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Leica droht feindliche Übernahme

Schweizer Perle will im Alleingang an die Weltspitze. Keystone

Der St. Galler Vermessungstechnik-Konzern Leica Geosystems hat ein offizielles Übernahme-Angebot der schwedischen Hexagon abgelehnt.

Leica erklärte den Angebots-Preis von 440 Franken pro Aktie für zu tief. Insgesamt bot Hexagon für 50,1% der Aktien 1,1 Mrd. Franken.

Bei Leica in Heerbrugg im Kanton St. Gallen hiess es, man habe das formelle Übernahmeangebot zur Kenntnis genommen. Wie schon bei der Ankündigung des Hexagon-Angebots am 13. Juni sprach sich der Konzern gegen ein Zusammengehen mit dem schwedischen Technologie-Unternehmen aus: “Wir empfehlen unseren Aktionärinnen und Aktionären weiterhin, nichts zu unternehmen”, hiess es in einer Mitteilung.

Die Leica-Spitze zeigte sich überzeugt, dass sie unabhängig erfolgreicher sein werde. Der Mehrwert, der kurz- und mittelfristig geschaffen werde, sei attraktiver als das Hexagon-Angebot. Bis Mitte Juli will der Verwaltungsrat einen Bericht veröffentlichen, in dem Wert und Potenzial der Firma detailliert beurteilt werden.

Die Angebotsfrist läuft vom 11. Juli bis 5. August, wie der Offerte von Hexagon zu entnehmen ist. Das Angebot ist nur gültig, wenn dem schwedischen Unternehmen mindestens 50,1% der Leica-Aktien angedient werden.

Die Hexagon-Offerte entspricht einem Aufschlag von rund 21% gegenüber dem durchschnittlichen Schlusskurs der letzten dreissig Handelstage vor der Ankündigung des Angebots. Dieser lag bei knapp 363 Franken. Am Freitag hatte der Titel bei 454 Franken geschlossen. Am Montag kam die Leica-Aktie etwas unter Druck.

Umstrittene Vorzüge einer Fusion

Leica Geosystems hatte das Angebot bereits nach dessen Ankündigung als zu tief bewertet. Zudem bekräftigte Leica den Alleingang, nachdem der Konzern bereits Anfang Juni eine ambitiöse Wachstumsstrategie mit einem jährlichen Plus von rund 10% angekündigt hatte. Leica werde durch die Fortsetzung der Unabhängigkeit oder aber durch das Verfolgen geeigneter Alternativen zusätzlichen Mehrwert schaffen, hiess es.

Darüber hinaus bestreitet das Unternehmen die von Hexagon hervorgestrichenen industriellen Vorzüge einer Fusion. Auch die Gewerkschaft Unia ist gegen einen Verkauf an die Schweden, da sie einen Stellenabbau befürchtet.

Hexagon-Chef Ola Rollén stellt dies in Abrede: Ein Abbau sei nicht zu befürchten. Hexagon will mit Leica Geosystems zu einem der weltweit führenden Unternehmen der Messtechnik werden. Die beiden Gesellschaften würden sich ideal ergänzen.

swissinfo und Agenturen

Leica Geosystems ist in 23 Ländern mit Gesellschaften und in weiteren 100 Ländern mit Vertretungen präsent.

Das Unternehmen beschäftigt knapp 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Sitz befindet sich in Heerbrugg im Kanton St. Gallen.

Leica Geosystems ist vorwiegend in der Vermessung im Makrobereich tätig (Erdoberfläche, Berge, Städte und Gebäude). Hier belegt Leica Geosystems weltweit den zweiten Platz.

Hexagon beschäftigt 6400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 25 Ländern, der Sitz befindet sich in Stockholm.

Der schwedische Technologiekonzern Hexagon ist mit einem Umsatz von 1,4 Mrd. Fr. rund doppelt so gross wie Leica Geosystems, die im vergangenen Geschäftsjahr 2004/2005 773 Mio. Fr. umgesetzt hatte.

Der schwedische Konzern erzielte einen Gewinn von 61 Mio. Fr., während Leica Geosystems, den Gewinn auf 50,6 Mio. Fr. beinahe verzehnfachte.

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