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Himmel wird klarer – Alarmzustand bleibt

Das Leben geht weiter in Luzern, die Gefahr ist jedoch noch nicht gebannt. Keystone

Die Sonne bescherte am Mittwoch den unwettergeschädigten Regionen eine Verschnaufpause. Der Alarmzustand bleibt bestehen, besonders in Bern und Luzern.

Die Landesregierung hat ihr tiefes Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. Sie dankt allen, die sich vor Ort einsetzen. Finanzielle Mittel hat sie jedoch keine gesprochen.

Während in vielen Hochwassergebieten die Pegelstände sanken, war die Gefahr andernorts noch nicht gebannt. Zahlreiche Orte, vor allem in der Innerschweiz und im Kanton Bern blieben von der Umwelt abgeschnitten.

Die Strom- und Trinkwasserversorgung war noch nicht überall wieder hergestellt, Tausende von Telefonanschlüssen in den Unwettergebieten blieben stumm.

Am prekärsten blieb die Hochwasserlage am Mittwoch in der Innerschweiz sowie in Bern und im Berner Oberland, wo das Diemtigtal, das Oberhasli und Brienz vom Verkehr abgeschnitten bleiben.

Durch das Berner Mattequartier fliesst weiterhin die Aare. Die Behörden beschlossen deshalb, sämtliche verbliebenen Bewohnerinnen und Bewohner aus ihren Häusern zu evakuieren.

Ein Einsturz der Altstadthäuser konnte nicht ausgeschlossen werden. Wegen der starken Strömung mussten die Menschen mit Helikoptern geborgen werden.

Immer noch angespannte Situation in Obwalden

Im Touristenort Engelberg im Kanton Obwalden in der Innerschweiz wurden 3800 Einheimische und gut 1000 Touristen weiterhin aus der Luft versorgt.

Möglichst schnell sollte eine Notstrasse die zerstörte Strassen- und Bahnverbindung ersetzen. Da aber ein Alpgebäude abzurutschen droht, ist der Bau dieser Notstrasse gefährdet.

Überschwemmungen am Vierwaldstättersee

Im nidwaldnerischen Ennetbürgen stieg der Vierwaldstättersee erneut an. In Luzern standen weite Teile der Innenstadt unter Wasser. Gaffer behinderten die Arbeit der Einsatzkräfte. Deshalb wurde ein Steg über die Reuss gesperrt. Nur noch zwei Brücken sind uneingeschränkt offen.

Im Kanton Uri soll die Nord-Süd-Verbindung, die durch den Gotthard führende Autobahn A2, am Wochenende wieder geöffnet werden.

Frau in der Töss

Die Kantonspolizei Zürich suchte am Mittwochnachmittag nach einer Person in der Töss im Zürcher Oberland. Zeugen hatten eine Frau auf Gemeindegebiet Bauma flussabwärts in der Töss treiben sehen.

Auch im Bündnerland setzten die Aufräumarbeiten ein. Die am Dienstag in Küblis von der Landquart mitgerissene 72-Jährige wurde nicht gefunden.

Die Lage im Aargau beruhigte sich zusehends. Überall wo das Hochwasser zurückging, wurde das Schadenausmass deutlich.

Bundesrat betroffen

Weiterhin standen in den Katastrophengebieten neben den zivilen Kräften rund 1000 Armeeangehörige im Einsatz. Die Landesregierung zeigte sich vom Aussmass der Überschwemmungen “schockiert”.

Sie drückt den Hinterbliebenen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Zudem erwies sie den Todesopfern der Unwetterkatastrophe die Ehre und gedachte den Vermissten.

Der Bundesrat zeigte sich schockiert über das Ausmass der Katastrophe. Er sicherte den Kantonen und Gemeinden Unterstützung zu, machte jedoch keine konkreten finanzielle Zusagen.

Es seien bislang auch keine formellen Anfragen eingegangen, erklärte Bundesrats-Sprecher Oswald Sigg. Das Schadens-Ausmass wird gegenwärtig auf ein bis zwei Milliarden Franken geschätzt.

Silberstreif am Horizont

In den kommenden Tagen dürfte sich die Lage beruhigen, obwohl die Meteorologen am Donnerstag eine neue Regenfront erwarten. MeteoSchweiz rechnet bis Freitagmittag mit fünf bis zehn Liter Regen pro Quadratmeter.

Diese Mengen dürften aber nicht ausreichen, um die Lage wieder dramatisch zu verschlimmern. Dank eines Hochs am Wochenende rechnen die Meteorologen mit einer raschen “Austrocknung”.

swissinfo und Agenturen

Nach drei Tage langem Anstieg der Fluten stabilisieren sich die Wasserpegel. Gewisse Dämme befinden sich jedoch durch blockierendes Schwemmholz unter Druck. Sie sind bedroht.

Vier Menschen haben bisher bei der Naturkatastrophe ihr Leben verloren, drei werden vermisst.

In den nächsten Tagen soll es nur wenig Niederschlag geben, die Situation wird sich voraussichtlich weiter beruhigen.

Der Berner Historiker Christian Pfister, Autor von vergleichenden Studien über Naturkatastrophen in der Schweiz, schätzt, dass die Schäden bis zu 2 Mrd. Franken betragen könnten.

Die schlimmsten Überschwemmungen im 20. Jahrhundert hatte es 1987 gegeben. Die Schäden beliefen sich damals auf 1,7 Mrd. Franken.

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