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Anklage gegen UBS wegen Parmalat-Pleite

Trotz der Pleite bleibt Parmalat bei den Milchprodukten als Grossanbieter präsent. Reuters

Die Schweizer Grossbank UBS und drei weitere Finanzinstitute müssen sich wegen der Pleite des Lebensmittelkonzerns Parmalat vor einem Mailänder Gericht verantworten.

Den Angeklagten wird vorgeworfen, sie hätten nicht genügend unternommen, um die Pleite des italienischen Konzerns abzuwenden.

Angeklagt wurden neben der UBS auch die Deutsche Bank sowie die amerikanischen Kreditinstitute Citigroup und Morgan Stanley. Unter Anklage stehen auch insgesamt 13 Mitarbeiter dieser Banken.

Der Prozess beginnt laut einem Bericht der Nachrichtenagentur APcom voraussichtlich am 22. Januar 2008. Gegenstand der Klage sind unter anderem auch illegale Marktmanipulationen.

Parmalat war Ende 2003 unter einer Schuldenlast von 14 Mrd. Euro oder umgerechnet rund 21 Mrd. Franken zusammengebrochen. Die Schulden waren acht Mal so hoch wie bekannt.

Prozess gegen den Firmengründer

Der angestrengte Prozess ist nur eines von mehreren Verfahren zur juristischen Aufarbeitung der spektakulären Firmenpleite.

Am früheren Konzernsitz Parma läuft bereits seit fast einem Jahr ein Prozess gegen Firmengründer Calisto Tanzi. Ausser ihm stehen über 60 weitere Angeklagte vor Gericht, darunter ehemalige Manager, Finanzberater und Bankiers.

Den Beschuldigten drohen bis zu 15 Jahre Haft wegen Bilanzfälschung und betrügerischen Bankrotts. Dieses Verfahren gilt als der wichtigste der Parmalat-Prozesse.

UBS verteidigt sich mit allen Kräften

UBS-Sprecher Dominik von Arx sagte in London, die UBS halte daran fest, dass sämtliche Transaktionen zwischen UBS und Parmalat, die in allen Verfahren behandelt würden, gültig seien und weder Parmalat noch deren Gläubiger geschädigt hätten.

Parmalat sei von unabhängigen Agenturen als finanziell gesunde Unternehmung eingestuft worden, was durch externe Prüfer bestätigt worden sei.

UBS lägen keinerlei Hinweise darauf vor, dass einem ihrer aktiven oder früheren Beschäftigten der wahre finanzielle Zustand von Parmalat bekannt gewesen sei. Es gebe auch keinen Hinweis, dass sich UBS-Beschäftigte irgend eine strafbare Handlung hätten zu Schulden kommen lassen.

Die UBS sowie ihre aktiven und früheren Beschäftigten verteidigten sich mit allen Kräften gegen die Vorwürfe. Die UBS sei überzeugt, dass ihr korrektes und faires Verhalten letztlich voll bestätigt werde.

Schweiz hat Rechtshilfe geleistet

Bei der Citigroup und bei Morgan Stanley wurde ebenfalls jedes Fehlverhalten bestritten. Von der Deutschen Bank lag zunächst keine Stellungnahme zu der Anklage vor.

Die Schweiz hat der italienischen Justiz im Fall Parmalat wiederholt Rechtshilfe geleistet.

Die Bundesanwaltschaft (BA) hat zudem ein eigenes Geldwäschereiverfahren eröffnet. Es richtet sich unter anderem gegen die Graubündner Kantonalbank, über welche Gelder geflossen sein sollen, die vom Parmalat-Konzern abgezweigt wurden.

swissinfo und Agenturen

Beim Zusammenbruch des italienischen Lebensmittel-Konzerns Parmalat im Dezember 2003 wird ein Finanz-Loch von 14,5 Mrd. Euro entdeckt.
Zirka 135’000 Kleinanleger werden durch den Firmenkollaps geschädigt.
Bis 2003 arbeiten bei Parmalat weltweit zirka 36’000 Angestellte. Ende 2006 waren es 16’000. Heute sind es 20’000.
2002 beträgt der Jahresumsatz 7,5 Mrd. Euro, 2004 zirka 3,68 Mrd. Euro,
2006 3,8 Mrd. Euro.

Der Parmalat-Skandal flog am 19. Dezember 2003 auf. Ein Konto der Gruppe mit einem angeblichen Guthaben von 4 Mrd. Euro erwies sich als Fälschung.

Die Ermittlungen der Justiz förderten in der Folge etliche Fälschungen in der Buchhaltung zu Tage; über 10 Jahre lang hatte Parmalat den Markt mit gefälschten Bilanzen getäuscht.

Am 28. September 2005 wurde in Mailand der Prozess gegen den Parmalat-Gründer Callisto Tanzi und einige seiner Mitarbeiter eröffnet.

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