
Ballone und Pfiffe gegen Fluglärm

Rund 8000 Personen haben am Samstag beim Zürcher Flughafen friedlich gegen Südanflüge über ihren Wohngemeinden protestiert.
An der Demonstration nahmen auch zahlreiche Vertreter von Gemeinde- und Stadtbehörden teil. Der Flugverkehr wurde nicht behindert.
Die Demonstrierenden aus diversen Zürichseegemeinden zogen mit gelben Ballons in der Hand, Transparenten und einheitlichen gelben Mützen vom Balsberg zum Flughafen. Dort hätten sie, in Absprache mit den Verantwortlichen des Flughafens, die Ballone fliegen lassen.
Der Flugverkehr sei nicht behindert worden. Einzig bei der Anreise hätten einige Passagiere leichte Umwege in Kauf nehmen müssen. Fluggäste mit Abflug zwischen 13.00 Uhr und 15.00 Uhr waren bereits im Vorfeld gebeten worden, frühzeitig zum Flughafen zu fahren.
Am kilometerlangen Demozug mit Pfeifkonzert beteiligten sich auch diverse Behördenvertreterinnen und -vertreter aus betroffenen Gemeinden, des Zürcher Oberlandes und am Zürichsee. Hochschulprofessoren seien genauso vertreten gewesen wie «normale Arbeiter», sagte der Zürcher Kantonsrat Richard Hirt, Präsident des Fluglärmforums Süd. Laut Polizeiangaben nahmen rund 7000, laut den Veranstaltern über 10’000 Menschen am Protestmarsch teil.
«Sofortiger Stopp»
Aus der Stadt Zürich, wo vor allem der nördliche Stadtkreis Schwamendingen unter Südanflügen leidet, kamen drei der neun Stadträte an die Demo, darunter Stadtpräsident Elmar Ledergerber. Zur Kundgebung aufgerufen hatten diverse fluglärmkritische Organisationen, die im «Verbund Flugschneise Süd – Nein» zusammengeschlossen sind.
In einer Petition, die in den nächsten Wochen der für den Flughafen zuständigen Regierungsrätin Rita Fuhrer (SVP) übergeben wird, verlangen sie neben einem «sofortigen Stopp der unsinnigen Südanflüge» auch den Verzicht auf das im Bau befindliche Instrumentenlandesystem (ILS) der Piste 34 sowie eine Plafonierung der Flugbewegungen bei 250’000 jährlich (aktuell rund 290’000).
«Liebe Schneiser…»
Organisator Thomas Morf, Präsident der Vereinigung Flugschneise Süd, sprach an der Schlusskundgebung vor dem Flughafen zu den «Lieben Schneisern». Der Bund trete die Rechte der Betroffenen mit Füssen, indem Einsprachen regelmässig die aufschiebende Wirkung entzogen werde. «Uns bleibt nur, mit den Füssen abzustimmen», sagte Morf; darauf müsse die Politik hören, gab er sich überzeugt.
Der Zürcher Stadtpräsident, der keine Ansprache hielt, zeigte sich vom Aufmarsch beeindruckt. Er sei das Ventil einer berechtigten Wut. Die Politik nehme das Problem noch immer nicht ernst genug, deshalb seien solche Grosskundgebungen wichtig.
Mehr Flüge ab Sommerhalbjahr
Gemäss den Plänen des Flughafens soll bis April die erste Stufe des ILS realisiert sein. Dank dieser Navigationshilfe können die Flugzeuge im Südanfluge am Morgen zwischen 6 und 7 respektive 9 Uhr (an Wochenenden) auch bei schlechterer Witterung landen. Bis Herbst soll dann die zweite Stufe des ILS noch wetterunabhängigere Südanflüge bringen.
Seit Ende Oktober, als die Südanflüge begannen, sind am Flughafen Zürich 1014 Flugzeuge von Süden her gelandet – 3,5 Prozent aller Landungen am Flughafen. Wegen Nebel konnten nur an 42 von möglichen 94 Tagen Südanflüge stattfinden. Beim gegenwärtigen Sichtanflug auf Piste 34 (ohne ILS) müssen die Piloten eine Sicht von mindestens 4,5 Kilometern haben, damit Südanflüge möglich sind.
swissinfo und Agenturen
Gegner bezeichnen Südanflüge als gefährlich und illegal.
Studien von UVEK, BAZL und Skyguide kommen zum Schluss, dass Südanflüge sicher sind.
Ab April wird ein neues Landungssystem in Dienst genommen.
Konsquenzen: Geringere Anflughöhen, weniger Ausnahmen.

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