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Übergewicht kostet 2,7 Milliarden Franken

Die Waage bringt es an den Tag. Keystone

In der Schweiz sind vier von zehn Erwachsenen übergewichtig. Bei den Kinder sind es 25%. Gründe dafür sind eine unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel.

Übergewicht ist oft die Ursache für Folgekrankheiten, welche das Schweizer Gesundheits-System finanziell stark belasten.

Übergewicht und Fettleibigkeit verursachen in der Schweiz jährlich Kosten von rund 2,7 Mrd. Franken – Tendenz steigend.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die am Donnerstag vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) vorgestellt worden ist.

Nur 1,6% oder 43 Millionen Franken der Gesamtkosten sind jedoch direkt dem Übergewicht oder der Fettleibigkeit, der so genannten Adipositas, zuzuschreiben, schreibt das BAG.

Folgekrankheiten verursachen massive Kosten

Dabei handle es sich beispielsweise um Kosten für Operationen wie etwa einer Magenverkleinerung oder einem Magenband, sagte Michael Beer, Abteilungsleiter Lebensmittelwissenschaft beim BAG.

Die restlichen 98,4% der Gesamtkosten entfallen auf die Behandlung von Krankheiten, die eine Folge von Übergewicht oder Fettleibigkeit sind.

Dazu gehören insbesondere Diabetes Typ 2 (Zuckerkrankheit), Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Depressionen. Sie alle verursachen zusammen rund 93% der Gesamtkosten.

In der eben veröffentlichten Studie gibt das BAG eine Spanne der Kosten Gesamtkosten an: Die tatsächlichen Kosten lägen demnach zwischen 2,1 und 3,2 Mrd. Franken.

Zunahme befürchtet

Rund die Hälfte der 2,7 Mrd. Gesamtkosten entfallen auf die stationäre oder ambulante medizinische Behandlung des Übergewichts oder dessen Folgekrankheiten.

Diese Kosten in der Höhe von etwa 1 bis 1,6 Mrd. Franken entsprechen einem Anteil von 2,3 bis 3,5% der Gesamtausgaben des schweizerischen Gesundheitswesens im Jahr 2003.

Die andere Hälfte der Gesamtkosten entfalle auf so genannte indirekte Kosten, sagte Beer weiter. Dazu gehörten etwa Arbeitszeit- und Produktivitätsverluste sowie frühzeitiger Tod oder Krankheit.

Der Anteil der durch Übergewicht und Fettleibigkeit verursachten Kosten werde in den nächsten Jahren massiv zunehmen, wenn keine Gegenmassnahmen ergriffen würden, warnt das BAG weiter.

Fettleibigkeit werde heute als Krankheit nicht voll anerkannt und ungenügend oder oft gar nicht behandelt.

Veränderte Ernährung

Über die Gründe der Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit herrsche noch nicht völlige Klarheit, sagte BAG-Direktor Thomas Zeltner.

Offensichtlich habe aber eine Veränderung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens stattgefunden. Nach wie vor stehe die Selbstverantwortung des einzelnen im Vordergrund, sagte Zeltner weiter.

Verbesserte Informationen und die Schaffung von gesundheitsfördernden Umständen könnten aber wesentlich dazu beitragen, diese Selbstverantwortung besser wahrzunehmen.

Sondermarke lanciert

Mit einer Sondermarke will deshalb Suisse Balance, die Ernährungsbewegung des BAG und der Gesundheitsförderung Schweiz, auf diese Anliegen aufmerksam machen.

Die Marke zeigt einen Jugendlichen, der über einen Riesenkürbis springt. Sie gelangt ab dem 7. September in den Verkauf.

Suisse Balance wurde im Frühjahr 2002 gestartet und investierte seither rund zwei Mio. Franken in Projekte, die Ernährungs- und Bewegungs-Aspekte kombinieren.

Damit seien über 100’000 Menschen, darunter mehr als 25’000 Kinder und Jugendliche, erreicht worden, schreibt das BAG.

Was jeder selbst tun kann

Die grosse Schweizer Krankenkasse CSS schreibt, dass jeder selber etwas gegen Übergewicht tun könne. Wichtig seien ausreichende körperliche Bewegung und bewusste Ernährung.

Es müsse nicht unbedingt Sport sein; auch regelmässige Spaziergänge und Treppensteigen statt Fahrstuhlfahren seien geeignet und verbrauchten Kalorien.

Selbstverständlich gehöre dazu die kontrollierte Kalorienaufnahme unter Vermeidung von fetten und süssen Speisen. Zu bevorzugen seien Gemüse, Salate und Früchte.

«Auch auf eine genügende Trinkmenge von mindesten 2 Litern pro Tag ist zu achten», schreibt die CSS, warnt aber gleichzeitig, dass «Wein, Bier und süsse Getränke Träger versteckter Kalorien sind».

So enthalten 100 Gramm Bier oder Fruchtsaft rund 50 Kilokalorien, was rund 200 kJ entspricht. Wein rund 60 kcal oder 250 kJ. Geeigneter zum Abnehmen seien Wasser, Tee oder «Light»-Getränke.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz sind 2,2 Mio. Personen übergewichtig.
Übergewicht verursacht Gesundheitskosten in der Höhe von rund 2.7 Mrd. Franken.
Die Zahl übergewichtiger Menschen hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
Ein Viertel der Jugendlichen in der Schweiz sind übergewichtig.
Übergewicht löst diverse Folgekrankheiten wie Hypertonie, Herz-Kreislauf, Gicht oder orthopädische Komplikationen aus.

Das BAG hat zur Bekämpfung von Übergewicht die Kampagne «Swiss Balance» gestartet.
Bislang wurden 100’000 Personen, darunter 25’000 Jugendliche, erreicht.
Gefördert wird eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung.
Die Kampagne richtet sich an Politiker, Entscheidungsträger und Organisationen.

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