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Wechsel an der CSG-Spitze: Mühlemann geht

Lukas Mühlemann führte die CSG seit 2000 im Doppelmandat. Keystone Archive

Der seit längerem umstrittene CSG-Präsident Lukas Mühlemann verlässt die Spitze des zweitgrössten Schweizer Finanzkonzerns auf Ende Jahr.

Neuer Verwaltungsrats-Präsident wird Walter B. Kielholz, aktuell Swiss-Re-Chef.

Der Entscheid, aus dem Unternehmen auszuscheiden, sei ihm nicht leicht gefallen, wird Mühlemann im Communiqué vom Donnerstag zitiert. Er wolle mit diesem Schritt ermöglichen, dass sich die Credit Suisse Group (CSG) unbelastet von den Diskussionen um seine Person entwickeln könne.

Kielholz würdigt die Leistungen Mühlemanns: Unter seiner Leitung habe die Gruppe eine starke Position in der Vermögensverwaltung und im Investment Banking erreicht. Die CSG hat laut Kielholz «eine sehr solide Basis und alles, was es braucht, um erfolgreich zu sein».

Für CSG zur Belastung geworden

Der 52-jährige Mühlemann galt in den 90er Jahren als Shooting Star der Schweizer Wirtschaft. Er war auf Anfang 1997 zum Konzernchef der CSG ernannt worden. Auf Anfang 2000 war er zudem als Nachfolgler von Rainer E. Gut zum Verwaltungsratspräsidenten ernannt worden. Gerade wegen dieses Doppelmandats war Mühlemann in jüngster Zeit aber immer heftiger kritisiert worden.

Im Juli dieses Jahrs hatte Mühlemann angekündigt, er werde auf die Generalversammlung 2003 hin als Verwaltungsrats-Präsident zurücktreten und sich auf die Geschäftsführung der Gruppe (CEO) zu konzentrieren. Mit der Suche eines Nachfolgers war ein Komitee beauftragt worden, dem auch Kielholz angehörte.

Mühlemann sorgte sodann als Verwaltungsrat der argentinischen Banco General de Negocios (BGN), deren Manager in Geldwäscherei verstrickt sein sollen, ebenso für negative Schlagzeilen wie im Zusammenhang mit dem Ende der Swissair. Schliesslich überraschte die CSG die Finanzwelt mit einem Reinverlust von 579 Mio. Franken im zweiten Quartal 2002.

Aktien volatil

Im frühen Donnerstags-Handel zeigte sich die Börse erfreut über den Abgang Mühlemanns. In einem gehaltenen Gesamtmarkt legten die CSG-Aktien nach der Eröffnung zu. Dann allerdings setzte wieder in Rückgang ein.

Seit Jahresbeginn haben die Titel über 50 Prozent an Wert eingebüsst.

«Der Rücktritt Mühlemanns ist das, was der Markt immer wieder gefordert hat. Jetzt hat der Verwaltungsrat endlich reagiert. Man kann sich doch nicht immer gegen die Aktionäre stellen», sagte ein Händler gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Man müsse mit der Beurteilung jedoch auch vorsichtig sein. «Man kann ja nicht alles Mühlemann anlasten», räumte der Händler ein. Zuletzt sei alles gegen ihn gelaufen, auch die Märkte.

Anleger-Schutzvereinigung zufrieden

Die Schutzvereinigung Schweizer Anleger (SVSA) hat vom endgültigen Rücktritt Lukas Mühlemanns bei der Credit Suisse Group mit Genugtuung Kenntnis genommen. Damit sei eine Forderung der Privataktionäre erfüllt worden.

Fragen im Zusammenhang mit Mühlemanns Geldbezügen und seiner Verwantwortlichkeiten für die Fehlleistungen bei der CSG und auch bei der SAirGroup seien damit aber noch nicht vom Tisch, schreibt die von Anwalt Hans-Jacob Heitz präsidierte SVSA in einem Communiqué vom Donnerstag.

Neue CEOs

Gleichzeitig mit der Rochade zuoberst wurden Oswald Grübel, Chef der Credit Suisse Financial Services, und John Mack, Chef der Credit Suisse First Boston, auf Anfang 2003 zu Co-Chief-Executive-Officers der Gruppe ernannt, wie die CSG am Donnerstag in einem Communiqué mitteilte.

Die CSG teilte am Donnerstag weiter mit, dass der Verwaltungsrat die heutige Ausrichtung der Gruppe bekräftigt habe. An der Struktur mit den im Banken und Versicherungsgeschäft sowie im Investment Banking und in der institutionellen Vermögensverwaltung tätigen Geschäftseinheiten Credit Suisse Financial Services (CSFS) und Credit Suisse First Boston (CSFB) ändere sich nichts.

swissinfo und Agenturen

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