Verlorenes Material bei der Schweizer Armee

Die Schweizer Armee steht auf Kriegsfuss mit verlorenem Material. Im letzten Jahr mussten die Armee-Angehörigen Ausrüstungs-Material im Wert von über 1,6 Mio. Franken ersetzen. Der Bund deckte einen noch weitaus höheren Betrag. Vermisst werden immer wieder auch Waffen.
Allein beim Heer beliefen sich die Verluste an Korpsmaterial im letzten Jahr auf mehr als 700’000 Franken. Nach Schätzungen des Bundesamtes für Betriebe des Heeres (BABHE) entfallen davon drei Viertel auf verloren gegangenes Material. Der Rest sei auf Beschädigungen zurückzuführen.
Das Korpsmaterial umfasst die Ausrüstungs-Gegenstände, welche den Truppen für den jeweiligen Dienst abgegeben werden. Allfällige Verluste werden bei der Rückgabe vom Zeughaus festgestellt und müssen von der Truppe an Ort bar bezahlt werden, notfalls durch einen Abzug beim Sold.
Noch grösser sind die Verluste beim persönlichen Material, für welches die Wehrpflichtigen während ihrer gesamten Dienstzeit verantwortlich sind. Die Soldaten des Heeres mussten Ausrüstungs-Gegenstände im Wert von rund 921’000 Franken bei den Zeughäusern neu kaufen. Daneben fallen die gut 16’000 Franken Verluste, welche die Luftwaffe separat auswies, kaum mehr ins Gewicht.
Wo ist das teure Funkgerät?
Die tatsächlichen Verlustzahlen sind aber weitaus grösser. Statistisch erfasst wird nämlich nur das Material, für welches die Wehrpflichtigen selber aufkommen. Verluste, für die niemand verantwortlich gemacht werden kann, werden vom Bund gedeckt.
«Diese Zahlen sind weitaus höher», sagte Gaby Zimmer, Sprecherin des BABHE. Mehrheitlich geht kleines Material wie Kleider oder Küchengeräte verloren. Ab und zu fehlt aber auch ein grösserer Brocken.
Im Zeughaus Frauenfeld beispielsweise wurde bei einer Abgabe kürzlich verzweifelt nach einem Funkgerät im Wert von rund 12’000 Franken gesucht, wie der dortige Materialchef sagte.
Die Statistik des BABHE zählte im Jahr 2000 gut 80 Fälle von verlorenem Material, dessen Stückwert 500 Franken übersteigt.
Heikles Thema Waffenverlust
Immer wieder befinden sich auch Waffen unter dem abhanden gekommenen Material. Das BABHE wollte dazu keine Angaben machen. «Es ist jedoch keine grosse Zahl», sagte Gaby Zimmer nur.
Beim Verlust der Dienstwaffe wird in der Regel ein militärischer Untersuchungsrichter eingeschaltet, da der Verdacht auf Diebstahl oder Missbrauch und Verschleuderung durch den Inhaber nahe liegt.
Robert Fedier, Fürsprecher im Rechtsdienst des Oberauditorats, schätzt, dass jährlich bis zu zehn Waffen verloren gehen. Gegenwärtig seien beim Oberauditorat zwei Fälle von Waffenverlust hängig. Das Gesetz sieht für so genannt nicht leichte Fälle ein Strafmass von drei Tagen bis zu drei Jahren Gefängnis vor.
swissinfo und Daniel Friedli ap

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