
Wirtschafts-Delegation in West-Afrika

Eine Schweizer Wirtschafts-Delegation befindet sich seit Mittwoch (30.05.) in Nigeria, West-Afrika. Bundesrat Pascal Couchepin wird wegen eines Todesfalls in der Familie erst am Samstag nachreisen.
In Lagos wurde am Donnerstagabend die Handelskammer Schweiz-Westafrika eingeweiht. Die Organisation, die noch auf der Suche nach Räumlichkeiten ist, will die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern intensivieren.
«Die Schweiz glaubt an diesen afrikanischen Riesen», sagte Nicolas Imboden, Präsident der neuen Kammer vor Schweizer und nigerianischen Geschäftsleuten. Der vorübergehende Chef der Schweizer Delegation, Botschafter Jürg Reding, erinnerte daran, dass die Schweiz nicht bis zur Einweihung der Handeskammer gewartet habe, um fruchtbare Beziehungen mit Nigeria aufzubauen.
Die Delegation besucht während drei Tagen Nigeria, dann das Nachbarland Benin. Der Abordnung, die mit dem Staatsekretariat für Wirtschaft (seco) unterwegs ist, gehören Geschäftsleute aus den Bereichen Bau, Elektrizität, Planungsberatung und Finanzen an. Nigeria ist besonders daran interessiert, das Land für ausländische Investoren attraktiv zu machen. Die Schweiz investiert lediglich 30 Mio. Franken in das bevölkerungsreichste Land Afrikas.
Ausländische Investoren waren durch eine dreissig Jahre lange Diktatur abgeschreckt worden. Hinzu kommt ein hohes Risiko bei Exporten nach Nigeria: Ende 2000 hatte das Land Schulden in der Höhe von 235 Mio. Franken, ein Jahr zuvor waren es noch 190 Mio. Franken gewesen. Die Schweiz gibt auch keine Export-Risiko-Garantie mehr für Exporte nach Nigeria. Die Schweizer Wirtschaftsvertreter der seco-Delegation wollen sich darum bemühen, dass diese Schulden beglichen werden.
Rund fünfzig Schweizer Unternehmen sind in Nigeria präsent. Darunter befinden sich ABB, Nestlé, die Pharmakonzerne Roche und Novartis sowie Sulzer und Swissair. Diese Firmen beschäftigen mehr als 6’000 Personen. Typisch seien Infrastruktur-Aufträge für die Regierung, sagte Handelskammer-Sprecher Heinz Pletscher gegenüber swissinfo.
Hohe nigerianische Erwartungen
Die Erwartungen an die Delegation sind in Nigeria hoch: Die Schweiz leistete in der Abacha-Affäre vorbildliche Rechtshilfe. Der verstorbene Ex-Diktator Sani Abacha hatte rund 650 Mio. Franken auf Schweizer Konten deponiert. Die nigerianischen Behörden hätten besonders die Geschwindigkeit geschätzt, mit der die Schweiz die Konten eingefroren habe. Grossbritannien seinerseits habe ein Jahr gebraucht, um auf ein ähnliches Rechtshilfegesuch zu reagieren.
Entwicklungs-Zusammenarbeit in Benin
Benin, die Destination nach Nigeria, ist einer der ärmsten afrikanischen Staaten. Dort stehen weniger wirtschaftliche Fragen als jene der Zusammenarbeit auf dem Programm. So ist beispielsweise ein Besuch im Forschungsinstitut für Tropenlandwirtschaft geplant, das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanziert wird.
swissinfo und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch