiumsgespräch bei der Eröffnung der Berner Messe. Die Umsätze der Reiseveranstalter werden also durch vermehrtes Buchen von Nahzielen gegenüber Flugreisen nicht automatisch verringert.
Ausser gewissen arabischen Ländern hat der Schweizer Reisende auch gegenüber den USA gewisse Bedenken, wobei in diesem Fall auch der teure Dollar mitspielt. «Dabei hat der 11. September die Sicherheits-Situation in den USA selbst nicht gross verändert», sagt Markus Grau von Beever Tours. Doch viele Schweizer wollen nicht mit US-Airlines fliegen.
Crossair: Name steht, bleibt aber geheim
Für die neu-alte Crossair stellte sich Hugo Wermelinger, Spezialreisen-Verantwortlicher dieser Airline, dem Podiums-Moderator Stephan Klapproth. Er wisse zwar den neuen Namen seiner Airline schon, doch bekannt werde die Bezeichnung aus juristischen Gründen wohl erst in zwei Wochen.
«Halber Preis, weniger Flugangst!»
Die Reiseprofis gaben sich, von Klapproth auf die anscheinend grassierende Flugangst befragt, sehr pragmatisch: «Wir müssen seit Jahren die Erfahrung machen, dass die so genannte Flugangst sehr stark von der Höhe der Flugpreise abhängt…».
«Der Zuhausesitz-Frust wird die Leute spätestens ab dem zweiten Halbjahr wieder in die Reisebüros treiben», schätzt Hotelplan-Direktor Güntensperger. Man fliege nicht irgendwo hin, weil es dort sicher sei, sondern weil dort die Sonne scheine.
Spätes Buchen
Die Touristikbranche glaubt, dass sich der Trend zum späteren Buchen fortsetzen werde. Dies bevorzugt die grossen Reiseveranstalter, die ihre Flugkapazitäten und Hotelzimmer leichter steuern können als mittelständische Tour Operator im Spezialreisesegment.
Sichere Schweiz
Die Schweiz gilt als sicher und spürte dennoch den Rückgang der Touristen. Jörg Krebs vom Marketing bei «Schweiz Tourismus» wies am Podiumsgespräch auf die Winterkampagne für die Schweiz nach dem 11. September hin: «Mit den 5 Mio. Franken, die die Kampagne gekostet hat, konnten wir gemäss einer Umfrage bisher rund 300’000 zusätzliche Europäerinnen und Europäer zu einer Reise in die Schweiz bewegen».
Alexander P. Künzle

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