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Grosses Entsetzen nach Anschlägen in Ägypten

Die Lobby des Ghazala Garden Hotel wurde von einer Bombe vollständig zerstört. Keystone

Weltweit haben Staats- und Regierungschefs die Anschlagserie in Scharm el Scheich aufs Heftigste verurteilt. Diese forderte mindestens 88 Todesopfer.

Eine Al-Kaida-Gruppe bekannte sich zu den Attentaten. Angaben über allfällige Opfer unter den 1000 Schweizer Touristen vor Ort lagen bisher keine vor.

Bei der bislang schlimmsten Serie von Terroranschlägen in Ägypten sind im Badeort Scharm el Scheich am Samstag mindestens 88 Menschen – zumeist Ägypter – getötet worden. Mindestens neun Ausländer sind unter den Toten. Über 100 Menschen wurden laut Polizei verletzt. Die Zahl der Todesopfer könnte noch weiter steigen, weil viele Leichen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren.

Angaben über allfällige Schweizer Opfer lagen nach Angaben des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) nicht vor. Die Reiseveranstalter Hotelplan und TUI teilten mit, ihre Kunden seien wohlbehalten.

Schweiz verurteilt «barbarischen Akt»

Das EDA verurteilte am Samstag die Anschlagsserie in Scharm el Scheich «mit grösster Bestimmtheit» und zeigte sich schockiert über den «barbarischen Akt». Solche Taten müssten mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verhindert und sanktioniert werden, hiess es in dem Communiqué weiter.

Es wurde die Hoffnung geäussert, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey rief im Westschweizer Radio zu einer Analyse der Ursachen von Terrorismus auf, um so präventive Massnahmen ergreifen zu können.

Drei verheerende Bomben

Die drei Bomben gingen in der Nacht zum Samstag in Scharm el Scheich und dem benachbarten Touristenzentrum Naama Bay hoch. Die erste Explosion ereignete sich um 1.15 Uhr Ortszeit in einem Auto auf einem belebten Basar der Stadt.

Laut dem US-Nachrichtensender CNN handelte sich um ein Selbstmordattentat.

Wenige Minuten später raste nach Angaben von Augenzeugen bei dem schwersten der drei Anschläge offenbar ein zweiter Selbstmordattentäter mit einem Auto in die Eingangshalle des Luxushotels Ghazala Garden in Naama Bay. Ein Wachmann, der ihn aufhalten wollte, wurde getötet. Ein Teil des Hotels stürzte ein.

Die dritte Bombe, die vermutlich in einer Tasche versteckt war, explodierte auf einem Parkplatz vor einem Café, das vor allem von ägyptischen Hotelangestellten besucht wird. Eine mit der Terrororganisation El Kaida verbündete Gruppe bekannte sich im Internet zu den Anschlägen. Die Echtheit der Botschaft war noch unklar.

Bilder des Grauens

Die Anschlagsserie traf den beliebten Urlaubsort am Roten Meer mitten in der Hochsaison. Trotz der späten Uhrzeit hielten sich noch zahlreiche Menschen in Bars und auf Marktplätzen auf.

Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen. Die Menschen rannten in Panik auf die Strasse. Autos wurden durch die Luft geschleudert, Fassadenteile fielen herab und Menschen lagen blutüberströmt in den Strassen. In der zerstörten Hotelanlage boten sich Bilder des Grauens.

Rettungskräfte suchten im Schutt nach Toten und Verletzten. Ägyptische Sicherheitskräfte haben unterdessen in Razzien im Sinai dutzende Menschen festgenommen.

Hilfe für Schweizer Touristen

Zur Betreuung der Schweizer Reisenden begaben sich ein Vertreter der Schweizer Botschaft und ein dreiköpfiges Careteam des Reiseversicherers ELVIA vor Ort.

Das EDA und die Reiseveranstalter richteten Hotlines ein. Beim EDA sollen sich nur Angehörige von Individualreisenden melden (Tel. 031 324 98 08). Für alle übrigen gebe es die Hotline der Reiseveranstalter (Tel. 044 283 39 99), teilt das EDA mit. Es rät derzeit von Reisen in den Sinai via Scharm el Scheich ab. Hotelplan und Kuoni schickten noch am Samstag je ein Flugzeug nach Scharm el Scheich.

Mubarak vor Ort

Ägyptens Präsident Husni Mubarak machte sich am Samstag vor Ort ein Bild von der Lage. Er sprach von einer «feigen, verbrecherischen Tat, die darauf abzielt, die Sicherheit und Stabilität Ägyptens zu untergraben und der Bevölkerung und den Gästen zu schaden».

Mubarak gelobte eine Fortsetzung des Kampfes gegen den Terrorismus mit aller Härte. Man werde vor dem Terrorismus nicht einknicken oder Kompromisse schliessen, sagte der Präsident, der bei dem Besuch vor Ort von schwer bewaffneten Sicherheitsbeamten begleitet wurde.

Die Anschläge wurden in aller Welt verurteilt, unter anderem von den USA, der Europäischen Union und der UNO.

swissinfo und Agenturen

Hotline des EDA für Individualreisende:
031 324 98 08
Hotline der Reiseveranstalter:
044 283 39 99

Die Anschläge vom Samstag waren die schlimmsten in der Geschichte Ägyptens.

Am 17. November 1997 hatten islamistische Attentäter bei den antiken Stätten von Luxor 62 Menschen getötet, darunter 36 Schweizer Touristen.

Nach der Tragödie von Luxor vermieden Schweizer Reisende die Feriendestination Ägypten während einigen Jahren. Erst in letzter Zeit wurde das Land wieder zum beliebten Ferienziel.

Einer der letzten schweren Anschläge gegen ein ägyptisches Touristenzentrum fand am 9. Oktober 2004 statt. Ziel war das Hotel Hilton und zwei Strände in Taba, wo sich vorwiegend israelische Touristen aufhielten.

Bei dem Attentat wurden 34 Menschen getötet.

Zu diesen Anschlägen hatten sich ebenfalls die Assam-Brigaden bekannt.

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