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New York: Vermutlich Unfall

Rettungskräfte im Einsatz an der Absturzstelle in Queens. Keystone

Beim Absturz eines Passagier-Flugzeugs auf den New Yorker Stadtteil Queens sind am Montag mindestens 269 Menschen ums Leben gekommen. Den bisherigen Hinweisen zufolge kann ein Anschlag praktisch ausgeschlossen werden.

Zwei Monate nach den Terroranschlägen auf New York und Washington stürzte am Montag ein Airbus A300-600 der Fluggesellschaft American Airlines auf den New Yorker Stadtteil Queens. Die Maschine war vom Flughafen John F. Kennedy nach Santo Domingo in der Dominikanischen Republik unterwegs.

Am Montagabend (Lokalzeit) ging die US-Regierung vorerst von einem Unfall aus. Darauf deuteten die eingegangenen Berichte hin, sagte US-Aussenminister Colin Powell. Mit Blick auf die Attentate vom 11. September waren Befürchtungen laut geworden, es habe sich um einen neuen Anschlag gehandelt.

Genauere Erkenntnisse zur Absturz-Ursache erhofft sich die Verkehrssicherheits-Behörde NTSB jetzt von der Black Box, die bereits gefunden wurde. Die Geräusche von Explosionen, die viele Zeugen gehört hatten, entstanden nach Angaben von Ermittlern wahrscheinlich durch einen mechanischen Defekt.

New Yorks Gouverneur George Pataki erklärte, der Pilot habe vor dem Absturz Kerosin abgelassen. Dies deute auf ein technisches Problem an Bord hin. Und der Sprecher des Weissen Hauses, Ari Fleischer, erklärte, im Funkverkehr zwischen Cockpit und Tower habe es keine Auffälligkeit gegeben. «Es sieht nicht nach einem Terroranschlag aus».

Flughäfen und Brücken vorübergehend geschlossen

Die drei Flughäfen New Yorks wurden nach dem Absturz vorübergehend geschlossen. Gesperrt worden waren auch Brücken und Tunnels in und um New York. Dies sei aus Sicherheits-Gründen erfolgt, sagte Bürgermeister Rudoplh Giuliani. Abgesperrt worden war auch das UNO-Hauptquartier, wo derzeit die UNO-Generalversammlung stattfindet. Zu den zahlreich dort versammelten Spitzenpolitikern gehört auch der Schweizer Aussenminister Jospeh Deiss.

Giuliani gab nach dem Absturz sofort die höchste Alarmstufe aus. Er rief die Menschen in New York zur Ruhe auf und erklärte: «Wir werden nochmals auf die Probe gestellt, und wir werden auch diese meistern.»

Die Maschine der American Airlines war um 09.17 Uhr (Ortszeit) in der Nähe des John F. Kennedy Flughafens auf eine Haupteinkaufsstrasse von Queens abgestürzt.
Nach Angaben Giulianis und von Augezeugen hatte sich von der Unglücksmaschine eine Turbine gelöst, dann sei das Flugzeug in mehrere Teile zerbrochen.

Vier Teile, darunter ein Triebwerk, seien über dem Stadtteil Queens niedergegangen. Nach ersten Informationen wurden dort vier Häuser zerstört; mindestens 14 seien beschädigt worden. In der Maschine hatten sich insgesamt 260 Menschen befunden. Am Boden starben zudem mindestens neun Menschen, einige werden noch vermisst.

Tod, Panik und Bestürzung

Die Menschen in der Nähe der Absturzstelle am Rockaway Beach Boulevard hatten panikartig Schutz gesucht, als die Maschine vom Himmel stürzte. «Es gab Panik, nur Panik», schilderte eine Frau die Szenen nach dem Aufprall.

Insgesamt befanden sich 260 Menschen, darunter 9 Crew-Mitglieder. In ersten Berichten war von 255 Menschen ausgegangen worden. Die zusätzlichen 5 Passagiere waren Babys ohne Flugkarten, die mit ihren Müttern reisten. Alle Insassen seien ums Leben gekommen, sagte Bürgermeister Giuliani am Montagabend. Bis Dienstagmorgen Schweizer Zeit konnten 265 Leichen geborgen werden.

In der Dominikanischen Republik löste der Flugzeugabsturz grosse Bestürzung aus. Fernsehberichten aus Santo Domingo zufolge waren unter den 251 Passagieren 176 Dominikaner.

Seit den Ereignissen vom 11. September herrscht in den USA Furcht vor neuen Anschlägen. Personen, die dem Umfeld des Islamisten Osama Bin Laden zugerechnet werden, hatten in den vergangenen Wochen mehrmals neue Attentate angekündigt.

Börse unter Druck

Der New Yorker Aktienmarkt hat am Montag uneinheitlich geschlossen. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte fiel um 53,63 auf 9’554,37 Punkte, die Technologiebörse Nasdaq stieg um 11,65 auf 1’840,13 Punkte. Umgesetzt wurden 977,27 Mio. Aktien nach 1,1 Milliarden am letzten Handelstag der Vorwoche.

Die Schweizer Börse schliesst vor dem Hintergrund des Flugzeug-Absturzes in New York schwächer. Der SPI sank um 70,47 oder 1,66% auf 4’236, 68 Zähler, der SMI sank um 111,9 Punkte oder 1,8% auf 6’229,1 Zähler.

Swissair annullierte Flug nach Newark

Die Swissair annulierte einen Flug nach Newark. Wegen der Sperrung der New Yorker Flughäfen wären chaotische Zustände zu befürchten gewesen, sagte Swissair-Sprecherin Claudia Imhasly.

Zwei weitere Swissair-Flugzeuge, die zum Zeitpunkt des Absturzes in New York bereits in der Luft waren, setzten ihren Flug fort und konnten nach Wiedereröffnung des John-F.-Kennedy-Flughafens am Abend sicher landen.

Auch die Rückflüge für Dienstag sollten gesichert sein, wie Swissair-Sprecher Claude Donzel sagte. Allerdings rechntete er mit Verspätungen wegen der grossen Zahl der aufgeschobenen Flüge.

swissinfo und Agenturen

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