
Unfreiwillige zu Gast im Flughafen

Über 3'000 Passagiere bleiben jährlich im Transit des Flughafens Zürich hängen, weil sie keine gültigen Papiere haben. Bis zur Rückkehr in ihre Heimat finden sie Platz im Inad-Center.
Ein junger Afrikaner wollte kürzlich von Accra über Zürich in die USA fliegen. Die Reise ins gelobte Land endete aber im Transit des Flughafens Zürich. Weil der Mann mit einem gefälschten Pass und einer gestohlenen Green Card unterwegs war, wurde ihm die Weiterreise verweigert. Die Zeit bis zu seinem Rückflug mit der nächsten Swissair-Maschine nach Ghana verbrachte er im Inad-Center.
Das Inad-Center am Flughafen Zürich ist seit Juni 2000 in Betrieb. Es beherbergt Inadmissibles – kurz Inads. Diese Flugpassagiere dürfen weder in die Schweiz einreisen noch in ein Drittland weiterfliegen, da sie keine gültigen Dokumente vorweisen können. Eingerichtet wurde das 1,3 Mio. Franken teure Transitmotel, um das Problem der Inadmissibles besser zu handhaben.
Menschenwürdige Unterkunft
«Wir bieten ihnen eine menschenwürdige Unterkunft», erklärt Stefan Roschi, Station Manager der Customer Ground Service AG (CGS), welche das Inad-Center im Auftrag von Unique Airport betreibt. Die unfreiwilligen Gäste bleiben im Normalfall einen Tag respektive eine Nacht; der Aufenthalt kann allerdings, je nach Flugplan, bis zu einer Woche dauern.
Das Inad-Center bietet vier Schlafräume mit je sechs Zivilschutzbetten, Aufenthaltsräume mit TV-Gerät und Zeitschriften sowie WCs und Dusche. Insgesamt ist das Transitmotel eher spartanisch, aber zweckmässig eingerichtet. Die Verpflegung besorgt die Catering-Firma der Lufthansa. Während des Aufenthalts im Center können sich die Inadmissibles frei im Transitbereich bewegen. Ein solches Center gibt es weltweit nur noch in Brüssel, Madrid und Moskau.
Für jeden Gast des Zürcher Inad-Centers werde eine Pauschale von 200 Franken pro Nacht, inklusive Mahlzeiten, erhoben, erklärt Marlis Bernauer, Project Manager bei Unique. Diese Kosten werden den Fluggesellschaften verrechnet, welche die Inads nach Zürich transportiert haben. Der Betrieb des Inad-Centers kostet im Jahr etwa eine Million Franken. Mit den Beiträgen der Airlines kann rund die Hälfte abgedeckt werden. Für den Rest muss Unique aufkommen.
«… einfach Pech gehabt»
Die unfreilligen Gäste im Flughafen stammen aus aller Welt. In der Regel sind laut CGS-Manager Roschi technische Mängel bei den Dokumenten die Ursache für die Abweisung. Beispielsweise sei der Pass abgelaufen oder ungültig, das nötige Visa nicht vorhanden oder ungenügend. «Die meisten haben einfach Pech gehabt», sagt Roschi. Fälle von Passfälschungen gebe es ein paar hundert im Jahr.
Im ersten Betriebsjahr sind gemäss CGS keine gravierenden Probleme im Umgang mit den Inadmissibles aufgetaucht. «In Einzelfällen können sie schon nerven, aggressiv sind sie jedoch nicht», erklärt Roschi. Nach langen Flugreisen seien die Leute normalerweise derart müde, dass sie nur noch schlafen wollten.
Inadmissibles und Asylsuchende getrennt
Unter den Gästen des Inad-Centers gibt es jeden Monat ein paar Personen, die nachträglich um Asyl nachsuchen. Asylsuchende werden an die Grenzpolizei übergeben und im Transit in einem separaten Provisorium untergebracht. Ende Jahr soll in Rümlang ZH ein Transitzentrum für Asylsuchende eröffnet werden.
swissinfo und Vincenzo Capodici (sda)

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