
Einigung zwischen Sulzer und Sulzer Medica

Für Sulzer hat der Streit mit Sulzer Medica um die Finanzierung des Hüftgelenk- und Knieprothesen-Debakels in den USA ein definitives Ende gefunden.
Nun ist der Vertrag unterzeichnet: Der Technologiekonzern Sulzer ist mit Abschluss des Vergleichs bei Sulzer Medica im Zusammenhang mit fehlerhaften Hüft- und Knieimplantaten von sämtlichen Restrisiken befreit.
Sulzer Medica hat Sulzer zugesichert, für sämtliche zukünftige Kosten aufzukommen, die im Zusammenhang mit dem Rückruf der Implanate auftreten. Dies teilte der Sulzer-Konzern am Montag mit.
Der Vertrag zwischen den beiden Firmen sieht vor, dass Sulzer sich mit 50 Mio. Dollar am Vergleich mit den Sammelklägern in den USA beteiligt. Zudem übergibt die Sulzer AG die 480’000 Sulzer-Medica-Aktien, die sich noch in ihrem Besitz befinden.
Sulzer-Konzernchef Fred Kindle zeigte sich zuversichtlich, dass der Vergleich jetzt die letzten Hürden nehmen und diese Kapitel für Sulzer abgeschlossen werden könne.
Sulzer weist nach wie vor jegliche rechtliche und moralische Verantwortung für die Probleme von sich. Der Vergleich werde Sulzer jedoch erlauben, langwierige und kostenspielige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden und sich auf das operative Geschäft zu konzentrieren.
Langer Streit
Bisher mussten aufgrund von fehlerhaften Knie- und Hüftimplantaten insgesamt 3347 Patienten nochmals operiert werden. Über die Haftung dieser Schäden war zwischen Sulzer und Sulzer Medica ein heftiger Streit entbrannt. Sulzer hatte eine Beteiligung an dem Vergleich mit den Opfern strikt abgelehnt.
Der Konzern berief sich dabei auf eine Schadloshaltungs-Klausel, welche Sulzer Medica bei der Abspaltung vom Sulzer-Konzern unterzeichnet habe. Ein Schiedsgericht-Verfahren, welches Sulzer zur Klärung der Verantwortlichkeiten eingeleitet hatte, war dann laut Sulzer Medica mit der neu erzielten Einigung hinfällig geworden.
Aufschub der Einzelklagen
Anfang Februar haben Sulzer Medica, Sulzer und die Klägeranwälte der Geschädigten bei den Vergleichsverhandlungen um verschmutzte Knie- und Hüftgelenkimplantate in den USA eine Grundsatz-Vereinbarung ausgehandelt.
US-Bundesrichterin Kathleen O’Malley hatte deshalb die Einzelklagen gegen Sulzer Midica und Sulzer bis letzten Freitag sistiert. Letzte Woche hat sie die aufschiebende Wirkung für Einzelklagen bis zum 8. März 2002 verlängert. Die Erarbeitung des vollständigen Wortlauts mit den Patienten brauche mehr Zeit als vorgesehen.
Die ausgehandelte Vergleichssumme beträgt rund 1,05 Mrd. Dollar. Bisher war man von 783 Mio. Dollar ausgegangen. Wegen der höheren Entschädigungen sehen Sulzer Medica und Sulzer das Risiko von Einzelklagen als deutlich geringer an. Der definitive Vergleich soll nach der Anhörung am 6. Mai zustande kommen.
swissinfo und Agenturen

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