
Apartheid in Südafrika: Schweizer Banken sollen Opfer entschädigen

Weil Schweizer Banken und Industrie das Apartheid-Regime in Südafrika unterstützt hätten, sollten sie nun die Opfer finanziell entschädigen. Das fordert die Kampagne "Jubilee 2000", ein Zusammenschluss von Hilfswerken und Kirchen. Die Banken weisen Forderungen und Vorwürfe zurück.
Die Hilfswerks-Koalition verlange, dass die Unternehmen und Banken ihre Rechnung bezahlten, erklärte Neville Gabriel, Sekretär bei der Katholischen Bischofskonferenz Südafrikas. Dies teilte die katholische Presseagentur KIPA am Mittwoch (28.03.) mit. Die Wiedergutmachung dürfe nicht nur moralisch erfolgen.
«Wir wollen eine Entschädigung für die Zwangsarbeiter aus der Zeit der Apartheid», sagte Gabriel. Denn ganze Gemeinschaften – aus dem ganzen Land in die Homelands verbannt, wo sie rechtlos waren – hatten keine andere Wahl. Um zu überleben, hätten sie in den Minen und andern Industriebetrieben arbeiten müssen, unterstrich Gabriel.
Schweizer Banken (vor allem die UBS) und Finanzinstitute anderer Länder hätten auch von diesem repressiven System profitiert. Heute gehe es darum, diese Profite in Form von Wiedergutmachungs-Zahlungen an die Opfer weiterzugeben. «Wenn nötig, gehen wir vor Gericht», sagte Gabriel jüngst in Freiburg.
Erfolgschancen
Nach Ansicht der Anwälte von «Jubilee 2000» gebe es «solide Unterlagen» gegen die Schweizer Wirtschafts- und Finanzkreise, sagte der Bischofskonferenz-Sekretär weiter. Dem Zusammenschluss gehören gegen 4’000 Nichtregierungs-Organisationen, die grössten christlichen Kirchen Südafrikas, andere religiöse Gemeinschaften und der Gewerkschaftsverband COSATU an.
Ein gerichtliches Vorgehen hätte Erfolgschancen, erklärte Gabriel und verwies in dem Zusammenhang auf die Klagen zum Nazi-Gold und den nachrichtenlosen Vermögen in der Schweiz und jene der früheren Zwangsarbeiter in Deutschland. Den Banken und andern Firmen warf er mangelnden Willen zur Zusammenarbeit vor.
So hätten diese eine Einladung von «Jubilee 2000» zu einer öffentlichen Debatte abgelehnt und auf privaten Diskussionen bestanden. Auch hätten die Unternehmen Forschern der Koalition keinen Zugang zu ihren Archiven gegeben.
Bankiervereinigung: Keine Verbindung mit Apartheid
Die Banken weisen die Vorwürfe zurück, dass ihr Verhalten mitgeholfen habe, die Zeit des Apartheid-Regimes zu verlängern. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) sei immer der Linie der Eidgenossenschaft gefolgt, die sich den Sanktionen gegen Südafrika nie angeschlossen hatte, sagte SBVg-Sprecher Thomas Sutter.
Zwischen der Apartheid und den Krediten an Südafrika gebe es keine Verbindung. Im Gegenteil hätten diese Gelder geholfen, Wirtschaft und Infrastruktur des Landes zu modernisieren. Dies habe dazu beigetragen, die Lebensumstände der Bevölkerung zu verbessern.
Was die aus der Apartheid-Zeit geerbte Schuldenlast angehe – die nach Ansicht gewisser Kreise die Entwicklung Südafrikas belastet – habe die Regierung nie um einen Erlass gebeten, unterstrich Sutter. Die Schweizer Banken beteiligten sich aber an einem Fonds, aus dem Ausbildungsprojekte im jetzigen Südafrika unterstützt würden.
Schweiz unterstützte Wahrheitskommission
Der Schweizer Regierung hatte Anfang 1997 eine halbe Million Franken gesprochen, mit dem die Wahrheitskommission unterstützt wurde, die mit der Aufarbeitung der Verbrechen der Apartheid-Zeit beauftragt war.
swissinfo und Agenturen

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