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In Neuseeland ist die Post auch Bank

In Neuseeland durfte die Post auch Bank werden - eine Erfolgs-Story. (mm) In Neuseeland durfte die Post auch Bank werden - eine Erfolgs-Story. (mm)

Neuseeland begann lange vor der Schweiz mit der Privatisierung staatlicher Dienste. Die Telekom-Dienste waren als erste privatisiert worden.

Doch in den Post-Diensten hält eine staatliche Postbank auch kleine Poststellen am Leben. Auf diese Weise wird der Service public aufrecht erhalten.

Ob staatliche Dienste, Subventionen in der Landwirtschaft, im öffentlichen Verkehr und im Bildungswesen – Neuseeland liberalisierte schon, als in der Schweiz die damaligen PTT noch als sakrosankte Staatsbetriebe galten.

Als Ende der 80er Jahre die Privatisierungswelle auch die Schweiz zu erfassen begann, galt Neuseeland bereits als Musterknabe erfolgreicher Liberalisierung. Jetzt, wo in der Schweiz weiter privatisiert wird, hat sich in Neuseeland der neoliberalistische Elan ziemlich verflacht. swissinfo fühlte der neuseeländischen Post vor Ort auf den Zahn.

Poststellen – kein Politikum

Poststellen-Abbau in der Schweiz – dichtes Poststellen-Netz in Neuseeland. Die Wege, welche die beiden Länder in diesem Bereich beschreiten, unterscheiden sich stark.

Die grosse Präsenz der sich vollständig im Staatsbesitz gebliebenen neuseeländischen Post ist augenfällig. In jedem noch so kleinen Ort befindet sich ein Schalter, wo Briefe und Pakete aufgegeben und Marken gekauft werden können.

Profitabel trotz abgeschafftem Briefmonopol

Nebst 300 eigenen Filialen unterhält die Post 900 kleine Schalter meist in Lebensmittel-Läden, deren Besitzer für den Aufwand entschädigt werden.

Dennoch ist die neuseeländische Post profitabel: Im letzten Geschäftsjahr erwirtschaftete sie einen Nettogewinn von 17,1 Mio. Franken. Dies obwohl Paket- wie Briefmonopol schon im April 1998 vollständig abgeschafft wurden – ebenfalls ein Unterschied zur Eidgenossenschaft. NZ Post steht in Konkurrenz zu sechs privaten Postbefördern, die (meist in städtischen Gebieten) eigene Briefkästen aufgestellt haben.

Der Staatsbetrieb ist gesetzlich verpflichtet, die Feinverteilung solch «fremder» Briefe und Pakete der Konkurrenz zu übernehmen – zu gleichen oder günstigeren Preisen als für Privatpersonen.

Kundennähe dank Postbank

Die aktuelle Mitte-Links-Regierung hatte sich, im Gegensatz zum Schweizer Parlament, entschlossen, dass die Post ab Februar 2002 auch Bank werden sollte, «Kiwibank» genannt.

Aber im Gegensatz zur Schweiz befinden sich in Neuseeland alle dort operierenden fünf Grossbanken in ausländischem Besitz.

Der Erfolg blieb nicht aus, wie der höchste neuseeländische Pöstler, Elmar Toime, sagt: «Seit wir die Kiwibank in rund 260 Postfilialen integriert haben, profitieren wir von mehr Kunden.» Die neue Kiwibank hat zudem landesweit zu tieferen Spesengebühren der Konkurrenz geführt, wie eine Erhebung der Konsumentenschutz-Organisation «Consumers Institute» zeigt.

Nachdem diese fünf Grossbanken ihr Filialnetz in ländlichen Regionen abgebaut hatten, brachte die Postbank vielen kleineren Ortschaften ihre Bankfiliale zurück. Eine eigentliche Erfolgsstory: im dritten Geschäftsjahr (2003-2004) erwartet die Kiwibank bereits den ersten Gewinn.

swissinfo und Marc Meschenmoser, Christchurch, Neuseeland

Neuseeland:
Fläche: 270’534 km2
Rund 4 Mio. Einwohner
45 Mio. Schafe
Brief- und Paketmonopol in Neuseeland seit 1998 total abgeschafft
Neue Postbank sorgt für neue Post-Kunden

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