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Schweizer Nothilfeteam nach Peru unterwegs

Überlebt: Ein Mann mit Kind vor Trümmern in Pisco. Keystone

Nach dem verheerenden Erdbeben in Peru ist am Freitag ein Schweizer Nothilfeteam nach Lima abgereist. Bereits seit Donnerstag koordinieren Schweizer Experten im Notstandsgebiet den Einsatz.

Beim schwersten Erdbeben in Peru seit 37 Jahren sind nach UNO-Angaben mindestens 500 Menschen ums Leben gekommen und 2000 verletzt worden. Die Opferzahl dürfte noch steigen.

Nach dem schweren Erdbeben ist die internationale Hilfe für Peru angelaufen. Daran beteiligt sich auch die Schweiz.

Vorerst mit einem vierköpfigen Nothilfeteam, das die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) entsandte, wie deren Sprecher Jean-Philippe Jutzi sagte.

Von Lima sollen die Experten in die besonders betroffenen Städte Pisco und Ica weiterreisen, wo sie in der Nacht auf Samstag oder am frühen Samstagmorgen (MESZ) ankommen sollten, sagte Jutzi. In Peru stossen zwei weitere Schweizer dazu, die sich bereits in Lateinamerika aufhalten.

SRK und Caritas ziehen mit

Das Nothilfe-Team soll die dringendsten Bedürfnisse abklären und erste Hilfsgüter verteilen. Gleich nach Bekanntwerden des Erdbebens hatte die Humanitäre Abteilung des Schweizer Kooperationsbüros in Lima ein erstes Team ins Schadensgebiet entsandt.

Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) und die Caritas sprachen je 50’000 Franken für die Hilfe im Katastrophengebiet. Sie umfasst laut Caritas und SRK die Organisation von Hilfstransporten, die Lieferung von Kleidern und haltbaren Lebensmitteln, die Verteilung von Decken und Planen sowie die medizinische Nothilfe.

Stadt praktisch zerstört

Auch ohne besondere Anforderung habe die internationale Gemeinschaft sofort reagiert, sagte der peruanische Präsident Alan Garcia am Donnerstag bei einem Besuch der zu 70% zerstörten Kleinstadt Pisco.

Aus der Europäischen Union, den USA und den Vereinten Nationen kamen Zelte, Wasser, Medizin und andere Güter. Flugzeuge brachten die Hilfe nach Ica. Weil Strassen und Brücken zerstört sind, können auch keine schweren Räumungsmaschinen das Krisengebiet erreichen.

Unterdessen stieg die Zahl der Todesopfer auf mindestens 510, wie die Behörden am Donnerstagabend mitteilten. Mehr als 1500 Bewohner wurden verletzt.

Hoffnung auf Überlebende schwindet

24 Stunden nach dem Erdstoss der Stärke 8,0 sagte Gesundheitsminister Carlos Vallejos, die Wahrscheinlichkeit sinke, dass es noch Überlebende unter den Trümmern eingestürzter Häuser gebe.

Unter den Trümmern einer Kirche in Pisco wurden nach Angaben des Bürgermeisters 200 Menschen begraben, die sich am Feiertag Mariä Himmelfahrt zur Messe versammelt hatten.

In der rund 300 Kilometer nördlich gelegenen Acht-Millionen-Metropole Lima hatte das Beben in der Bevölkerung Panik ausgelöst.

Tsunami blieb aus

Das Beben löste Angst vor einem Pazifik-Tsunami aus. Das Tsunami-Warnzentrum im US-Bundesstaat Hawaii gab vorübergehend für mehrere südamerikanische Pazifik-Küstenregionen eine Tsunami-Warnung heraus, die dann wieder aufgehoben wurde.

Am Freitag traf eine Flutwelle des peruanischen Erdbebens an der japanischen Küste ein. Da sie lediglich 20 Zentimeter hoch war, gab es laut japanischem Wetterdienst keine Schäden.

swissinfo und Agenturen

Die Stärke des Erdbebens erreichte 8,0 Punkte auf der Richterskala
Dem Hauptbeben vom Mittwoch abend (Ortszeit) folgten neun Nachbeben
Das Epizentrum befand sich an der Pazifikküste rund 145 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Lima
Hauptbetroffen waren die Städte Ica und Pisco.

Peru ist das älteste Schwerpunktland der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika. Seit über 40 Jahren engagiert sich die Schweiz in diesem Andenland.

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) konzentriert ihre Hilfe auf drei der ärmsten Gebiete im Hochland Perus, Cajamarca, Cusco und Apurimac.

2006 betrug das humanitäre Budget der Schweiz für Peru 15,9 Mio. Franken.

Rund 2500 Schweizer oder Schweizer Doppelbürger leben in Peru.
Nach Angaben der Schweizer Botschaft in Lima ist, soweit derzeit bekannt, niemand von ihnen beim Erdbeben körperlich zu Schaden gekommen.

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