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Creutzfeldt-Jakob nimmt zu

Mit verschiedenen Laborarbeiten wird versucht heraus zu finden, was die Ursache der Zunahme sein könnte. Keystone Archive

Die Schweizer Behörden haben keine Erklärung für die hier zu Lande dramatische Zunahme der klassischen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.

Die soeben vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) veröffentlichten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während seit 1987 jeweils 6 bis 11 Fälle pro Jahr gemeldet wurden, registrierten die Behörden 2001 19 Erkrankungen der klassischen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD). Im ersten Halbjahr 2002 sind erneut 10 Fälle bekannt worden.

«Wir sind besorgt über diese Zunahme», sagte Colette Rogivue, Spezialistin für Prion-Erkrankungen im BAG, gegenüber swissinfo. «Grund für unsere Besorgnis ist, dass wir überhaupt keine Ahnung haben, warum das geschieht.»

Keine der gemeldeten Erkrankungen zeigte Merkmale der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD), welche vor allem jüngere Patientinnen und Patienten befällt und von der Fachleute vermuten, dass sie mit dem Verzehr von BSE-infiziertem Rindfleisch in Zusammenhang steht. Nun stellt sich die Frage, ob es auch zwischen BSE und der klassischen CJD einen Zusammenhang gibt.

Verschiedene Hypothesen

Das BAG untersucht seit Januar 2002 zusammen mit den Fachleuten im Nationalen Referenzzentrum für Prion-Erkrankungen in Zürich den beobachteten Anstieg.

Da die aufwändigen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, bleibt es momentan bei Hypothesen; Erklärungsmuster haben die Behörden nicht gefunden. Ausgeschlossen werden könne bereits eine Anhäufung der familiären Form von CJD, schreibt das BAG im aktuellen Bulletin.

Es sei auch unwahrscheinlich, dass die Zunahme noch im Bereich von zufälligen Schwankungen, oder dass die erhöhte Aufmerksamkeit der Ärzte alleiniger Grund sei.

In keinem Land sei ein solcher Anstieg aufgetreten wie in der Schweiz. «Frankreich, Deutschland, England und Österreich haben ebenso gute Überwachungssysteme wie wir», sagte Rogivue.

Zusammenhang BSE?

Bis vor kurzem hatten Fachleute BSE nur mit der neuen Variante von CJD in Zusammenhang gebracht. Der jetzige Anstieg der klassischen Fälle hat zu Mutmassungen geführt, ob man bis anhin etwas übersehen habe.

«Die BSE-Hypothese wurde natürlich diskutiert. Doch bis anhin haben wir absolut keinen Hinweis, dass BSE hinter der Zunahme der klassischen CJD in der Schweiz stecken könnte», so Rogivue. «Wenn das der Fall wäre, so wäre es etwas komplett Neues.»

Das BAG prüft jedoch, ob die bestehenden Präventions- und Forschungsprogramme des Bundes ausreichen, oder ob zusätzliche Arbeiten zur Untersuchung und Typisierung der in der Schweiz vorkommenden Prionen bei Mensch und Tier notwendig und machbar sind.

Vincent Landon und Eva Herrmann

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