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Zurück zur Lebensversicherung

Präsident Andreas F. Leuenberger und CEO Roland Chlapowski wollen redimensionieren. Keystone

Die Rentenanstalt/Swiss Life konzentriert sich auf das Kerngeschäft Lebensversicherung sowie auf die Märkte Schweiz, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Niederlande und Deutschland.

Der Fokussierung fallen 700 Stellen zum Opfer, 500 davon in der Schweiz.

Der Stellenabbau soll innerhalb der nächsten beiden Jahren und wo möglich mit natürlichen Abgängen realisiert werden, sagte Konzernchef Roland Chlapowski am Mittwochmorgen an einer Telefonkonferenz. Für die übrigen Betroffenen liege ein Sozialplan vor.

Zusammen mit dem bereits Mitte April angekündigten Arbeitsplatz-Abbau werden damit bei der Rentenanstalt/Swiss Life insgesamt 1500 Stellen gestrichen. Das sind 13 Prozent des Gesamtbestandes.

Gewerkschaften sind empört

Der angekündigte Stellenabbau löste bei den Gewerkschaften Empörung aus. Erste Gespräche für einen Sozialplan haben bereits stattgefunden. Edi Class, Generalsekretär beim Kaufmännischen Verband, spricht von einer «äusserst betrüblichen Sache». Das Personal werde nach diversen Fehlentscheidungen des Managements erneut «als Puffer missbraucht».

Die Gewerkschaft verlangt insbesondere, dass den Betroffenen bei der Stellensuche geholfen wird. Zudem seien Lohnfortzahlungen für Leute, die nicht sofort eine Stelle finden, angezeigt, sagte Class.

Der Rentenanstalt müsse jedoch zugute gehalten werden, dass sie die Sitation ernst nehme und aus eigener Initiative den Kontakt mit den Sozialpartnern gesucht habe.

Halbjahresergebnis unter den Erwartungen

Im ersten Halbjahr resultierte ein Verlust von fast 400 Mio. Franken. Dies wegen ausserordenticher Abschreibungen auf Goodwill von 624 Mio. Franken. Diese Abschreibungen betreffen vor allem die Beteiligung an der Banca del Gottardo, die wertmässig um 537 Mio. Franken reduziert wurden.

Das Finanzergebnis stieg im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode um mehr als eine halbe Milliarde Franken auf 3,53 Mrd. Franken.

Trotzdem sank das Eigenkapital wegen markant tieferer Marktwerte der entsprechenden Kapital-Anlagen um über 1 Mrd. Franken auf 3,9 Mrd Franken.

Aktien-Sinkflug geht weiter



Die Aktie der Rentenanstalt/Swiss Life ist nach der Bekanntgabe des Restrukturierungs-Programms weiter unter Druck geraten.

Seit rund neun Monaten befinden sich die Papiere auf einer praktisch ununterbrochenen Talfahrt. Im Dezember 2001 hatte der Kurs noch 845 Franken betragen. Damit beträgt der Kursverlust fast 80%.

Die neuen Zahlen haben die Analysten nicht überrascht. Die Fokussierung auf den Lebenbereich wird begrüsst. Die Experten hätten sich aber präzisere Angaben zur angekündigten Reorganisation gewünscht, hiess es. In Anbetracht der Marktbedingungen wird die Umsetzung skeptisch beurteilt.

Trennung von der Banca del Gottardo

Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, wie die Gotthardbank und die La Suisse, sollen bei besseren Marktverhältnissen abgestossen werden.

Chlapowski gab dabei keinen Zeithorizont an. Das aktuelle Umfeld erlaube keinen Verkauf zu einem korrekten Preis. Es seien rentable Geschäfte mit einem erheblichen Wert.

Kurzfristig mehr Eigenmittel

Bereits einige Tage vor der Veröffentlichung der tiefroten Halbjahreszahlen hatte das Unternehmen eine Kapitalerhöhung angekündigt. Notwendig sind zwischen 0,9 und 1,2 Mrd. Franken. Das Geld soll mit dem Gang auf den Kapitalmarkt beschafft werden.

Über die gesamten Veränderungen – auch die Überführung des Stammhauses in eine Holdingstruktur – wird am 23. Oktober eine ausserordentliche Generalversammlung befinden.

Die Börse reagierte negativ auf den Neubeginn: Bei einem mit 2,1 im Minus liegenden Blue-Chips-Handel sanken die Titel der Rentenanstalt bis zum Abend um 15,5 Prozent ab.

swissinfo und Agenturen

1857: Conrad Widmer gründet in Zürich die Rentenanstalt als Genossenschaft auf Gegenseitigkeit
1866 – 1987: Gründung von Niederlassungen und Tochtergesellschaften im Ausland
1988: Übernahme der La Suisse Versicherungen
1996: Joint Venture UBS Swiss Life
1997: Umwandlung von Rentenanstalt/Swiss Life zur Aktiengesellschaft
1999: Übernahme Banco del Gottardo
2000: Übernahme Schweizerische Treuhandgesellschaft (STG)
2002: Start und Auflösung des Internet-Finanzportals redsafe.com

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