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Fall Adamow für die Schweiz abgeschlossen

Jewgenij Adamow ist nun im Gewahrsam der russischen Behörden. Keystone

Der frühere russische Atomminister Jewgenij Adamow ist am Freitagabend von der Schweiz nach Russland ausgeliefert worden.

Auch die USA hatten sich um Adamows Auslieferung bemüht. In beiden Ländern werden ihm Vermögensdelikte zur Last gelegt.

Knapp acht Monate nach seiner Verhaftung wurde der frühere russische Atomminister am Freitagabend an Russland ausgeliefert. Tags zuvor hatte das Bundesgericht bekannt gegeben, dass die ursprünglich geplante Auslieferung an die USA nicht zulässig ist.

Der 66-jährige Adamow flog in Begleitung einer fünfköpfigen russischen Polizeieskorte von Zürich nach Russland ab, teilte das Bundesamt für Justiz (BJ) mitteilte. Dort wurde er gemäss der russischen Nachrichtenagentur Interfax in ein Moskauer Untersuchungsgefängnis gebracht.

Russland oder die USA?

Das BJ hatte ursprünglich entschieden, Adamow an die USA auszuliefern. Das Bundesgericht hiess aber am einen Rekurs Adamows gut und ordnete seine Auslieferung an Russland an.

Russland hatte seine Vorwürfe erst bekannt gemacht, nachdem Adamow auf Ersuchen der USA am 2. Mai 2005 in Bern verhaftet worden war.

Das höchste Schweizer Gericht begründete sein Urteil zugunsten Russlands damit, dass bei konkurrierenden Auslieferungsgesuchen der Schwerpunkt des Falles zu bestimmen sei.

Das Bundesgericht war der Ansicht, dass mit der Auslieferung an Russland sichergestellt werden könne, dass die untersuchten Straftaten am primär betroffenen Ort einer Gesamtbeurteilung unterzogen würden.

Veruntreuung, Betrug, Hehlerei, Geldwäscherei…

Russland wirft Adamow vor, sich als Minister 17 Mio Dollar (22 Mio. Franken) an Staatsgeldern angeeignet zu haben. Die USA werfen Adamow Betrug, Hehlerei, Geldwäscherei und Steuerbetrug vor. Er soll über 9 Mio. Dollar US-Regierungsgelder veruntreut haben, die für die russische Atom-Sicherheit vorgesehen waren.

Zudem trug das Gericht dem Umstand Rechnung, dass es um einen ehemaligen Minister geht und dass im Falle einer Auslieferung in die USA die russische Souveränität tangiert worden wäre.

Noch im Gang ist in der Schweiz ein Geldwäschereiverfahren gegen die hier lebende Tochter Adamows.

swissinfo und Agenturen

Jewgenij Adamow war von 1998 bis 2001 Russlands Atomenergieminister. Eine russische Parlamentskommission beschuldigt ihn, sich als Minister 17 Mio. Dollar an Staatsgeldern angeeignet zu haben.
Die USA werfen Adamow die Abzweigung von mehr als 9 Mio. Dollar vor, die für die Erhöhung der nuklearen Sicherheit in Russland bestimmt waren.
Russland beantragte in der Schweiz am 17. Mai 2005 die Auslieferung Adamows für ein Strafverfahren wegen Betrugsdelikten.

Ende September 2005 bewilligte das Bundesamt für Justiz (BJ) die Auslieferung des früheren russischen Atomenergieministers Jewgenij Adamow in die USA.

Der Vorrang des US-Gesuchs vor dem russischen Gesuch wurde damit begründet, dass Adamow im Falle einer Auslieferung an Russland möglicherweise nicht mehr in den USA belangt werden könnte.

Adamow betrachtet sich als unschuldig. Dies erklärten bereits mehrmals seine Verteidiger. Gemäss ihnen ist der Ex-Atomenergieminister bereit, sich vor Gericht den Anschuldigungen der russischen Justiz zu stellen.

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