
Massiver Stellenabbau bei der Bank Julius Bär

Die Wirtschaftskrise macht auch vor den Schweizer Privatbanken nicht halt. Nach einem Gewinneinbruch um rund einen Fünftel will die Bank Julius Baer den Personalbestand um weitere 10% reduzieren.
Die Aussichten für das laufende Jahr sind gedämpft.
Nach dem angekündigten Abbau von 150 Stellen im vergangenen Jahr will die auf vermögende Privatkunden und institutionelle Anleger spezialisierte Bank Julius Bär im laufenden Jahr den Personalbestand um mindestens 10% auf unter 2’000 senken.
Unterstützende Funktionen besonders betroffen
Gespart werden soll wie bis anhin nicht an der Front, sondern bei den unterstützenden Funktionen. Der Abbau solle so weit wie möglich durch natürliche Abgänge und flexible Arbeitszeitmodelle aufgefangen werden, hiess es in einer Mitteilung. Kündigungen sollen dadurch auf ein Minimum beschränkt werden.
Im vergangenen Jahr litt das Zürcher Traditionshaus unter der anhaltenden Schwäche der internationalen Finanzmärkte. Die Kundenvermögen schrumpften um 20 Mrd. Franken auf 106 Mrd., der Neugeldzufluss stockte bei 300 Mio. Franken.
Rote Zahlen in allen Geschäftsbereichen
Sowohl das Zinsen- als auch das Kommissions- und Dienstleistungs-Geschäft brachten rund 20% weniger ein. Unter dem Strich resultierte ein Einbruch des Reingewinns von 225 auf 183 Mio. Franken.
Davon stammten 101 Mio. Franken aus dem Private Banking. Das Brokerage fuhr dagegen einen Verlust von knapp 9 Mio. Franken ein.
Ausblick gedämpft
Trotz geplanter Investitionen von 30 Mio. Franken fiel der Ausblick von Konzernchef Walter Knabenhans gedämpft aus. Falls sich die Rahmenbedingungen nicht bald entscheidend verbesserten, werde der Reingewinn erneut tiefer ausfallen.
Die Dividende für die Aktionäre soll um 14% gekürzt werden. Die Börse reagierte geharnischt. Die Bär-Aktie eröffnete am Mittwoch 11,5% unter dem Vorabendkurs und kam auch später nicht auf Touren.
Der Stellenschnitt sei zwar ungewöhnlich für eine Privatbank, angesichts der Schere zwischen Kosten und Erträgen aber nicht erstaunlich, sagte der Analyst der Zürcher Kantonalbank, Marco Curti, im Schweizer Fernsehen.
Überkapazitäten
Durch flexible Arbeitszeiten könnte der Abbau reduziert werden, sagte die Zentralsekretärin des Bankpersonalverbandes, Mary-France Goy, auf Anfrage.
Bisher seien solche Modelle aber oft am Widerstand der Arbeitnehmer gescheitert. Trotz des bereits erfolgten Stellenabbaus in der Schweizer Finanzindustrie leide die Branche noch immer unter Überkapazitäten.
swissinfo und Agenturen
Der Reingewinn fiel 2002 um 19% auf 183 Mio. Franken.
Die verwalteten Vermögen beliefen sich 2002 auf 106 Mrd. Franken. Dies ist ein Rückgang von 16% gegenüber 2001.
Alle Geschäftsbereiche sind von der Wirtschaftskrise betroffen.
Die grösste börsenkotierte Schweizer Privatbank Julius Baer baut 2003 rund 250 Stellen ab. Damit wird der Personalbestand um weitere 10% reduziert.
Bereits im Dezember 2002 hatte die Bank den Abbau von 150 Stellen angekündigt.
2001 strich die Bank 145 Stellen.

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