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Landwirtschaft ohne Subventionen

Traditionelle Landwirtschaft und High Tech sind in Neuseeland oft in unmittelbarer Nachbarschaft anzutreffen. Meschenmoser

Während die Schweiz ihre Landwirtschaft im Jahr 2000 zu 71% subventionierte, erhielten die Bauern in Neuseeland lediglich 1% Staatszuschüsse.

Die Schweizer Landwirte scheinen ohne happige Subventionen nur schlecht zu überleben. Ihre Kollegen aus Neuseeland zeigen, dass es auch anders geht.

Mit rund 45 Millionen Schafen auf 4 Millionen Einwohner spielt die Landwirtschaft in Neuseeland nach wie vor eine gewichtige Rolle. Zwar ist hier, wie in der Schweiz auch, die Zahl der Bauernhöfe in den letzten 15 Jahren stark zurückgegangen; die 80’000 verbliebenen Bauernhöfe sind sehr produktiv.

«Wir verdienen heute mehr, den Staat kostet es nichts mehr. Und die Steuern sinken», schildert ein ausgewanderter Schweizer Bauer die Lage in Neuseeland.

Die Schweizer Botschaft in Wellington schätzt, dass ungefähr 500 Schweizer Bauernfamilien in der neuseeländischen Landwirtschaft ihr Auskommen gefunden haben.

Ihre Produkte wie Wolle, Fleisch, Butter oder die Kiwifrucht werden in die ganze Welt verschifft. So betrug der Anteil der Landwirtschaft am gesamten Exportvolumen letztes Jahr noch immer 60%.

Bereits 1982 hatte die damalige Labour-Regierung alle Subventionen abgeschafft. «Der Staat bezahlt schon seit 20 Jahren keine Subventionen mehr für das Betreiben eines landwirtschaftlichen Betriebs. In sozialen Härtefällen gibt das Sozialamt jedoch Unterstützung», bestätigt Brett Sangster, Sprecher des NZ-Landwirtschaftsministeriums, gegenüber swissinfo.

Holpriger Übergang zur freien Marktwirtschaft

«Der Übergang zur totalen Marktwirtschaft hatte damals vielen Bauern arg zugesetzt. Sie haben keine Zukunft mehr gesehen und ihr Land verkauft», sagt Philip Gorre heute. Er selbst verkaufte seine 4000 Schafe mitsamt Hof nach über 30 Jahren und reist seither in einem Camper herum.

Vom radikalen Systemwandel hat sich der primäre Sektor zwar erholt. Doch die Struktur der Landwirtschaft hat sich gewandelt: kleine Bauernhöfe wurden aufgekauft und grösseren einverleibt.

Wo steht die Bio-Landschaft?

Fachleute rechnen heute, dass es eine Herde von 5000 Schafen oder 1500 bis 2000 Milchkühe braucht, damit eine Bauernfamilie finanziell überleben kann. Der Trend zur Grösse dürfte mit ein Grund sein, wieso die biologische Landwirtschaft dort steht, wo sie sich zu Beginn der 90er Jahre in der Schweiz befand: Am Anfang.

Erst 900 Höfe betreiben biologische Landwirtschaft, das sind wenig mehr als ein Prozent aller Bauern in Neuseeland. (In der Schweiz betreiben ungefähr zehn Prozent der Bauern Biologische Landwirtschaft.)

Unvorhergesehene Naturereignisse können gerade die kleineren Betriebe in Existenznot bringen: So sind bei einer Kältewelle im September letzten Jahres 750’000 Lämmer auf der Südinsel erfroren. Die Farmer können nicht mit finanzieller Unterstützung durch den Staat rechnen.

swissinfo, Marc Meschenmoser, Christchurch, Neuseeland

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