Studie: Schweiz könnte gesamte Bevölkerung ohne Importe ernähren
Die Ergebnisse einer Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), der ETH Zürich und der Ö+L GmbH zeigen, dass «die Schweizer Landwirtschaft genug produzieren könnte, um das ganze Land zu ernähren». Nach diesem Szenario könnte die Schweiz auf Importe verzichten.
Für Raphaël Charles, Leiter des Westschweizer-Departements des FiBL, beruht das «kontraintuitive» Ergebnis der StudieExterner Link, die von Agrarforschung Schweiz veröffentlicht wurde, auf einer bekannten Tatsache: Viehzucht, Fleisch und Milch verbrauchen viel Ressourcen.
Das Interview von RTS (auf Französisch):
«Diese bekannten Faktoren ermöglichen es, zu untersuchen, wie wir unser Land nutzen können, um in erster Linie den Menschen zu ernähren. Dies wurde in der Schweiz bisher nicht behandelt», sagt er gegenüber RTS.
Eine Konkurrenz der pflanzlichen Produktion
Laut dem Forscher konzentriert sich die Studie hauptsächlich auf die direkte Konkurrenz zwischen der Produktion von Pflanzen, die ausschliesslich für die menschliche Ernährung bestimmt sind, und jener, die für Tiere bestimmt ist. Ein bedeutender Teil der Anbauflächen wird heute für die Produktion von Futter genutzt, besonders für Rinder und Geflügel.
Die Studie zeigt, dass die Schweiz ihre gesamte Bevölkerung ernähren könnte, wenn sie auf diese Futtermittel für Tiere verzichten würde. «Aber der Preis dafür ist, weniger Fleisch und Milchprodukte zu essen», sagt Raphaël Charles.
«Die Agrarpolitik von morgen vorbereiten»
Die Rinderhaltung auf Weiden stellt die Studie nicht in Frage. «Die Schweiz ist ein Grasland, und Rinder haben hier ihren Platz», sagt der Forscher. Hingegen mache es «keinen Sinn», Futter für Tiere auf Ackerland zu produzieren.
Weiter kommt die Studie zum Schluss, dass das aktuelle System, das auf Direktzahlungen und Zolltarifen basiert, die tierische Produktion stärker unterstützt als die pflanzliche.
Es sei nicht das Ziel, eine Lösung vorzuschreiben. «Unser System in Frage zu stellen, genau das versucht die Forschung zu tun. Meine Kollegen bringen Fakten und Überlegungen ein, um die Agrarpolitik von morgen vorzubereiten», sagt Raphaël Charles.
Eine Umstellung der Produktionsweisen und eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten hätten zudem positive Auswirkungen auf Klima und Biodiversität. Gewisse Massnahmen, wie die Erhöhung des Anteils an Getreide und Hülsenfrüchten für die menschliche Ernährung, könnten rasch umgesetzt werden.
Übertragung aus dem Französischen mit der Hilfe von KI: Claire Micallef
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