
10’000 demonstrieren in Kloten

Vor dem Konzernsitz der Swissair Group in Kloten demonstrieren Angestellte und viele Sympatisanten gegen das Debakel der Fluggesellschaft. "Ausser Geld gibt es auch Menschen", so ein Transparent. Zu der Kundgebung hatten die Gewerkschaften aufgerufen. Unterdessen jagen sich die Sitzungen von Regierung, Swissair-Chef und Banken.
An der Kundgebung in Kloten nahmen viele Swissair-Angestellte teil. Piloten in ihren eleganten Uniformen standen neben Mechanikern von SR Technics in ölverschmierten Overalls und Kabinenpersonal.
Kritisiert wurde vor allem das Verhalten der Grossbanken Credit Suisse Group und UBS. «UBS – United Bandits auf Switzerland» hiess es auf Transparenten.
Zur Demonstration aufgerufen hatte die Gewerkschaften VPOD, SKV und PUSH, unterstützt von Kapers, der Vereinigung des Kabinenpersonals der SAirGroup und von der Swissair-Pilotenvereinigung Aeropers. Hauptforderungen waren die Rettung der gesunden Betriebe der Swissair und ihrer Arbeitsplätze sowie der Aufbau einer neuen Fluglinie, die dem Standort Zürich angepasst ist.
Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen
Von den Banken, den verantwortlichen Verwaltungsräten, Kanton, Stadt und Bund verlangten sie die Bereitstellung von Mitteln für den Sozialplan von mindestens zwei Milliarden Franken. Die Verantwortlichen für das Debakel müssten zur Rechenschaft gezogen werden und sich persönlich im Rahmen von einer halben Milliarde Franken an der Behebung des wirtschaftlichen Schadens beteiligen. Zudem müssten die Personalverbände in alle Entscheidungen einbezogen werden.
Piloten demonstrierten im Flughafen
Auch in den Flughafen-Terminals A und B sowie am Zürcher Hauptbahnhof haben Swissair-Piloten gegen die erzwungene Still-Legung des Flugbetriebs protestiert, wie Beat von Tobel von der Swissair-Pilotenvereinigung Aeropers sagte.
Die Piloten hatten Transparente dabei mit Inschriften wie «Mein Papi ist Pilot und möchte Sie gerne fliegen», «Herr Ospel, ausser Geld gibt es auch Menschen», «Herr Ospel, wir fliegen für Sie» bei sich.
Demos auch in Bern
Rund 100 Personen bekundeten am Mittwoch vor den Hauptgebäuden der beiden Grossbanken UBS und CS in Bern ihre Solidarität mit den Swissair-Angestellten. Zum Protest aufgerufen hatten die Gewerkschaften.
Die Swissair sei schlussendlich wegen der Sabotage der Banken abgestürzt, schreibt die Gewerkschaft Bau und Industrie in einem Flugblatt. Nun schnappten sich die Banken noch die «Filetstücke», der Rest der Fluggesellschaft werde in den Konkurs getrieben, kritisiert die Gewerkschaft.
Unter den Kundgebungs-Teilnehmern befanden sich auch zahlreiche Swissair-Angestellte, die teilweise ihre Tränen nicht länger zurückhalten konnten. Die Gewerkschaften riefen zum Boykott der beiden Grossbanken auf und forderten die Rücktritte der Verwaltungsratspräsidenten.
Bundesrat trifft Swissair- und Bankenvertreter
In Bern sind am Mittwoch intensive Bemühungen angelaufen, den Flugbetrieb der Swissair wieder zu starten. Die Bundesräte Leuenberger, Villiger und Couchepin trafen nach Angaben der Nachrichtenagentur sda im Finanzdepartement mit Swissairchef Mario Corti, Credit Suisse-Group Lukas Mühlemann, UBS-Vizepräsident Alberto Togni und dem Zürcher Finanzdirektor Christian Huber zusammen.
swissinfo und Agenturen

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